Studie

Kampf um Marktanteile: TV-Kabel gegen DSL

Wettstreit zwischen DSL und Fernsehkabel um Triple Play untersucht
Von Michael Plura

Sowohl das Fernsehkabel als auch DSL sind heute in der Lage, TV, Internet und Telefon als Bündel (Triple Play) anzubieten, womit erstmals eine direkte Wettbewerbssituation zwischen diesen Anbietern entsteht. Die Unternehmensberatung Solon untersucht in einer neuen Studie, wie rivalisierende Infrastrukturen in die angestammten Produktbereiche des jeweiligen anderen vordringen und um den alleinigen Kundenzugang kämpfen.

Der europäische Triple Play-Markt wird sich von knapp 0,7 Milliarden Euro im Jahr 2004 auf 7,5 Milliarden Euro im Jahr 2010 in den nächsten fünf Jahren verzehnfachen. Das entspricht einer jährlichen Steigerung von 50 Prozent. "Produktbündel werden die nächste Phase des TV- und Kommunikationsdienste-Marktes entscheidend prägen", so Solon Breitbandexperte Philipp Geiger. "Der Kunde erhält das Produktbündel günstiger, ist damit aber fester an den Anbieter gebunden - eine win-win Situation".

Das Vordringen der DSL-Anbieter in neue Produktbereiche wird dabei durch den massiven Wettbewerbsdruck ausgelöst, der die Unternehmen zwingt, sich von ihren Wettbewerbern zu differenzieren. Hier bieten sich Massenmarktprodukte wie Telefon und Fernsehen den Unternehmen hervorragend an. Durch die technische Weiterentwicklung ist es erst seit wenigen Jahren möglich, TV- und Telefon-Dienste in hoher Qualität auch über DSL anzubieten.

Free-TV könnte Akzeptanz von DSL-Fernsehen blockieren

"In Deutschland steht DSL-Fernsehen zwar ebenfalls kurz vor der Einführung, hierzulande ist das Potential aber niedriger als in Ländern wie Frankreich, wo DSL-Fernsehen schon den Standard bei DSL-Anschlüssen darstellt", ist Geiger überzeugt. "Die große Anzahl von frei verfügbaren Fernsehprogrammen und vergleichsweise niedrige Kabelgebühren reduzieren die Wechselbereitschaft". Zudem haben viele Haushalte in Satelliten- oder DVB-T-Geräte investiert und empfangen die Fernsehprogramme darüber kostenlos.

Eine weitere Hürde für potentielle Anbieter von DSL-Fernsehen wie Deutsche Telekom oder Versatel ist die ungeklärte Situation bezüglich der Übertragungsrechte. "Das größte Potential liegt daher in hybriden Angeboten, also der Kombination von DSL mit einer weiteren TV-Verteilinfrastruktur auf einer einzigen Platform", erläutert Geiger. Wenn der Kunde über eine Fernbedienung sowohl die verbreiteten Fernsehprogramme ansteuern als auch Filme über DSL abrufen kann, wird das Produkt eine Erfolgschance haben. Die Experten von Solon erwarten, dass sich bis zum Jahre 2010 etwa 1,4 Millionen Kunden für ein derartiges Produkt entscheiden werden.

Kabelnetze müssen modernisiert werden

Die Kabelnetze haben sich im europäischen Umfeld bereits erfolgreich als Triple Play-Anbieter positionieren können. Die Modernisierung der Netze erschließt den Kabelnetzbetreibern sowohl den Breitbandmarkt, als auch - durch die technische Weiterentwicklung von VoIP - den Telefoniemarkt. Vor dem Hintergrund von DSL-Fernsehen und digitalem terrestrischen Fernsehen (DVB-T) ist es für Kabelbetreiber essentiell, dem Kunden Mehrwert zu bieten. Sie müssen daher nicht nur Triple Play anbieten, um den Kunden stärker zu binden, sondern auch innovative Produkte wie PVRs (Personal Video Recorder), HDTV (hochauflösendes Fernsehen) und iTV (interaktives Fernsehen) am Markt positionieren. "In Deutschland müssen die Kabelnetzbetreiber allerdings erst die Netze weiter modernisieren", hebt Geiger hervor. Sonst gibt es beim Kunden nur eine Triple Play-Steckdose: die von DSL.