Testbericht

HanseNet homeTV: Die Fernseh-Flatrate von Alice im Test

IPTV-Signal nur mit speziellem Modem empfangbar
Von Thorsten Neuhetzki

Unser IPTV-Test wurde an einem Anschluss vollzogen, der nur wenige hundert Meter von der Vermittlungsstelle entfernt liegt. Die Kapazität der Leitung beträgt zwischen 15 und 16 MBit/s - locker ausreichend für das IPTV-Signal von Alice. Dieses soll aufgrund der eingesetzten Codierung etwa 2,5 MBit/s benötigen. Für das normale Surfen hat das parallele Fernsehen also kaum Auswirkungen.

Allerdings haben wir in unserem Testszenario ein anderes Problem festgestellt: Am Anschluss wird eine Fritz!Box von AVM betrieben. Diese fungierte bis zur Inbetriebnahme von IPTV auch als Modem und lieferte 15 bis 16 MBit/s. Durch die Inbetriebnahme des Zwangsmodem initiiert der AVM-Router zwar weiterhin die DSL-Einwahl, ist allerdings nicht mehr als Modem tätig. In unserem Fall liefert die Fritz!Box danach nur noch knapp 4 bis 5 MBit/s Bandbreite. Ein Phänomen, das auch anderen Alice-Kunden bekannt ist, wie diverse Foreneinträge liefern. Eine Erklärung konnte uns Alice bis heute nicht dafür liefern.

Die Bildqualität ist für den Hausgebrauch ausreichend, wird jedoch einen DVB-S-Nutzer mit Flatscreen in Wohnzimmergröße nicht ausreichen. Selbst auf einem kleinen Röhrenfernseher konnten wir bei Schwarztönen digitale Artefakte feststellen. Doch das IPTV-Bild läuft flüssig und stabiler als bei einem DVB-T-Empfang. Nur ganz selten bleibt das Bild für Bruchteile von Sekunden stehen oder hat kleine Aussetzer. Auffällig war, das diese Effekte immer wieder über einen Zeitraum von ein bis zwei Minuten gehäuft, dann aber wieder längere Zeit nicht auftraten.

Übrigens: Wer eine DVB-T-Antenne an die Box anschließt, kann auf diesem Weg auch nur lokal ausgestrahlte Sender empfangen. In Berlin wäre dieses beispielsweise FAB und TV.Berlin, die nicht über Alice empfangbar sind. Zudem muss dank DVB-T der Fernsehabend nicht ausfallen, sollte der DSL-Anschluss einmal nicht funktionieren.

Die Alice Fernseh-Flatrate ist der Einstieg in die IPTV-Welt

Der Anschluss von IPTV. Wenn in der Telekommunikationsbranche über IPTV gesprochen wird, kommt immer wieder eine Frage auf: Wer braucht Fernsehen über das Internet? Keine Frage: Wer viel Fern sieht, hat in der Regel eine Satellitenschüssel, einen Kabelanschluss oder DVB-T. Daher hat IPTV generell einen schweren Stand. Denn mit DVB-S hat der Kunde bereits die größte Programmauswahl und einen Kabelanschluss kann ein Mieter oftmals dank Hausanschluss und einem in die Miete inkludierten Preis nicht abbestellen. Wer DVB-T nutzt, bekommt jedoch in der Tat mit IPTV eine größere Programmvielfalt.

Auch wer umzieht, kann in die Verlegenheit kommen, IPTV nutzen zu können bzw. müssen. Denn nicht immer darf die bisher verwendete Satellitenschüssel in der nächsten Wohnung genutzt werden. Unter Umständen gibt es auch keinen Kabelanschluss. Eine weitere Variante zur Verwendung von IPTV: Die Versorgung eines weiteren Fernsehers, der bislang keinen Kabel- oder Sat-Anschluss hatte.

Für einige Kunden ist jedoch ein anderes Feature entscheidend, das kein anderer Empfangsweg bietet: Video on Demand. Der IPTV-Nutzer kann sich aus einem vom Anbieter bereitgestellten Archiv einen Film ansehen. Dieser Dienst verursacht zwar zum Teil weitere Kosten, bietet dem Nutzer jedoch die Möglichkeit, einen Film genau dann - und ohne den Gang zur Videothek - zu sehen, wenn der IPTV-Nutzer es will. Allerdings: Alice bietet allenfalls einen Einstieg in diese Welt. Denn die Film-Auswahl ist recht klein und auch TV-Mitschnitte gibt es kaum. Nur N24, Cartoon Network und CNN stellen Mitschnitte bereit. Das sieht bei der Konkurrenz, etwa Entertain von der Deutschen Telekom, ganz anders aus. Hier ist das Angebot an TV-Mitschnitten und Filmen deutlich größer.

Fazit: IPTV ohne große Extras kann technisch überzeugen

Echte Kinderkrankheiten haben wir in unserem Test der Fernsehflatrate nicht gefunden. Doch einen vollwertigen Ersatz zum Satelliten kann Alice auch nicht liefern. Zum einen ist die Sendervielfalt nicht so groß, zum anderen kann auch nur ein Fernseher in der Wohnung per IPTV angebunden werden. Ein Zweit-Fernseher bleibt außen vor. Monatliche Kosten fallen derzeit keine an. Allerdings: Ab Mitte 2009 plant Alice für den Empfang der Privatsender wieder monatliche Kosten einzuführen. Diese sollen dann bei 3,90 Euro liegen. Auf dem gleichen Niveau liegen die Kosten für Kabel-Kunden, die auf DVB-C, das digitale Kabel, umsteigen wollen. Und bislang lassen sich nur wenige Kunden für das digitale Kabel begeistern.