Weltliteratur

Microsoft schmiedet Allianz gegen Google

Digitalisierungsprojekt in der Kritik - Bayerische Staatsbibliothek kooperiert
Von Janko Weßlowsky

Der US-Softwareriese Microsoft macht Front gegen Google. Medienberichten zufolge will sich das Unternehmen mit mehreren Verlagshäusern verbünden, um Google aufgrund seiner Urheberrechtspolitik anzugreifen. Der Suchmaschinen-Betreiber liegt mit der "Association of American Publishers" bereits seit einiger Zeit im Streit.

Microsoft wirft seinem Konkurrenten vor, im Rahmen seines Digitalisierungsprojektes in den USA auch kopiergeschützte Werke zu verarbeiten. Google stehe auf dem Standpunkt, dass sich der Urheber erst melden und das Kopieren untersagen müsse. Man solle Google einfach vertrauen und kopieren lassen. Dies sei für Microsoft nicht akzeptabel. Man selbst hole hingegen grundsätzlich vorher die Erlaubnis der Urheber ein. Microsoft arbeitet ebenfalls an der Erfassung der Weltliteratur.

Die Attacke seitens Microsoft kommt dabei nicht von ungefähr. Beide Unternehmen sind in den letzten Monaten in unmittelbare Konkurrenz getreten - Microsoft stieg in den Markt für Suchmaschinen ein, Google greift nach dem Markt für Business Software, der seit 15 Jahren von Microsoft dominiert wird.

Google sieht sich zu Unrecht angegriffen

Die Anschuldigungen kommen für Google zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Denn das Unternehmen liegt nicht nur in einem Rechtsstreit mit der "Association of American Publishers". Auch anderswo in der Welt ist man mit Googles Rechtsauffassung nicht einverstanden. So musste das Unternehmen vor einigen Wochen in Belgien auf richterliche Anordnung Links auf Zeitungsartikel entfernen und kann nun für das Land keine Kurzartikel mehr anbieten. Geklagt hatten 19 zumeist französischsprachige Zeitungen wegen Verletzung der Urheberrechte durch Fremdverlinkungen von Texten und Fotos. Zusätzlich war der Konzern gezwungen, hunderttausende Videos von seiner neu erworbenen Videoplattform YouTube zu entfernen, die ebenfalls Urheberrechte verletzt hatten.

Google hingegen sieht sich erneut zu Unrecht angegriffen und weist die Anschuldigungen von Microsoft entschieden zurück. Man arbeite beim Bücherdigitalisierungsprojekt gemäß internationalem Urheberrecht, welches den "fairen Gebrauch" vorsehe. Der Konzern verzichte grundsätzlich auf das Kopieren, wenn der Rechteinhaber Einspruch einlege. Genau diese Auslegung des "nachträglichen Einspruchs" wird jedoch von Microsoft kritisiert.

Bayerische Staatsbibliothek kooperiert mit Google

Trotz aller Angriffe kann Google aber auch Positives vermelden. So wird die Bayerische Staatsbibliothek als erste öffentliche Einrichtung in Deutschland ihren Bestand über Google digitalisieren lassen. Dies solle allerdings laut Kooperationsabkommen nur mit definitiv urheberrechtsfreien Werken geschehen. Auch die Deutsche Staatsbibliothek in Berlin soll nunmehr Interesse an Googles Büchersuche angemeldet haben. Ob Microsoft ebenfalls an einer Zusammenarbeit mit der Bayerischen Staatsbibliothek interessiert war, ist hingegen nicht bekannt.