Klimaschutz?

Ericsson setzt auf Frittierfett

Neue Basisstationen in Indien nutzen ungewöhnliche Energiequellen
Von Janko Weßlowsky

Der indische Mobilfunkbetreiber IDEA Cellular [Link entfernt] , der Handyhersteller Ericsson und der Entwicklungsfond der GSM Association haben das kommerzielle Mobilfunknetz von IDEA weiter ausgebaut und dabei unorthodoxe Betriebsmethoden verwendet. Denn in den ländlichen Gebieten Indiens wurden nun vier Mobilfunk-Basisstationen in Betrieb genommen, die mit vor Ort produziertem Biodiesel betrieben werden.

Alle vier Stationen befinden sich auf neu erschlossenem Bauland im indischen Bundesstaat Maharashtra, wo bisher kein Zugang zum Mobilfunknetz gewährleistet werden konnte und die Stromversorgung sehr unzuverlässig ist. Vor der Einrichtung der Basisstationen wurden verschiedene Rohstoffe für die Produktion von Biodiesel bewertet und lokale Versorgungsstrukturen aufgebaut. Gegenüber herkömmlichem Diesel bietet Biodiesel für den Betrieb von Mobilfunkstationen nach Aussage von Ericsson gleich mehrere entscheidende Vorteile: Da er vor Ort produziert wird, entstünden in den ländlichen Gebieten Arbeitsplätze und Transportkosten würden verringert. Biodiesel sei zudem erheblich umweltschonender. Bei seiner Verbrennung entstünden weit weniger Schadstoffe, so dass die Generatoren bei geringerem Wartungsaufwand länger und kostengünstiger laufen könnten.

Erschließung alternativer Energiequellen Schlüsselfaktor

Biodiesel-Station
Foto: Ericsson
Der Bedarf an Ölen für die Biodieselproduktion für die Basisstationen werde vorerst mit Fischöl und überschüssigem Pflanzenöl - hauptsächlich altem Frittierfett der ansässigen Restaurants - abgedeckt. Langfristig soll allerdings vor Ort produziertes Jatropha-Öl verwendet werden. Die Biodieselquellen seien nach umweltpolitischen Gesichtspunkten ausgewählt worden. "Durch den Einsatz von Biokraftstoff ermöglichen wir den Menschen in den ländlichen Gebieten Indiens den Zugang zu moderner Kommunikation und den damit verbundenen sozialen und wirtschaftlichen Vorteilen", erklärt Sanjeev Aga, Geschäftsführer von IDEA Cellular zu den Beweggründen für das ungewöhnliche Energie-Experiment.

"Die Erschließung alternativer Energiequellen, wie Biokraftstoff, ist der Schlüssel zur Entwicklung von kosteneffizienten Möglichkeiten für den Ausbau von Mobilfunknetzen. So können auch die rund 20 Prozent der Weltbevölkerung versorgt werden, die bis heute noch keinen Anschluss haben", sagt auch Tom Phillips, Chief Government und Regulatory Affairs Officer von GSMA, dem Weltverband der Mobilfunkbetreiber. Auch bei Ericsson ist man stolz auf diese Lösung. Sie nehme gleichzeitig die Mobilfunkabdeckung und die damit verbundenen Energieversorgungsprobleme ländlicher Gebiete in Angriff. Bleibt die Frage, wann dieses Betriebsmodell auch in andere Länder exportiert wird. Auch und gerade in Deutschland fällt schließlich dank einer der Leibspeisen des Deutschen, der Currywurst, genügend Frittierfett an, das als Biodiesel herhalten könnte.