Telemedizin

Telemonitoring: Gesundheitscheck per Handy und Internet

Nachsorge zu Hause nach Erkrankungen kann verbessert werden
Von Günther Ohland

Obwohl wir in Deutschland eines der besten Gesundheitssysteme der Welt haben, bleibt für die optimale Versorgung der Patienten bei gleichzeitiger Reduzierung der Kosten noch manches zu verbessern. Der Telemedizin kommt hier eine wichtige Aufgabe zu. Bei immer weniger Ärzten und immer weiteren Anfahrtswegen zum Arzt besonders in den ländlichen Gebieten, hat die Industrie nun den Privathaushalt und die "Selbstbedienungsmedizin" entdeckt. Es gibt inzwischen qualitativ hochwertige Geräte zur Messung von Blutdruck, Puls, Gewicht, Blutzucker und Körper-Temperatur. Diese können als Frühindikatoren zum Beispiel für Herz-Kreislauf-Erkrankungen genutzt werden. Die neueste Generation der Geräte kommuniziert drahtlos über Bluetooth, Internet und Handy mit dem Pflegedienst oder dem behandelnden Arzt. Mit dem Vitaphone gibt es sogar schon ein Handy, das in der Lage ist, Herz-EKG aufzuzeichnen und zu übermitteln.

Telemonitoring: Gesundheitscheck zu Hause

Blutdruckmessgerät mit Bluetooth-Schnittstelle
Fotos: I.E.M.
Wie funktioniert die Telemedizin für den Hausgebrauch? Je nach Krankheitsbild kommen ein oder mehrere Geräte zum Einsatz. Bei einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zum Beispiel ein Blutdruck-Messgerät und eine Waage. Üblicherweise übermitteln die Geräte die gemessenen Werte an ein telemedizinisches Zentrum. Dieses Modell wird auch schon von einigen Kliniken und dem privaten Anbieter PHTS [Link entfernt] umgesetzt. Im telemedizinischen Servicecenter arbeiten speziell geschulte Ärzte und Krankenschwester, welche die Messwerte sammeln, bewerten und bei Bedarf Rücksprache mit den Patienten halten. Erst wenn ein kritischer Fall auftritt, werden die Klinik und/oder der behandelnde Arzt informiert.

Neu ist nun der Ansatz des Stolberger Unternehmens I.E.M. [Link entfernt] , bei dem auf das telemedizinische Zentrum verzichtet wird. Hier bekommt der behandelnde Allgemeinmediziner oder Kardiologe die Messwerte des Patienten direkt übermittelt. Wird eine Blutdruckmessung vorgenommen, sendet das Messgerät die Werte über die Bluetooth-Schnittstelle an das Handy. Sind alle Daten angekommen, überträgt das Handy die Werte zusammen mit der Patientennummer, Datum und Uhrzeit per SMS im GSM- oder UMTS-Netz an eine Datenbank.

Es entsteht so eine Patientenakte, die fortlaufend alle gemessenen Vitalwerte enthält. Der behandelnde Arzt kann bei der Einrichtung der Akte bestimmte Regeln setzen. So lassen sich Alarmwerte definieren. Werden diese erreicht, sendet die Datenbank einen Alarm zum Arzt. Die Alarmierung erfolgt auf unterschiedlichen Wegen, per SMS, E-Mail oder sogar per Fax. Der Arzt entscheidet, von welchem Patienten er auf welchem Weg welche Informationen haben will. Auf Wunsch bekommt auch der Patient die Information, dass seine Werte nicht in Ordnung sind. Nun kann der Arzt reagieren.

Handy kommuniziert mit Waage und Blutdruckmessgerät

Handy oder Bluetooth-Modem übertragen Messwerte
Fotos: I.E.M.
Häufig sind die die medizinischen Geräte per Kabel mit dem Telefon-Modem verbunden. Komfortabler sind einige Geräte, wie von I.E.M. oder dem fernöstlichen Anbieter AND, welche über eine Bluetooth-Schnittstelle verfügen und sich sehr einfach mit einem Bluetooth-fähigen Handy "paaren" lassen. Das heißt, diese eine Waage und dieses eine Blutdruckmessgerät können mit genau diesem einen Handy kommunizieren. Besitzt der Patient kein Handy, kommt ersatzweise ein Bluetooth-Modem zum Einsatz.

Auch die am Berliner Universitätsklinikum Charité eingesetzten Geräte kommunizieren drahtlos. Dass UMTS nicht nur zum schnellen Surfen im mobilen Internet dienen kann, sondern auch die medizinische Behandlung verbessert, zeigt sich hier. Auch umfangreichere Datensätze wie ein 24-h-Echtzeit-EKG können von zuhause an die Ärzte gesendet werden.

Hindernisse

Wenn Telemedizin bzw. Telemonitoring so viele Vorteile hat, warum hat sie sich noch nicht flächendeckend durchgesetzt? Zum einen sind gute Geräte für den Heimgebrauch, die mit einer Patientenakte kommunizieren, noch nicht so lange auf dem Markt. Lange hat man sich damit beschäftigt, wer denn nun welche Kosten übernimmt und immer neue Pilotprojekte gestartet. Diese haben bewiesen, dass Telemedizin funktioniert und vom Patienten angenommen wird, nur – die niedergelassenen Ärzte haben nicht begeistert mitgemacht. Dabei wäre Telemonitoring eine weitere Möglichkeit, das Handy zu nutzen, um Gesundheit und Menschenleben zu schützen. Populär ist bisher zum Beispiel schon die Handy-Ortung von Verletzten bei Notfällen.

Die Technik ist ausgereift, leicht zu benutzen und bezahlbar. Immer mehr Krankenkassen übernehmen auf Antrag die Kosten. Der Patient oder die Patientin erhalten eine bessere und häufige Überprüfung ihrer Vitalwerte und sind so besser geschützt. Unnötige, lange und oft strapaziöse Fahrten zum Arzt oder ärztliche Hausbesuche entfallen. Gerade nach schwereren Erkrankungen kann so die Nachsorge zu Hause verbessert werden, ohne dem Patienten ständige Arztbesuche zumuten zu müssen. Die Lebensprognose der Patienten verbessert sich laut mehrerer internationaler Studien deutlich.

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