Themenspecial Telefon und Internet im Festnetz kein Anschluss?

Der alltägliche Wahnsinn beim Telefonanschluss-Anbieter

Fast jeder Dritte ist mit seinem Festnetz-Anbieter nicht zufrieden
Von dpa / Marie-Anne Winter

Die leidgeprüfte Kundin versuchte es noch einmal in der Filiale. Diesmal erwischte sie einen freundlicheren Mitarbeiter, der ihr einen Telefonanschluss innerhalb von drei Tagen versprach. Am darauf folgenden Mittwoch klingelte wieder das Handy - ein Techniker des Unternehmens: "Der stand bei mir vor der Haustür und wollte die Leitung legen." Die Angestellte ließ ihre Mittagspause sausen und den unangekündigten Techniker ins Haus.

Als der Techniker fertig war, prüfte er die Leitung - nichts. "Er prüfte die Nummer und las sie mir laut vor: Es war die bereits stornierte Nummer", erklärte die Frau. Einen Technikerbesuch später funktionierte der Telefonanschluss in der neuen Wohnung - nach acht Wochen ohne Telefon.

Etwas später rief der Anbieter wieder an und wollte wissen, warum das Ehepaar seine Rechnungen nicht vollständig zahlen wolle. "Wir haben dann unsere Geschichte erzählt und eine Gutschrift der Grundgebühr für die Zeit ohne Telefon erwirkt." Mitte März flatterte eine weitere Nachricht ins Haus: Darin bekundete der Anbieter sein Bedauern über die Kündigung des Anschlusses und fragte, was den Kunden am Service nicht gefallen hatte. Dabei hatte die Kundin gar nicht gekündigt - aus Angst, bei der Konkurrenz den gleichen Horror erneut erleben zu müssen.

Der wohlbekannte Warteschleifen-Marathon

Denn dass auch andere Telefon- und Internetanbieter solche Böcke schießen, hatte die Angestellte schon zu Genüge von Freunden und Kollegen gehört. Eine Kollegin beispielsweise bekam zwar zügig einen Telefonanschluss: "Ich konnte telefonieren, beim Angerufenen wurde jedoch eine falsche Nummer angezeigt. Zudem konnte ich auf meiner Festnetznummer nicht angerufen werden." Es folgte der übliche Warteschleifen-Marathon. Der angekündigte Besuch eines Techniker blieb aus. Mittlerweile wurde ein DSL-Modem geliefert - kaputt und an die falsche Adresse.

Wer sich mit einem Problem an seinen Anbieter wendet, stößt oft auf taube Ohren. Eine beliebte Ausrede: "Schuld ist die Telekom, der gehört die letzte Meile." Das ist allerdings in etwa so, als würde ein Kunde seine Rechnungen nicht bezahlen und stets auf Unzulänglichkeiten seiner Bank verweisen.

Die in Berlin niedergelassene Rechtsanwältin Astrid Auer-Reinsdorf rät Verbrauchern, sich nicht auf das Gespräch mit der Hotline zu verlassen. "Da haben Sie nichts in der Hand." Besser sei es, sein Anliegen schriftlich zu verfassen. Eine vorzeitige Kündigung des Vertrages ist zudem nur dann möglich, wenn der Anbieter das Problem trotz mehrmaliger Aufforderung und Fristsetzung nicht behebt. So machte die Stiftung Warentest in ihrer Umfrage bei vielen Betroffenen denn auch Resignation aus. Denn selbst ein Wechsel machte viele Befragte nicht glücklich. Nur jeder dritte Verbraucher kann seinen Anbieter ohne Einschränkung weiter empfehlen.

Trotzdem kann sich ein Wechsel lohnen - denn es geht in vielen Fällen auch ohne Probleme. Worauf Sie beim Vertragsabschluss achten sollten, damit Sie beim neuen Anbieter wirklich sparen, finden Sie in unserem Themenmonats-Ratgeber "Tücken bei Festnetz-Verträgen".

Artikel aus dem Themenspecial "Telefonieren im Festnetz"