Kreise

Neue Details zur möglichen freenet-Übernahme

Übernahme möglicherweise noch für dieses Jahr geplant
Von ddp / Ralf Trautmann

Bereits am Samstag wurde bekannt, dass der Hamburger Internet- und Mobilfunkanbieter freenet offenbar unmittelbar vor einer Übernahme durch die Konkurrenten Drillisch und United Internet (1&1, GMX und web.de) steht. Jetzt wurden weitere Details bekannt. Die Übernahme sei noch in diesem Jahr geplant, um die milliardenschweren Verlustvorträge von freenet nutzen zu können, sagte heute ein Insider der Nachrichtenagentur Dow Jones Newswires. Anschließend sei vorgesehen, freenet aufzuteilen. Der Mobilfunkbereich solle an Drillisch aus Maintal bei Frankfurt am Main gehen, das Internetgeschäft an United Internet aus Montabaur in Rheinland-Pfalz.

Beide Unternehmen hatten zuvor ein Gemeinschaftsunternehmen gegründet, in das Drillisch seinen 24,5 Prozent hohen Anteil an freenet eingebracht hat. United Internet steuerte ein Darlehen von 151 Millionen Euro in bar bei. Zudem besitzt Drillisch den Kreisen zufolge die Stimmrechte von 18,5 Prozent, die der Mobilfunkanbieter kürzlich dem Finanzinvestor Vatas abgekauft hat. Das Bundeskartellamt habe Vatas jetzt grünes Licht für die Veräußerung des Aktienpakets gegeben.

Um die freenet-Übernahme voranzubringen, wollte sich den Kreisen zufolge heute der United-Internet-Vorstandsvorsitzende Ralph Dommermuth mit freenet-Chef Eckhard Spoerr treffen. Je nach Ausgang der Unterredung werde dann Drillisch in die Diskussion einbezogen. Deren Vorstandsvorsitzender Paschalis Choulidis sei bereits vor rund drei Wochen mit Spoerr zusammengekommen.

Die angestrebte Lösung sei für alle Beteiligten am besten - für die Industrie, für Spoerr persönlich und für die übrigen Investoren von freenet, verlautete aus den Insiderkreisen. An dem Hamburger Unternehmen sind einige Finanzinvestoren mit Paketen zwischen drei und fünf Prozent beteiligt. Für diese wäre so ein lukrativer Komplettausstieg auf einen Schlag möglich, hieß es.

freenet ganz zu übernehmen, wäre auch aus Sicht von United Internet eine interessante Möglichkeit, da der Internetbereich der Hamburger Gesellschaft sehr gut zum Geschäft des Wettbewerbers aus Montabaur passe. Der Internetanbieter hatte bereits erklärt, dass bei freenet das Geschäft mit DSL-Zugängen, die Portalaktivitäten und das Webhosting für ihn interessant sein könnten. Drillisch hofft darauf, mit der Übernahme des wesentlichen größeren Mobilfunkbereichs der freenet ihre Stellung auf dem Markt der Service-Provider stärken zu können. Profitieren konnten heute auf jeden Fall die Anleger: Die freenet-Aktie verteuerte sich um 10,9 Prozent auf 17,74 Euro.