Markt

Es geht los: T-DSL-Reseller stehen in den Startlöchern

Nur Arcor hat bisher konkrete Wiederverkaufsprodukte bekannt gegeben
Von Björn Brodersen

Morgen ist es soweit: Dann stellt die T-Com ihr Produkt T-DSL auch den Wettbewerbern zur direkten Vermarktung zur Verfügung. Andere DSL-Provider können somit DSL-Anschlüsse der Festnetzsparte der Deutschen Telekom im eigenen Namen und auf eigene Rechnung anbieten und darauf abgestimmte Angebote auf den Markt bringen. Entsprechende Resale-Verträge haben bereits 1&1, Arcor und QSC mit der T-Com geschlossen.

Nicht jeder T-DSL-Neukunde wird automatisch zum Telekom-Kunden

Bislang konnten die Provider nur auf Provisionsbasis T-DSL-Anschlüsse vermitteln. Der Kunde erhält dabei zwei Rechnungen - eine von der Telekom für die monatlichen DSL-Anschluss-Grundkosten, die andere vom jeweiligen Anbieter für die Nutzung des Anschlusses. Beim neuen Resale erhält der Kunde nur noch eine Rechnung vom jeweiligen Anbieter für den monatlichen DSL-Grundpreis und die Surfkosten. Alternative Anbieter wie QSC dagegen konnten nur DSL durch Legen eigener Leitungen oder auf Basis des so genannten Line-Sharings offerieren.

Auch wenn es dem Kunden vielleicht egal ist, von wem und wie viele Rechnungen er erhält, so lange nur der Preis gleich bleibt, so verbirgt sich hinter dieser Neuerung doch eine für den Kunden wichtige Akzentverschiebung: Der Breitband-Internetnutzer ist nämlich nicht Kunde der Telekom, wenn er über einen Reseller einen T-DSL-Anschluss bestellt, sondern Kunde des jeweiligen Resellers. Das spielt vor allem im Kündigungsfall eine Rolle, denn wer seinen DSL-Vertrag bei einem Anbieter für beendet erklärt, kündigt damit auch gleich seinen gesamten T-DSL-Anschluss. Bei einem Wechsel zu einem Konkurrenten würde somit erneut ein Einrichtungsentgelt für den Anschluss anfallen.

Zurzeit beträgt das von der Telekom erhobene Einrichtungsentgelt 99,95 Euro, große Preisnachlässe sind bei anderen Anbietern auch in Zukunft wohl nicht zu erwarten - abgesehen von Aktionen. Zwar kann man damit rechnen, dass Reseller zunächst aggressiv an den Markt gehen werden, um möglichst viele Kunden an sich zu binden. Doch große Preissprünge sind bei den derzeitigen Preisen im Breitbandbereich nicht zu erwarten, außer der Anbieter holt die Kosten auf anderer Seite wieder rein.

EU-Kommission verpflichtete Telekom zum T-DSL-Anschluss-Verkauf

Nicht jeder T-DSL-Kunde wird also automatisch zum Kunden der Telekom. Die hatte bislang den Resellern für die Neukunden-Akquirirung eine Provision gezahlt. Der Bonner Konzern, deren Online-Tochter T-Online den mit Abstand größten Teil aller T-DSL-Nutzer ins Internet bringt, profitiert aber weiterhin von jedem neuen DSL-Kunden: Sie berechnet den Providern einen Abschlag in Höhe von elf bis 15 Prozent auf den Endkundenpreis für die Überlassung der Breitbandanschlüsse. Allerdings bietet der Bonnern Konzern seine Zugänge nicht aus freien Stücken der Konkurrenz an: Vielmehr ist sie durch eine Verordnung der EU-Kommission dazu verpflichtet.

Die Wettbewerber der Telekom versprechen sich durch den T-DSL-Resale neuen Kundenzustrom. Dabei können sie nun ohne großen Aufwand den Breitbandmarkt analysieren und bei gegebener Nachfrage die eigene Infrastruktur in bestimmten Gebieten ausbauen. In gewisser Weise können sie das Resale-Angebot als Testlauf für den eigenen Netzausbau nutzen - so sieht es beispielsweise der alternative DSL-Anbieter Arcor.

Arcor hat jetzt auch als erster Anbieter Details zu seinem T-DSL-Resale-Programm bekannt gegeben. Durch das mit der Telekom geschlossene Abkommen kann das Unternehmen jetzt nicht nur in den bisher aus eigener Kraft erschlossenen 200 Städten mit 170 000 DSL-Kunden Breitband-Internetzugänge anbieten, sondern auch überall dort, wo T-DSL verfügbar ist. Über das eigene Netz erreicht Arcor bislang rund 38 Prozent der Haushalte mit schnellen Internetanschlüssen, die Verfügbarkeit steigt durch den T-DSL-Resale auf rund 90 Prozent. Für die alternative Telefongesellschaft ergeben sich so neue Möglichkeiten, zu den großen Drei - T-Online (2,44 Millionen Kunden), 1&1 (750 000) und AOL (500 000) - aufzuschließen.