Markt

United Internet wird Großaktionär bei Versatel

Unternehmen bringt sich in Position für laufende Konsolidierung
Von dpa / Björn Brodersen

Der Internet-Dienstleister United Internet (1&1, GMX, web.de) ist auf großer Einkaufstour im deutschen Telekom-Markt. Das Unternehmen kaufte sich wie schon vermutet bei dem Festnetzanbieter Versatel mit einem Anteil von 20,05 Prozent ein. Man halte sich alle Optionen offen, darunter auch, die Beteiligung an der Versatel AG weiter zu erhöhen, teilte United Internet jetzt mit. Zuvor hatte United Internet den Einstieg beim Mobilfunk-Zwischenhändler Drillisch mit 9,7 Prozent gemeldet.

United Internet spielt sich damit immer mehr in eine starke Position in der laufenden Konsolidierung im deutschen Telekommunikations-Markt. Versatel hatte Ende September 600 000 DSL-Kunden und deckt mit seinem Breitbandnetz rund ein Viertel der deutschen Haushalte ab, wobei das Unternehmen über eine starke Stellung in Ballungsgebieten wie Berlin verfügt. Erst am Freitag hatte Versatel angekündigt, ein VDSL-Netz für schnelle Datendienste aufbauen und damit der Deutschen Telekom Konkurrenz machen zu wollen. United Internet ist bereits der zweitgrößte DSL-Anbieter nach der Deutschen Telekom.

Bereits im Laufe des gestrigen Tages hatte es Spekulationen um Versatel gegeben, nachdem die Berenberg Bank ihre Beteiligung um weitere 5 Prozent auf 15,1 Prozent erhöhte. Laut Angaben aus Finanzkreisen hält die Bank die Aktien für eine dritte Partei. Auch United Internet war als möglicher Käufer gehandelt worden. Größter Versatel-Aktionär ist der Finanzinvestor Apax, der rund ein Drittel der Anteile kontrolliert. Versatel-Chef Peer Knauer hatte zuletzt beteuert, dass sein Unternehmen eigenständig bleiben wolle, eine Übernahme für die Zukunft aber grundsätzlich nicht ausgeschlossen.

1&1 und Drillisch kaufen vorerst keine weiteren freenet-Anteile

Mit Drillisch will United Internet bei der Vermarktung von DSL- und Mobilfunkprodukten zusammenarbeiten. An dem Telekom-Dienstleister freenet wollen sich United Internet und Drillisch vorerst mit einem Anteil von gut zehn Prozent zufriedengeben. Sie werden keinen Gebrauch von ihrem Recht machen, weitere 18,49 Prozent an freenet zu übernehmen, teilte United Internet heute mit. Die beiden Unternehmen hielten sich aber alle Optionen offen, insbesondere auch die Beteiligung an der freenet AG weiter zu erhöhen, hieß es.

United Internet und Drillisch wollen freenet über eine Holding übernehmen und anschließend zerschlagen. Gespräche zwischen United Internet und freenet über eine strategische Partnerschaft wurden jedoch Mitte November beendet. Der seit Monaten andauernde und nur noch schwer durchschaubare Poker um freenet ist Teil der Konsolidierung des deutschen Telekom-Marktes. freenet hatte zum Ende des dritten Quartals 2,9 Millionen Mobilfunk-Vertragskunden und 1,27 Millionen DSL- und Komplettanschluss-Kunden.

Die Holding von United Internet und Drillisch hielt bisher direkt 6,01 Prozent der freenet-Anteile. Nun sei vereinbart worden, dass Drillisch weitere rund vier Prozent einbringt. Das Recht, die 18,49 Prozent von der Investmentgesellschaft Vatas zu kaufen, war bereits im August vereinbart worden.