mobile Schnappschüsse

FTD: Foto-Handys verkaufen sich gut

Eine lang ersehnte Killer-Applikation in Sicht?
Von Marie-Anne Winter

Die Lage der Mobilfunkbranche lässt sich derzeit noch mit drei Worten zusammenfassen: Frust, Frust, Frust. Immerhin erscheint nun ein zarter Schimmer am Horizont, der nicht nur silbern, sondern gleich bunt ist: Mobiltelefone mit eingebauter Kamera verkaufen sich überraschend gut. Das berichtet heute die Financial Times Deutschland (FTD [Link entfernt] ). Die Möglichkeit, mit dem Handy, das man ohnehin ständig dabei hat, Schnappschüsse machen und gleich versenden zu können, ist für viele Kunden offenbar faszinierend genug, um zu einem Zwei-Jahres-Vertrag etwa 300 Euro zu investieren. Denn soviel kostet ein solches Gerät zusätzlich. Die Netzbetreiber legen noch einmal zwischen 100 und 200 Euro drauf, in der Hoffnung, dass sie die Subvention über den Versand der Schnappschüsse wieder hereinbekommen. Laut FTD haben die beiden deutschen Marktführer T-Mobile und Vodafone bisher jeweils etwa 15 000 Kamera-Handys unter die Leute bringen können.

Die Chancen dafür sind nicht schlecht, denn ein britisches Marktforschungsunternehmen hat schon ermittelt, dass die Nutzer beim Preis für den Bildversand relativ unempfindlich seien. Das Marktforschungsunternehmens Ovum meint, dass die Betreiber mit MMS ihren Schnitt machen würden.

Diese Einschätzung teilt auch der Geschäftsführer von Vodafone Deutschland, Jürgen von Kuczkowski. Er wird im Bericht wie folgt zitiert: "MMS ist die Killer-Applikation". Vodafone setzt darauf, dass die Handyschnappschüsse künftig die gute alte Ansichtskarte ersetzen werden.

Natürlich hoffen auch Mitbewerber und Techniklieferanten wie Nokia oder Ericsson angesichts der herrschenden Dauerflaute auf eine Geschäftsbelebung, wie sie der Versand und die Speicherung von Fotos mit sich bringen könnten.

Die Einschätzungen des Marktpotentials dieser neuen Anwendung sind aber alles andere als einheitlich: Ovum beispielsweise sieht für das Jahr 2007 in Großbritannien einen Umsatz von 5,3 Milliarden Euro voraus, die Branchenvereinigung Wireless World Forum rechnet nach einer Umfrage unter den 3 000 Mitgliedern nur mit 258 Millionen Umsatz Euro im Jahr 2006 aus.

Auch für die Preisentwicklung gibt es noch keine sicheren Trends. Bei Vodafone Deutschland können zur Zeit noch kostenlos Bildbotschaften versendet werden, ab September werden aber mindestens 39 Cent pro Nachricht berechnet. Bei T-Mobile gibt es noch bis zum 31. Oktober zwei Volumenklassen: Eine MMS mit einem Volumen von bis zu 30 Kilobyte kostet dabei 39 Cent, der Versand einer Nachricht von bis zu 100 Kilobyte wird mit 99 Cent berechnet. Welche Preise ab November, nach Ende der Einführungsphase, gelten, ist derzeit noch nicht bekannt. T-Mobile bietet Kunden auch Grußkarten zum Versand via MMS an. Diese kosten während der Pilotphase zwischen 1,99 und 2,29 Euro. Es ist anzunehmen, dass sich die meisten Anbieter diesem Berechnungsmodell anschließen werden.

Bisher ist die Ausbreitung von MMS aber weniger durch den Preis, als durch die geringe Anzahl der Empfänger limitiert, die Bildnachrichten empfangen können. Denn zur Zeit ist es weder bei T-Mobile noch Vodafone möglich, Bildnachrichten an Mobiltelefone ins Netz der Konkurrenz zu versenden.