verschlechtert

o2: Genion verliert an Attraktivität

Mit neuen Konditionen ab Juli kein echter Festnetz-Ersatz mehr
Von Volker Schäfer

Vor einigen Tagen haben wir über die neuen Tarife berichtet, die bei o2 Germany ab 1. Juli für Neukunden ausschließlich erhältlich sind. Wie zuvor bei T-Mobile, Vodafone D2 und E-Plus haben sich die Konditionen für die Kunden deutlich verschlechtert. Der Unterschied zu den Mitbewerbern: Bei o2 geht es nicht ausschließlich um "klassischen" Mobilfunk, sondern auch um das früher als Festnetz-Ersatz beworbene Genion-Produkt.

Als Genion im Sommer 1999 eingeführt wurde, war diese Fixed-Mobile-Integration-Lösung in der Tat als eine gute Alternative zu einem "normalen" Festnetzanschluss zu gebrauchen. Die Tarife lagen nur knapp über denen günstiger Call-by-Call-Vorwahlen und zusätzlich bot Genion den Vorteil, auch im Umkreis von mindestens 500 Metern um die eigene Wohnung "festnetzgünstig" zu sein.

In den letzten drei Jahren senkten die Call-by-Call-Anbieter ihre Preise drastisch. Über 01051 Telecom konnte man in den letzten Wochen für nur einen Cent pro Minute rund um die Uhr bundesweit telefonieren. Preise von unter 3 Cent pro Minute zur Hauptzeit sind heute die Regel.

o2 dagegen hat für Genion keine Preisanpassungen zu Gunsten der Kunden vorgenommen. So zahlte man für ein Ferngespräch innerhalb der Homezone werktags tagsüber bisher schon 6 Cent pro Minute - und damit mehr als doppelt so viel wie im "richtigen" Festnetz. Neukunden müssen ab Juli sogar mit einer Preiserhöhung auf 7 Cent leben.

Nach 21 Uhr lag der Minutenpreis mit 3 Cent bislang annähernd auf Festnetzniveau. Auch dieser Preis gehört - außer für Ortsgespräche (und die gelten bei Genion nur innerhalb des eigenen Ortsnetzes) - der Vergangenheit an. Künftig sind pro Minute 4 Cent in der gesamten Nebenzeit zu zahlen.

Ein Argument für Genion war bislang auch der günstige Weiterleitungspreis für die Festnetznummer außerhalb der Homezone von 15 Cent pro Minute. Ab Juli zahlen Neukunden 19 Cent - das ist mehr, als manche Call-by-Call-Telefongesellschaften für Gespräche vom Festnetz zum Handy verlangen. Eine Umleitung der normalen Festnetznummer auf ein Mobiltelefon in einem beliebigen Netz ist demnach nicht mehr teurer, sondern teilweise sogar günstiger als Genion.

Bliebe als Vorteil gegenüber vielen anderen Handyverträgen die Möglichkeit, innerhalb der Homezone die Mailbox kostenlos abzuhören. Das funktioniert aber auch mit einem E-Plus-Professional-Tarif. Genion hat somit sehr an Attraktivität verloren. o2, einst Vorreiter bei innovativen Produkten und günstigen Tarifen, hat sich somit in vielen Punkten den Mitbewerbern angepasst. Bleibt abzuwarten, wie sich das auf die Neukundenentwicklung auswirkt.