Vorsicht Falle

Angeblicher Schutz vor Elektrosmog ist oft nur teuer

Viele Produkte sind wirkungslos
Von dpa / Marie-Anne Winter

Die meisten Produkte gegen Elektrosmog sind allerdings eher der Kategorie Nepp zuzuordnen: Ihre Wirksamkeit ist nach den Kriterien der Wissenschaft nicht nachzuweisen. Nur in Ausnahmefällen sind die Anbieter so fair und weisen auf dieses Manko hin. Meist wird dagegen versucht, Glasgebilde, Strahlenschutzmatten oder so genannte Schwingungswandler mit pseudowissenschaftlichen Erklärungen an den Mann zu bringen - manchmal auch auf Kaffeefahrten.

Für den Laien ist das Beurteilen solcher Produkte schwer. Ein ernstzunehmendes Qualitätssiegel gibt es den Experten zufolge nicht. Wo geprüft wird, geschehe das auf der gleichen zweifelhaften Ebene, auf der die Produkte verkauft werden, sagt Verbraucherschützer Rolf Buschmann.

Abschirmung kann Belastung erhöhen

Andere Produkte haben zwar eine gewisse Wirkung, sind aber dennoch kaum sinnvoll. Das gilt etwa für Handytaschen, die den Besitzer vor Strahlung schützen sollen, wenn das Gerät gerade nicht genutzt wird. "In diesem Fall könnte man es ja genauso gut ausschalten", sagt Florian Emrich vom BfS. Abgesehen von gelegentlichen Ortungssignalen strahlen Handys ohnehin nicht, solange sie nicht genutzt werden.

Außerdem kann das Verwenden einer solchen Tasche kontraproduktiv sein, denn Handy und Sender regeln die Leistung abhängig vom Empfang

automatisch. Und ist dieser schlecht, zum Beispiel weil das Gerät in einer die Strahlung absorbierenden Tasche steckt, wird die Leistung und damit die Strahlung erhöht, sobald ein Anruf erfolgt.

Andere Gefahren werden unterschätzt

Am besten lässt sich die Belastung durch hochfrequente elektromagnetische Felder reduzieren, indem man das Telefonieren mit dem Handy auf das Nötigste beschränkt. In der Wohnung könnte in diesem Sinne auf WLAN und auf schnurlose Telefone verzichtet werden. Schnurlose Telefone gibt es zudem immer häufiger mit so genanntem Eco-Modus, der die Leistung situationsabhängig herunterfährt. Wenig empfehlenswert ist auch der Kauf von CT1+-Geräten, die ab dem nächsten Jahr nicht mehr benutzt werden dürfen.

Zur Arbeit von Bernd Rainer Müller gehört das Messen von EMF und die anschließende Beratung von Institutionen und Privatpersonen. Dabei hat der Ingenieur die Erfahrung gemacht, dass vor lauter Angst vor "Elektrosmog" oft im konkreten Fall viel größere Risiken wie ein vom Kaninchen angefressenes Kabel im Kinderzimmer überhaupt nicht wahrgenommen werden. "Wenn das Kind dann das Kaninchen im falschen Moment anfasst, nützen die Abschirmmaßnahmen gegen EMF gar nichts."