Zerschlagung

freenet: "Betteltour" geriet zum Fiasko

Planspiel: Anbieter verkauft DSL-Geschäft und übernimmt Drillisch
Von dpa / Björn Brodersen

Der Telekommunikations-Anbieter freenet steht nur wenige Monate nach der Fusion erneut vor einem Umbruch. Nach einer Anteilsaufstockung wird der Wettbewerber Drillisch mit 28,6 Prozent zum Hauptaktionär der früheren mobilcom AG - eine Zerschlagung rückt damit näher. Denn Drillisch-Chef Paschalis Choulidis hat seit dem Einstieg vor einem Jahr keinen Hehl aus seinen Zielen gemacht: freenet soll das DSL-Geschäft verkaufen und mit Drillisch fusionieren. Die Fusion von mobilcom und freenet.de zur neuen freenet AG würde damit de facto rückgängig gemacht.

Die Hoffnungen vieler Aktionäre, dass freenet mit der Verschmelzung Anfang März zur Ruhe kommen wird, erfüllten sich von Beginn an nicht. Neben Choulidis sorgten umtriebige Aktionäre wie der Hegde-Fonds-Manager Florian Homm und die Fondsgesellschaft Hermes immer wieder für Wirbel mit Forderungen nach einer Zerlegung. freenet-Chef Eckhard Spoerr beauftragte schließlich die Investmentbank Morgan Stanley mit der Suche nach einem Käufer für das gesamte Unternehmen - eine Zerschlagung lehnte er zunächst ab.

Der Verkaufsprozess geriet zum Fiasko, denn trotz einer "Betteltour" der Investmentbanker erwies sich freenet als Ganzes als unverkäuflich. Für kleinere Wettbewerber wie QSC oder Versatel ist das Unternehmen mit einem Börsenwert von 1,6 Milliarden Euro zu groß und die finanzkräftigen Konkurrenten debitel und Telecom Italia (HanseNet) müssen noch zugekaufte Unternehmen verdauen. "Zudem schreckten die klagewütigen freenet-Aktionär Interessenten ab", sagt eine mit dem Vorgang vertraute Person. Spoerr stimmte schließlich einer Zerlegung zu: "Für Teile des Unternehmens gibt es mehr Bieter als für das komplette Unternehmen", sagte er am vergangenen Dienstag.

Der weitere Fahrplan soll schon feststehen

An dem Tag braute sich schon das Gewitter über Spoerr zusammen. Überraschend verkaufte die Investmentgesellschaft Vatas, bei der der einstige Vorzeigeunternehmer Lars Windhorst Geschäftsführer ist, ihr 19-prozentiges Aktienpaket an Drillisch. Vatas galt als Stütze von Spoerrs Strategie, freenet mit Bündelprodukten aus Handy und Festnetz auf die Erfolgsspur zurückzubringen.

Daraus wird nun nichts - nach Einschätzung von Experten steht der weitere Fahrplan bereits fest. "Wir erwarten, dass freenet jetzt das DSL-Geschäft verkauft", sagt Analyst Frank Rothauge von Sal. Oppenheim. Mit dem Verkaufserlös von rund 600 Millionen Euro könne das Unternehmen dann den kleineren Wettbewerber Drillisch übernehmen. Interesse an dem Breitbandgeschäft hat bereits United Internet angemeldet.

Spoerr will trotz des Konflikts mit Drillisch an seinem Posten festhalten: "Ich denke, dass man nicht nach hinten blicken sollte, sondern nach vorne." Da könnte Drillisch-Chef Choulidis, der wiederholt Spoerrs Managerqualitäten in Zweifel gezogen hatte, im Unternehmen für ihn allerdings keinen Platz mehr sehen. Zuletzt hatte er den freenet-Chef als "Neuling" im Mobilfunkgeschäft bezeichnet, der Fehler wiederhole, "die andere schon gemacht haben".