Satellitennavigation

Erfolg für Gemeinschaftsangebot zum Aufbau von Galileo

Verhandlungen mit Konsortien INavSat und Eurely
Von AFP / Björn Brodersen

Beim Aufbau des europäischen Satellitennavigationssystems Galileo ist eine Vorentscheidung zu Gunsten des Gemeinschaftsangebots der zunächst konkurrierenden Konsortien INavSat [Link entfernt] und Eurely gefallen. Das mit der Bieterauswahl beauftragte Gemeinschaftsunternehmen Galileo JU kündigte heute in Brüssel entsprechende Verhandlungen an. Bei den Konsortien handelt es sich um iNavSat um den Raumfahrtkonzern EADS mit starker deutscher Beteiligung und Eurely mit den Konzernen Alcatel und Finmeccanica. Bundesverkehrsminister Manfred Stolpe (SPD) hatte sich gegen das Gemeinschaftsangebot ausgesprochen. Berlin fürchtet, dass dabei die deutschen Industrieinteressen zu kurz kommen könnten.

Mit Galileo will Europa erstmals ein eigenes satellitengestütztes System zur Ortsbestimmung in Betrieb nehmen. Anders als das Global Positioning System (GPS) der USA und das russische GLONASS steht Galileo unter ziviler Kontrolle. Es soll ab 2008 zur Verfügung stehen und dann eine breite Palette von Dienstleistungen rund um die satellitengestützte Ortsbestimmung anbieten.

Neue Anwendungsgebiete für Industrie und Verbraucher und tausende zusätzliche Arbeitsplätze sind die Argumenten, die für Galileo anführt werden. Die Marktchancen sind demnach enorm: Lagen die Umsätze für die Satellitennavigation im Jahr 2003 schon bei rund 20 Milliarden Euro, soll sich dieses Volumen bis 2020 mehr als verzehnfachen. Nach gut einer Milliarde Euro aus öffentlichen Kassen für die Vorlaufphase war geplant, dass das private Betreiberkonsortium zwei Drittel der mit 2,1 Milliarden Euro veranschlagten Kosten für die 30 Galileo-Satelliten sowie die Technik am Boden zahlt. Hinzu kommen etwa rund 220 Millionen Euro jährliche Betriebskosten. Die öffentliche Hand schießt noch einmal 700 Millionen Euro für den Aufbau zu.

Der Betreiber erhält für 20 Jahre die Vermarktungsrechte

Das Betreiberkonsortium darf mit Galileo zunächst 20 Jahre lang Geld verdienen, muss dafür aber auch festgelegte Dienste anbieten. Der "offene Dienst" (Open Service) ist für den Massenmarkt gedacht. Dazu gehört die Übermittlung kostenloser Signale zur Zeitsteuerung und zur Positionsbestimmung, die bis auf vier Meter genau sein soll. Für sicherheitskritische Anwendungen wie etwa im Verkehrssektor wird Galileo den "Safety-of-Life Service" (SoL) anbieten, dessen Genauigkeit durch technischen Mehraufwand garantiert ist.

Der "Kommerzielle Dienst" wird die genaueste Positionsbestimmung ermöglichen und kostenpflichtig sein. In diesem Bereich kann etwa auch zentimetergenaue Navigation in Gebäuden geleistet werden. Die Gebühren für diesen Dienst, der beispielsweise auch beim Bau von Pipelines nützlich sein wird, sollen Haupteinnahmequelle werden. Ein öffentlich regulierter Dienst soll für Polizei und Zoll zur Verfügung gestellt werden. Geplant ist auch die Verarbeitung von Notruf-Signalen weltweit, die Galileo mit exakter Position weitergeben soll.