Namensstreit?

Netbook-Namensstreit: Intel offensichtlich erstmal standhaft

netbook.com im Besitz des Prozessor-Riesen
Von Ralf Trautmann

Wem "gehört" der Name Netbook? Der Begriff hat sich als (nicht ganz klar abgrenzbare) Bezeichnung für kleine Laptops eingebürgert, Kennzeichen sind zum Beispiel ein kleines Display (in der Regel 10 Zoll oder kleiner), der Verzicht auf ein optisches Laufwerk zugunsten eines geringen Gewichtes und spezielle Prozessoren wie zum Beispiel aus der Atom-Reihe von Intel. Den Boom der Mini-Laptops wurde dabei maßgeblich von Asus mit seinem EeePC eingeleitet, der in den Medien schnell die Bezeichnung Netbook erlangte.

Doch der Name Netbook fand in der Vergangenheit schon einmal Verwendung: Die Firma Psion verwendet ihn nach eigenen Angaben ab 1999 als Marke (laut dem Spiegel erhielt das Unternehmen die Rechte an der Marke für die EU Mitte 1998, seither gilt ein Schutz bis Ende 2016) und verkaufte ebenfalls kleine Rechner in Laptop-Form unter dieser Bezeichnung. In Folge der aktuellen Verwendung des Begriffs für Nicht-Psion-Hardware ließ die Firma wie berichtet in jüngster Vergangenheit laut dem Blog jkOnTheRun [Link entfernt] Medien und Unternehmen anschreiben, die den Begriff verwendeten und verlangte eine Unterlassung und damit das Ausweichen auf eine Ersatzbezeichnung. Begründung unter anderem: Es gebe zwar keine aktuellen Netbooks von Psion, die Firma biete aber weiterhin Zubehör sowie Support.

Dies führte zu einer großen Unsicherheit: Wer darf die Bezeichnung weiterhin verwenden? Daraufhin stellten die Anwälte Psions klar, wer die Empfänger derartiger Schreiben seinen: Es gehe keineswegs darum, gegen Technik-Websites oder -Blogs vorzugehen, sondern um Adressaten, die aus dem Markennamen Profit schlagen. 5 Prozent seien Homepage-Betreiber, die mit der Bezeichnung über Anzeigen auf ihrer Homepage oder ähnlichen Mechanismen verdienten. Diese wurden aufgefordert, die Verwendung des Namens zu unterlassen sowie auf Werbeeinblendungen mit dem Namen Netbook zu verzichten. Zwar bestehe auch bezüglich Journalisten die Hoffnung, das diese auf einen anderen Namen umschwenkten, rechtliche Auseinandersetzungen würden hier aber nicht gestartet, auch wenn man diesen künftig den Standpunkt des Unternehmens mitteilen und ebenfalls ein Ausweichen auf andere Begriffe nahelegen werde.

95 Prozent der Angeschriebenen seien dagegen Hersteller oder Verkäufer von Netbooks, inklusive der großen "Player". Auch wenn laut den Psion-Anwälten bisher alle Angeschriebenen die Aufforderung zur Verwendung eines alternativen Namens akzeptiert hätten, dürfte es genau hier spannend werden: Viele kleine Anbieter oder Betreiber von Webseiten mit Werbeeinblendung werden wohl angesichts drohender finanzieller Konsequenzen tatsächlich nachgeben, vor allem mit Intel setzt allerdings auch ein mächtiger Konzern auf die Verwendung der Bezeichnung Netbook, und dieser wird sich wohl nicht so einfach einschüchtern lassen. Intel trägt den Namen sogar nach wie vor ganz selbstbewusst zur Schau: Wer die Domain netbook.com aufruft, wird auf die Intel-Atom-Seite weitergeleitet, und diese "Wireless Internet Netbook with Atom Processor". Doch auch andere Unternehmen werben weiterhin fleißig mit dem Namen, so zum Beispiel Aldi für seine entsprechenden Geräte der Medion-Reihe. Ganz so eindeutig wie gewünscht werden die "Antworten" an Psion dann wohl erstmal doch nicht ausfallen.

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