Wissen

Worum geht es bei ENUM?

Von dem Protokoll hängt auch der Erfolg der Internet-Telefonie ab
Von Björn Brodersen

Die Rufnummern der VoIP-Kunden der an dem Verfahren teilnehmenden Anbieter werden von diesen in den ENUM-DNS eingetragen. Voraussetzung für eine Registrierung der Rufnummer im ENUM-DNS ist, dass dem VoIP-Nutzer die Rufnummer auch gehört. Eingetragene Nummern sind jederzeit auffindbar und die Gesprächsverbindung kann über den jeweils günstigsten Weg geleitet werden. Der VoIP-Nutzer muss dabei nicht aktiv werden: Er wählt mit seinem IP-Telefon wie gewohnt die gewünschte Zielrufnummer, und das Telefoniesystem des VoIP-Providers übernimmt die Datenbank-Abfrage, den so genannten ENUM-Look-up. Unterstützt das System ENUM nicht, kann der Nutzer den Look-up auch selber mit ENUM-kompatibler Hardware vornehmen lassen. Zu den Rufnummernarten, die in der laufenden Testphase registriert werden können, gehören geografische Rufnummern, Mobilfunkrufnummern der Gassen 015, 016 und 017, 0800-Nummern sowie persönliche 0700-Rufnummern. Auch die von der RegTP vorangetriebenen 032-Rufnummern können zukünftig in den ENUM-DNS gestellt werden, wenn die VoIP-Provider diese ihren Kunden überlassen.

Für den VoIP-Anwender kann das ENUM-Verfahren eine erhebliche Kostenersparnis bedeuten, denn nur Gespräche, die rein über das Internet abgewickelt werden, sind - abgesehen vom anfallenden Datenvolumen - kostenlos. Die Zahl der kostenlosen Verbindungsmöglichkeiten dürfte so erheblich größer sein als durch einzelne Netzzusammenschaltungen. Weiterer Vorteil: Die Telefonteilnehmer können sowohl im Internet als auch im klassischen Telefonnetz unter der selben Nummer erreichbar sein. Kritiker sehen durch eine öffentliche Rufnummerndatenbank für Internet-Telefonie allerdings auch Gefahren: Beispielsweise könnten Angreifer so einfacher und effektiver automatisierte, kostenlose Werbeanrufe - auch Spit genannt - absetzen.

ENUM in den Nachbarländern

Österreich war im vergangenen Dezember das weltweit erste Land, das den kommerziellen ENUM-Betrieb gestartet hat. Verantwortlich ist dafür der Regulator RTR. In der Schweiz können Privatnutzer und Firmen seit dem 13. April einen ENUM-Domain-Namen registrieren. Brancheninsider fordern inzwischen auch hierzulande vehement die Regulierungsbehörde auf, die Zuordnung von herkömmlichen Telefonnummern und den Teilnehmernummern für die Internet-Telefonie in Deutschland zu regeln, bevor "Wildwuchs" entsteht oder ein ausländischer Betreiber zum Zuge kommt.