Themenspecial VoIP Mehrwert

Internet-Telefonie: Zusatzfeatures für den VoIP-Anschluss

Provider bauen Funktions-Angebot kontinuierlich aus
Von Ralf Trautmann

Wer auf einen VoIP-Anschluss setzt, muss auch auf einen Anrufbeantworter nicht verzichten, selbst wenn er über die entsprechende Hardware nicht verfügt: Die Provider stellen hier in der Regel eine so genannte Voicebox bereit. Je nach Anbieter variiert die Zahl der Anrufe, die auf der Mailbox Platz finden, sowie deren Länge und die Speicherdauer.

Die aufgesprochenen Nachrichten lassen sich dann über den eigenen VoIP-Anschluss kostenfrei abhören. Die Möglichkeiten zur Fernabfrage variieren je nach Provider: Einige Anbieter ermöglichen die telefonische Abfrage von fremden Telefonanschlüssen, andere wiederum setzen auf eine schriftliche Benachrichtigung. So erhalten zum Beispiel Kunden bei QSC oder sipgate auf Wunsch eine automatische E-Mail, die einen Link zu einer Audio-Datei auf dem Server des Unternehmens mit der aufgesprochen Nachricht enthält. Je nach Provider kann sich der Nutzer auch per kostenpflichtiger SMS über neue Nachrichten informieren lassen.

Rufnummern mit Tücken: Ortsnetznummer, 032 und 0180

Alle VoIP-Provider bieten selbstverständlich auch eine Telefonnummer zum Anschluss. Doch hier ist Vorsicht geboten, da die Vergabe nicht so einheitlich gelöst ist wie bei Festnetz-Anschlüssen oder Handys: So existiert für VoIP-Kunden mit der 032 zwar eine spezielle Rufnummerngasse, die sich allerdings bis heute nicht durchgesetzt hat. Das Problem ist hier, dass Rufnummern mit dieser Vorwahl von einigen Anschluss-Anbietern aus gar nicht erreichbar sind oder andernfalls oft nicht wie Festnetztelefonate tarifiert, sondern bedeutend teurer abgerechnet werden.

Vor allem wer einen VoIP-Anschluss als Ersatz für einen Festnetzanschluss nutzt, möchte aber selbstverständlich immer erreichbar sein. Viele VoIP-Anbieter bieten daher als Alternative den Zugang über eine 0180-Nummer: Hier ist zwar im Gegensatz zu 032-Nummern die Erreichbarkeit aus nahezu allen Netzen gegeben, allerdings zahlt der Anrufende ebenfalls höhere Entgelte als zu einer klassischen Festnetznummer, vor allem bei Telefonaten vom Handy. Auch die Möglichkeit, über Call-by-Call zu sparen, ist bei 0180-Nummern nicht gegeben.

Die komfortabelste Variante ist indes eine klassische Ortsrufnummer zum VoIP-Anschluss. Allerdings bieten die VoIP-Provider oft nicht in allen Ortsnetzen eine entsprechende Nummer an, zudem berechnen einzelne Anbieter hierfür zusätzliche monatliche oder einmalige Entgelte: So fallen zum Beispiel bei bellshare hier 5 Euro pro Jahr und bei simplyconnect 9,90 Euro einmalig an. Bei den meisten Anbietern ist eine Ortsnetzrufnummer aber kostenfrei erhältlich. Wer also auf der Suche nach einem passenden VoIP-Provider ist, sollte sich genau über die gebotenen Rufnummern sowie die entstehenden Kosten informieren.

VoIP-Angebote rund um die Rufnummer

Den Komplettwechsel zu einem VoIP-Anschluss erleichtert mancher Anbieter durch die Möglichkeit, die bisherige Festnetzrufnummer zu portieren. Für den Anrufenden ändert sich somit nichts, gerade für Geschäftskunden dürfte die Rufnummernmitnahme sogar Voraussetzung für den Wechsel zur Internet-Telefonie sein. Die Portierung ist bei vielen DSL-Provider-gebundenen Angeboten, also Offerten, die nur mit einem Breitband-Anschluss des jeweiligen Unternehmens genutzt werden können, kostenfrei. Die unabhängigen Anbieter erheben dagegen oftmals ein einmaliges Entgelt, das durchaus bei rund 35 Euro liegen kann.

Die VoIP-Anbieter stellen, zum Teil ebenfalls erst gegen Aufpreis, auch mehrere Rufnummern bereit, über die der Nutzer erreichbar ist. Je nach Provider können zudem mehrere Leitungen genutzt werden. Über Unternehmen wie bellshare oder simplyconnect lässt sich gegen einen Aufpreis von einmalig 5 bis 20 Euro auch eine Telefonanlage mit verschiedenen Durchwahlen realisieren, ohne in teure Hardware investieren zu müssen.

Ein nettes Feature, das Kosten sparen hilft, bieten übrigens GMX und 1&1: Diese zur United-Internet-Gruppe gehörenden Anbieter ermöglichen bei gleichzeitig bestehendem, klassischem Festnetzanschluss den Eintrag der zugehörigen Festnetznummer im VoIP-Account, wodurch Anrufe von anderen GMX- und 1&1-VoIP-Kunden auf dieser Festnetznummer automatisch auf den jeweiligen VoIP-Anschluss geroutet werden und somit kostenfrei sind.

Nicht selbstverständlich: Notruf per VoIP

Wer seinen VoIP-Anschluss als vollständige Festnetz-Alternative verwenden will, sollte einen Blick auf ein in der Regel selten genutztes, aber im Notfall wichtiges Feature werfen: den Notruf mittels 110 und 112. Vor allem die DSL-Provider-unabhängigen Anbieter ermöglichen die Nutzung oftmals nicht, allerdings gibt es Ausnahmen wie zum Beispiel Carpo oder sipgate, wenngleich auch in diesem Fall mit nur eingeschränkter Funktionalität.

Dass der Notruf nur selten angeboten wird, liegt an der komplizierten technischen Umsetzung, da der Anschluss des Kunden einer bestimmten Notrufzentrale an seinem Aufenthaltsort zugeordnet werden muss. Bei klassischen Festnetzanschlüssen ist dies kein Problem, beim Mobilfunk ist in der Regel durch das Einbuchen in eine bestimmte Funkzelle die Zuordnung ebenfalls relativ eindeutig möglich.

Bei VoIP dagegen besteht die Schwierigkeit, dass die Zugänge bei DSL-Provider-unabhängigen Angeboten nicht an einen festen Standort gebunden sind. Während viele Anbieter, auch große Provider wie GMX, daher auf das Angebot einer Notruffunktion verzichten, lösen andere wie Carpo oder sipgate das Problem durch die festgelegte Kopplung an die Notrufzentrale am hinterlegten Wohnort. Wird der Notruf per VoIP dann von einem anderen Standort aus abgesetzt, wird ebenfalls lediglich die "Heimat"-Notrufzentrale benachrichtigt.

DSL-Provider-gebundene Zugänge zum Beispiel von freenet, QSC oder Tele2 ermöglichen im Umkehrschluss meistens den VoIP-Notruf, da die Nutzung an den jeweiligen Breitband-Zugang gebunden und somit nicht von einem anderen Standort aus verwendet werden kann.