freie Bahn

freenet und debitel: Elefanten-Hochzeit im Mobilfunk-Markt

Deutschlands drittgrößter Mobilfunk-Anbieter mit 19 Millionen Kunden entsteht
Von dpa / Thorsten Neuhetzki

Bereits im Vorfeld der Fusion fuhren Dommermuth und Choulidis harte Geschütze auf. Ein in Aussicht gestelltes Übernahmeangebot besserten sie noch am Sonntag vor der Entscheidenden Aufsichtsratssitzung ein zweites Mal nach, zudem drohten sie in Briefen an die freenet-Führung mit Klagen. Für die beiden steht viel auf dem Spiel: Während Drillisch im Mobilfunkgeschäft mit der Fusion freenet/debitel noch mehr an Bedeutung verliert, muss Dommermuth im DSL-Geschäft den Anschluss zur Konkurrenz halten. Zwar ist United Internet nach der Telekom der zweitgrößte Anbieter, aber Vodafone/Arcor und Telefónica/o2 geben mächtig Gas. Um im Konzert der Schwergewichte mithalten zu können, muss Dommermuth mehr Masse gewinnen.

Mit der Übernahme der Stuttgarter debitel AG - mit 13,2 Millionen Handy-Kunden doppelt so groß wie freenet - sichert Spoerr zumindest vorerst den eigenständigen Fortbestand seiner Gesellschaft. In die Hände spielte ihm, dass Permira sich von debitel trennen wollte. Der Finanzinvestor hatte ursprünglich einen Börsengang für das Unternehmen geplant, doch das schwache Kapitalumfeld verhagelte die Pläne.

Hat ein Serviceprovider noch Zukunft?

Zudem hegen einige Investoren Zweifel am Geschäftsmodell der Serviceprovider, was die Börsenchancen schmälerte. Hintergrund ist der Verfall der Mobilfunkpreise, der die Margen der Anbieter verschlechtert. Der Großteil der monatlichen Handy-Rechnungen bleibt bei den Netzbetreibern T-Mobile, Vodafone, E-Plus und o2, während bei den Zwischenhändlern der Verträge nur ein kleiner Teil hängenbleibt. Die Netzbetreiber nehmen zudem die Kunden stärker direkt unter Vertrag und bauen dazu ihr Vertriebsnetz aus. Sogar Spoerr selbst hatte bei Investorenveranstaltungen das Geschäftsmodell in Frage gestellt. Die Anbieter müssten sich weiterentwickeln, sonst hätten sie keine Chance, hatte er noch vor einigen Monaten gesagt. Auch heute betont er: "Wir müssen das Geschäft weiterentwickeln." Dazu soll auch das Vertriebsnetz von nun 1 000 Geschäften ausgebaut werden. "Wir wollen den Kunden als fairer, neutraler Makler die Alternativen bieten."

Um die Übernahme zu stemmen, will freenet Randbereiche verkaufen. Unter den Hammer kommen soll etwa das Breitbandgeschäft: Der von Spoerr eingeleitete Verkaufsprozess wird fortgeführt. Das Unternehmen steht dabei aber nicht mehr unter Druck, wird also einen höheren Verkaufserlös für das Geschäft erzielen können. Dies ist wohl auch der Grund für den Unmut von United-Chef Dommermuth. Für die wichtige Verstärkung seines DSL-Geschäfts wird er nun tiefer in die Tasche greifen müssen, zumal sich mit Versatel und Telefónica weitere Bieter in Stellung bringen.