Telemedizin

Das Handy als medizinischer Assistent

Bündnis für Gesundheit per Handy gegründet
Von AFP / Sascha Recktenwald

Eine Aufforderung zur Impfung, bessere Aufklärung über das HIV-Risiko oder die Überwachung des Blutzuckerspiegels: Das Mobiltelefon leistet bereits wichtige Hilfe bei der Gesundheitsversorgung der Bevölkerung. UNO, die Rockefeller-Stiftung und der britische Mobilfunk-Anbieter Vodafone wollen nun den Einsatz von Handys zu medizinischen Zwecken in Entwicklungs- und Schwellenländern weiter vorantreiben. Zu diesem Zweck gründeten sie am Rande des Mobile World Congress (MWC) in Barcelona ein neues Bündnis "für Gesundheit per Handy".

In den Entwicklungsländern gibt es laut Vodafone-Manager Terry Kramer 2,2 Milliarden Handys, aber nur elf Millionen Krankenhausbetten. Da liege der Gedanke nahe, Handys eine größere Rolle im Gesundheitswesen zu geben, sagte Kramer. Mit dem neuen Bündnis sollen bereits bestehende Initiativen in Ländern wie Indien, Südafrika oder Uganda auf andere Staaten ausgeweitet werden: Handynutzer können dort etwa an SMS-Fragespielen zur Aids-Verhütung teilnehmen - erweisen sie sich als allzu unwissend, erhalten sie Informationen über das nächste Aufklärungszentrum.

In Mexiko, wo nur die Hälfte der Bevölkerung krankenversichert ist, wurde 1998 die Gesundheits-Hotline MedicallHome eingerichtet, die im Krankheitsfall Fragen beantwortet - inzwischen auch als SMS-Service. "In 60 Prozent der Fälle ersetzen die Anrufe einen Besuch beim Arzt", erläuterte Pedro Yrigoyen, Mitbegründer von MedicallHome. Der Einsatz von Telefondiensten sei unerlässlich, betonte Yrigoyen, weil das mexikanische Gesundheitssystem vollkommen überlastet sei und Patienten beim Arzt oft stundenlang warteten.

Technische Neuerungen könnten laut UN-Vertreter Daniel Carucci die Gesundheitssysteme in Schwellenländern deutlich entlasten. So erleichtern Handys mit Internet Ärzten die Arbeit in ländlichen Gebieten: Seit Oktober gibt es in Brasilien ein mobiles Überwachungs- und Informationssystem zum Denguefieber, was den Behörden eine schnellere Reaktion ermöglicht.

Aber auch in den westlichen Ländern helfen Handys bereits bei der Versorgung der Bevölkerung, wie teltarif.de erst kürzlich berichtete. So können Diabetiker ihren Blutzuckerspiegel über eine Mobilverbindung überwachen lassen. Auch Herzkranke oder Alzheimer-Patienten könnten per Handy einfacher medizinisch betreut werden. Das Problem dabei sei allerdings, dass gerade ältere Menschen, die eine intensive Betreuung bräuchten, vor der Technik zurückscheuten, sagte Gesundheitsexpertin Elizabeth Boehm. Als Lösung forderte sie einfacher zu bedienende Mobiltelefone.

Das die Handyindustrie auch seniorenfreundliche Mobiltelefone herstellt, zeigt Ihnen unser Ratgeber Senioren in der Telekommunikation.