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Mobile Dienste: Noch ist das Medium die Message

Die Technik ist da - aber was macht man damit?
Von Marie-Anne Winter

Der postmoderne Sinnspruch, dass das Medium die Message sei, erhält angesichts der neuen Mobildienste neue Aktualität. In die neuen Datendienste GPRS und UMTS werden große Hoffnungen gesetzt, die Umsatzmaschine für den wachstumsstarken Mobilfunkmarkt wieder höher drehen zu lassen. Aber die Nutzer machen bisher nicht so richtig mit. Sie wollen in erster Linie mobil telefonieren und dafür möglichst wenig ausgeben. Eine Untersuchung von Mummert + Partner ergab, dass die Kunden in erster Linie günstige Tarife und zuverlässige Netze wollen.

Einzig bei der SMS-Nutzung schauen die Kunden offenbar nicht so aufs Geld - die Möglichkeit, für durchschnittlich 20 Cent maximal 160 Zeichen durch den Äther zu jagen, wird milliardenfach genutzt. Dabei ist die "Melkkuh der Netzbetreiber" eher ein Abfallprodukt, das sich nun als Goldesel für die Branche entpuppte. Innovativer Schnickschnack, der in erster Linie Geld kostet, wird vorerst wenig nachgefragt. Wegen der umständlichen Abrufe von WAP-Seiten ist diese Angebote bis heute nicht so richtig ins Laufen gekommen. Es ist allerdings zu erwarten, dass die schnelleren und günstigeren GPRS-Tarife dem mobilen Internet jetzt den nötigen Anschub bringen. Dafür müssen die Dienste aber interessanter werden - bisher sind die Angebote im mobilen Internet in erster Linie zusammengestutzte Inhalte aus dem "richtigen" Internet, die für mobile Anwender lesbar gemacht werden.

Wenn es sich dabei aber nicht um spröde, aber relevante Informationen wie Börsenkurse oder Abflugzeitszeiten handelt, hört der Spaß schon auf, bevor er angefangen hat, denn diese Form der Zweitverwertung ist nichts, womit man einer breiten Schicht von Usern das Geld aus der Tasche ziehen kann. Schon gar nicht, wenn sie nicht einmal für das farbige, animierte dank DSL ruckelfreie, Original aus dem festen Internet nicht bezahlen wollen. Warum soll man auch für etwas zahlen, das man gar nicht braucht, nur weil man es auch unterwegs bekommen kann?

Die Anwort ist klar: Eben deshalb. Es ist dermaßen toll, überall alles bekommen zu können, dass sich die Frage gar nicht mehr stellt. Mobiles Internet ist toll, weil es vorhanden ist. Wenn jetzt auch noch die Diensteanbieter ihre Hausaufgaben machen und mobilen Content in Form und Farbe passend zu den neuen Handy-Displays liefern würden, könnte sich der i-Mode-Erfolg von Japan eventuell doch noch in Europa wiederholen lassen. Ein Renner könnten dabei standortbezogenen Dienste (Location Based Services, kurz LBS) werden, denn das ist genau das, was für eine mobile Nutzung wirklich Sinn macht: Auf den jeweiligen Standort des Nutzers bezogene Information - ganz gleich ob das spröde Navigationsdaten oder die Namen in der Nähe befindlicher Flirtpartner sind.