Durststrecke

Kurth erwartet langfristigen Erfolg für UMTS

RegTP-Chef setzt auf den langen Atem der Netzbetreiber
Von Marie-Anne Winter

Der Präsident der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (RegTP), Matthias Kurth, gibt sich nach wie vor vom Erfolg von UMTS überzeugt. Vor allem will er auch weiterhin nicht an den Vergabebedingungen für die UMTS-Lizenzen rütteln. Das geht aus einem Bericht hervor, der in der heutigen Ausgabe der Süddeutschen Zeitung erschienen ist.

Zwar bezeichnete Kurth die Kosten von damals gut 100 Milliarden Mark für die UMTS-Lizenzen "im Nachhinein exorbitant", daran sei aber weder die RegTP noch das Versteigerungsverfahren schuld. Es habe angesichts der gerade herrschenden High-Tech-Euphorie zum Zeitpunkt der Auktion eine "überzeichnete Erwartungshaltung" gegeben, die nun korrigiert werden müsse. die schlechte Stimmung in der Branche sei aber ebenso überzogen: "Es wird derzeit so getan, als ob UMTS überhaupt keine Chance hätte."

Das sei nach Ansicht des RegTP-Präsidenten aber nicht der Fall. Außerdem seien die UMTS-Lizenzen für 20 Jahre vergeben worden, man könne also auch im 19. oder 20. Jahr noch an seinen Investitionen verdienen. Vor zehn Jahren habe auch niemand vermutet, dass inzwischen fast jeder zweite Deutsche mit einem Handy telefoniere.

Fakt ist allerdings, dass die sechs Mobilfunkunternehmen, die eine Lizenz ersteigert haben, zunehmend unter der massiven Verschuldung ächzen. Die spanische Telefonica, die Mehrheitseigentümerin von Quam ist, hat inzwischen sogar ihr Geschäft in Deutschland gestoppt, die niederländische KPN die UMTS-Lizenz ihrer deutschen Tochtergesellschaft E-Plus inzwischen als Sonderbelastung abgeschrieben. Das werden vermutlich auch die anderen Lizenznehmer in absehbarer Zeit tun.

Nach Kurth handele es sich dabei um normale wirtschaftliche Vorgänge, weil sich die Annahmen für die künftigen Einnahmen geändert hätten. Die Abschreibungen seien sinnvoll, weil auf diese Weise eine Situation entstehe, in der die Unternehmen bezüglich der Lizenzkosten bei null anfangen könnten. Langer Atem sei aber trotzdem nötig, weil die Unternehmen zusätzlich in den Aufbau der Infrastruktur investieren müssten.

Angesichts der neuen Situation auf dem Mobilfunkmarkt haben schon einige Regulierungsbehörden im Ausland ihre Lizenzbedingungen nachträglich geändert. Die schweizerische ComCom hat den Startzeitpunkt für UMTS verschoben, gleiches taten auch die Spanier. In Italien wurde die Nutzungsdauer für die Lizenz verlängert. Für den deutschen Markt sieht der RegTP-Chef allerdings keine Notwendigkeit, den Druck auf die Unternehmen entsprechend zu mildern. Die Regeln seien von Anfang an praktikabel und realistisch gewesen.

Für einige Lizenzinhaber dürfte es dennoch eng werden. Inzwischen zeichnet sich ab, dass Quam und MobilCom es kaum schaffen werden, bis Ende 2003 die vorgeschriebene Versorgung von einem Viertel der Bevölkerung mit UMTS-Diensten zu erreichen. Sollte das der Fall sein, müsste das jeweilige Unternehmen die UMTS-Lizenz zurückgeben. Diese könnte dann zu neu auszuhandelnden Vergabebedinungen in einer weiteren Auktion vergeben werden. Schon bekundete das zur Swisscom gehörende Unternehmen debitel, in einem solchen Fall als Service-Provider für alle UMTS-Betreiber anerkannt werden zu wollen. Die Muttergesellschaft Swisscom hat schon eine Klage angekündigt, wenn die Vergabe-Regeln für die deutschen Lizenzen im Nachhinein geändert werden sollten. debitel war bei der Vergabe-Auktion aufgrund der hohen Preise für die Lizenzen ausgestiegen.