Digitalfunk für Behörden: Zwischen Euphorie und massiver Kritik

Deutsche Sicherheitsbehörden werden ab dem Frühjahr des kommenden Jahres abhörsicher miteinander kommunizieren können. Die mit den Sicherheitsaufgaben des Digitalfunks betraute Bundesanstalt teilte heute in Berlin mit, dass die abhörsichere Verschlüsselung im digitalen Funknetz erfolgreich getestet wurde. Damit können Institutionen wie Polizei, Feuerwehr, Verfassungsschutz und Rettungskräfte vom analogen zum Digitalfunk umsteigen.

Grundlegende Verbesserungen werden von der sogenannten Ende-zu-Ende-Verschlüsselung erwartet: Die digitale Übertragung ermögliche eine Verschlüsselung der Daten durch den Sender. Erst der Empfänger könne diese wieder entschlüsseln. Mit dieser umfassenden Abhörsicherheit sei Deutschland international führend, betonte der Präsident der Bundesanstalt für den Digitalfunk, Rolf Krost.

Neben der abhörsicheren Verschlüsselung bietet der Digitalfunk weitere Vorteile: Die sogenannte Punkt-zu-Mehrpunkt-Kommunikation ermöglicht durch Gruppenanrufe die Vernetzung mehrerer Sicherheitsbehörden. Größere Datenmengen beispielsweise zu Fahndungen können somit schnell übertragen werden. Auch GPS-Daten sollen ab Ende des kommenden Jahres versendet werden.

Die Euphorie wird allerdings nicht flächendeckend geteilt: Einem vor kurzem publik gewordenen Bericht zufolge erlaubt die neue Technik lediglich die Datenübertragung mit bis zu 3 kBit/s an, so das "schnell" wohl nicht die passende Beschreibung wäre. Zudem könne bis zum Start nach Meinung von Experten nur ein Rumpfnetz bereitgestellt werden. Ob sich die neue Technik bewährt, bliebt somit abzuwarten.

Bis 2011 soll die Digitaltechnik für Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben in Deutschland flächendeckend eingesetzt werden. Rund 500 000 Teilnehmer sollen laut Bundesinnenministerium vernetzt werden. Der Aufbau kostet mehrere Milliarden Euro. Ein europaweiter einheitlicher Digitalfunk für Polizei und Zoll ist seit 1990 eine europäische Vorgabe.