Interview

Akhavan: Push-to-Talk war schlechteste Idee der letzten Jahre

Der T-Mobile-Chef über Innovationen und die Kultur des Scheiterns
Von Janko Weßlowsky

In einem Interview mit Welt Online hat T-Mobile-Chef Hamid Akhavan eine "Kultur des Scheiterns" propagiert. Wer keine Fehler mache, sei nicht wirklich innovativ. "Eine wirklich gute Idee ist die Folge von zehn schlechten Ideen. Das ist bei Produkten auch so." Um erfolgreich zu sein und innovative Produkte an den Verbraucher bringen zu können, müsse man Misserfolge einkalkulieren und Risikobereitschaft zeigen.

Dementsprechend hatte Akhavan im Gespräch auch keine Probleme damit, eigene Fehleinschätzungen zuzugeben. Seine schlechteste Idee der letzten Jahre sei es gewesen, das in den Vereinigten Staaten hochbeliebte Push-to-Talk auch in Europa einzuführen. Hier sei es kein Kassenschlager geworden: "Europäer wollen nicht von einer lauten Stimme aus dem Handy am Gürtel unterbrochen werden." Auch andere Beispiele von falschen Einschätzungen wusste der T-Mobile-Chef zu nennen. So sei das Foto-Messaging MMS völlig überschätzt worden. Da die SMS in kürzester Zeit so beliebt wurde, hätte man gedacht, dass sich dies bei der MMS auch wiederhole. Ebenso sei die Videotelefonie ein Flop gewesen - und dies bei jedem Versuch, der von irgendeiner Firma seit den 60ern unternommen worden sei.

Das Handy zum Schütteln fand keinen Anklang...

Von einigen Ideen habe auch er schon im Vorfeld Abstand genommen, so Akhavan weiter. So sei ihm ein Handy ohne Akku vorgeschlagen worden. Wenn man einen Anruf tätigen wollte, habe man das Handy kräftig schütteln müssen. Sein Bauchgefühl habe ihm aber gesagt: "Lass die Finger davon". Dies sei seiner Einschätzung nach die schlechteste Idee gewesen, die je an ihn herangetragen wurde. Auch dem Trend der immer weiter simplifizierten Geräte möchte er sich nicht ganz anschließen. Wenn man einen Schritt zu weit gehe, verliere das Produkt mehr an Funktionalität als es an Einfachheit gewinne. Diesen "Ein-Knopf-Geräten" stehe er skeptisch gegenüber.

Was T-Mobile aktuell in der Innovations-Pipeline bereithält, wollte Akhavan hingegen nicht genau sagen: "Wenn ich es hier verraten würde, könnte ich Sie und den Markt nicht mehr überraschen." Allerdings werde mobiles Internet das Leben der Menschen seiner Einschätzung nach noch deutlich tiefgreifender verändern als es das Netz ohnehin schon getan habe. Man werde jederzeit und überall Zugriff auf die Meinungen von Milliarden Menschen haben und beim Einkaufen in einem Geschäft bereits beim Zugreifen wissen, wie die anderen Menschen über ein Produkt dächten. Die Geräte, die Software und die Inhalte für solche Lösungen seien bereits vorhanden. Es gehe vor allem darum, alles elegant und geschickt zu kombinieren, so dass praktikable, für jedermann verständliche Einfachheit herauskomme. Hier werde es künftig noch viele Innovationen geben.