Ende vom Anfang

Quam - erstes Opfer des UMTS-Abenteuers

Wie geht es weiter mit dem Mobilfunk der Zukunft?
Von Marie-Anne Winter mit Material von dpa

Nachdem sich Mobilfunk-Spätstarter Quam nach einem kurzen, bunten und turbulenzreichen Leben gestern ins Reich der Legenden verabschiedet hat, kochen die Spekulationen im realen Leben hoch. Da hat das milliardenverschlingende Abenteuer UMTS nun sein erstes Opfer gefunden, und die Frage geht um, wer wohl das nächste werden könnte.

Auch wenn die Nachricht aus Spanien für die rund 900 Mitarbeiter des Unternehmens ein Schock war, so ganz aus heiterem Himmel kam sie nicht. Quam-Chef Ernst Folgmann hatte bereits vor rund zwei Wochen seinen Hut genommen. Er hatte von Anfang an einen schweren Stand, die Kunden in Deutschland für einen weiteren Mobilfunkanbieter zu begeistern. Branchenkenner räumten Quam kaum Chancen ein, sich auf dem schwierigen deutschen Markt zu behaupten. Die beiden Marktführer T-Mobile und Vodafone D2 haben vier Fünftel der über 40 Millionen Kunden an sich gezogen, um den Rest konkurrieren die kleineren Unternehmen wie E-Plus, o2 und bis Mittwoch auch Quam.

Der Markt war schon aufgeteilt, als Quam im November 2001 an den Start ging. Nur drei Wochen später stellte Quam den Verkauf in einer Protestaktion vorübergehend ein, weil sich das Unternehmen von den Branchenriesen D1 und D2 behindert fühlte. Die millionenschwere Werbekampagne zum Start ging damit weitgehend ins Leere - und brachte Quam den "Anti-Oscar" der Werbebranche für einen besonders gelungenen Marketingflop ein: Die Verkäufer in den noblen Quam-Shops durften die Kunden zwar während der Protest-Pause bei einem Kaffee beraten, aber keine Verträge anbieten. Quam wurde dafür als "teuerste Cappuccinobar Deutschlands" gehandelt.

Immerhin eine Bar mit UMTS-Lizenz. Denn diese will das Unternehmen nach eigener Aussage erst einmal behalten. Wie Quam allerdings die daran geknüpften Auflagen erfüllen will, bis Ende 2003 25 Prozent der deutschen Bevölkerung mit dem eigenen UMTS-Netz zu erreichen, ist unklar. Zwar baut man das Netz zusammen mit E-Plus auf - doch umsonst dürfte das nicht möglich sein. Telefónica hofft wahrscheinlich darauf, dass die RegTP die Lizenzbedingungen wegen der schlechten Situation in der Branche ändern wird. Bisher gibt es allerdings noch keine Anzeigen dafür, auch wenn einige andere Lizeninhaber ebenfalls auf Lockerungen dringen. Bisher bleibt der Regulierer aber hart.

Wie wird es nun mit den UMTS-Lizenzinhabern weitergehen? Als nächster Wackelkandidat wird MobilCom gehandelt. Derzeit bereitet Großaktionär France Telecom die Übernahme vor, der Streit um die Konditionen für die Anteile des ehemaligen Unternehmenchefs Gerhard Schmid ist noch nicht ausgestanden. France Telecom plant aber, die Investitionen für den UMTS-Ausbau drastisch zu kürzen, um Konzernschulden abzubauen.

Quams Rückzug hat auch Konsequenzen für die KPN-Tochter E-Plus, die gemeinsam mit Quam das UMTS-Netz aufbauen wollte. Die geplanten Einsparungen von etwa 750 Millionen Euro sind nun zumindest zum Teil hinfällig. Auch der niederländischen Mutterkonzern KPN wird von Schulden erdrückt, und der i-mode-Start entsprach nicht den Erwartungen.

Wenig erwartungsfroh blickt auch o2 in die Zukunft. Ob die teure Kampagne zum Markenwechsel dem vierten Netzbetreiber in Deutschland aus der Krise helfen kann, bleibt anzuwarten. Für die British Telecom ist das Engagement auf dem deutschen Mobilfunkmarkt bisher auch teurer als erwartet gekommen, der Preis für die Übernahme der Mehrheitsanteile von E.ON war sehr hoch.

Schon im Mai sprach der Vorstandschef von T-Mobile Kai-Uwe Ricke in einem Interview davon, dass in Deutschland nur Platz für drei UMTS-Anbieter sei. Der von Branchenexperten erwartete Konsolidisierungsprozess ist weiterhin in vollem Gange.