Schieflage

Ron Sommer soll gehen

Berliner Zeitung: "Ablösung so schnell wie möglich"
Von Marie-Anne Winter

Nachdem Telekom-Chef Ron Sommer in der letzten Zeit immer häufiger zur Zielscheibe der Kritik geworden ist, scheint langsam Schluss mit lustig zu sein: Wie die Berliner Zeitung heute morgen schreibt, soll Ron Sommer gehen - aber erst nach der Bundestagswahl.

Hieß es im Mai noch, dass das Schwächeln der T-Aktie kein Grund für eine Ablösung des Telekom-Chefs sei, hat sich der Wind inzwischen nicht nur gedreht, sondern ist auch stärker geworden. Die T-Aktie ist mittlerweile im Dauer-Allzeit-Tief versunken. Die Bundesregierung, die mit 43 Prozent an der hoch verschuldeten Telekom beteiligt ist, sieht langsam, dass es höchste Zeit wird, einen Sündenbock in die Wüste zu schicken. Noch Anfang Juni wurden Gerüchte über eine Ablösung Sommers in Berlin entschieden dementiert - inzwischen heißt es, dass die Bundesregierung Sommer "so schnell wie möglich ablösen" wolle. Bisher halte sie aber vergeblich nach einem geeigneten Sanierer für das hoch verschuldete Unternehmen Ausschau. Die Zeitung bezieht sich auf "gut unterrichtete Regierungskreise", nach denen der Bund eine schnellstmögliche Ablösung anstrebe, wenn denn ein geeigneter Interessent für den Posten zu Verfügung stände. Aber vor der Bundestagswahl würde sich wahrscheinlich keiner melden.

Kanzlerkanditat Edmund Stoiber tat sich in der letzten Zeit heftiger Manager-Schelte hervor, bei der Ron Sommer ein Lieblingsziel abgab. Es sei ein Unding, dass sich Spitzenmanager immer höhere Bezüge genehmigten, während die Kleinaktionäre ihr Geld verlören. In einem heute in der "Bild [Link entfernt] "-Zeitung erschienenem Gespräch zwischen Bundeskanzler Gerhard Schröder und seinem Kontrahenten Edmund Stoiber stellte sich der Bundeskanzler nicht mehr eindeutig hinter Sommer. Die Abberufung Sommers sei Sache des Aufsichtsrates und nicht der Regierung.

Laut "Berliner Zeitung" übt vor allem die Hausbank der Deutschen Telekom, die Dresdner Bank, Druck auf die Bundesregierung aus. In der vorigen Woche soll der frühere Dresdner-Bank-Chef Bernhard Walter, der seit 1999 Mitglied des Telekom-Aufsichtsrates ist, bei Finanzstaatssekretär Manfred Overhaus interveniert haben, weil der Aufsichtsrat nicht ausreichend über die finanzielle Schieflage des Unternehmens informiert worden sei.