Kritik

Bericht: Warnung vor dem Ende der Netzneutralität

Die Internet-Botschafterin der Bundesregierung, Gesche Joost, ist darüber besorgt, dass "künftig viele bezahlte Spezialdienste das Netz fluten". Netzbetreiber könnten so bald Anbieter von Filmen und Videotelefonie zur Kasse beten.
Von Marleen Frontzeck-Hornke

Gesche Joost übt Kritik Gesche Joost übt Kritik
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Die Bundesregierung wird von der eigenen digitalen Botschafterin bei der EU-Kommission, Gesche Joost, vor dem möglichen Ende der Netzneutralität gewarnt, wie die WirtschaftsWoche in einem Interview erfahren hat. Demnach befürchte Joost, dass es bei der Einführung von Überholspuren im Internet zu negativen Folgen kommen könnte.

Gegenüber der WiWo äußerte die Internet-Botschafterin folgendes: "Ich habe die Sorge, dass künftig viele bezahlte Spezialdienste das Netz fluten." Weiterhin meint Joost, das in besonderen Fällen spezielle Sonderregeln Sinn machen, wie zum Beispiel bei Operationen, bei denen man anderen Ärzte online zuschalten würde. Dennoch gibt es ein dickes Aber von Joost, da nach ihrer Meinung sichergestellt werden muss, "dass das offene Internet der Normalfall bleibt".

Dominanz der Spezial-Dienste wäre wettbewerbsverzerrend

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Erst Anfang des Monats hatte sich die Bundeskanzlerin Angela Merkel auf dem Kongress "Digitising Europe" dafür ausgesprochen, "bestimmte Spezialdienste bevorzugt durchs Netz zu leiten". Dabei kann man bei der Bundeskanzlerin von einer Ablehnung der Netzneutralität sprechen. Im kommenden Jahr sollen Verhandlungen zu einer Regelung der Netzneutralität in der EU stattfinden. Dabei will sich Deutschland vor allem für die Einführung von bezahlten Spezial-Diensten einsetzen. Auf einen entsprechenden Vorschlag zur Regelung habe sich die Bundesregierung schon geeinigt.

Im Rahmen dessen warnt Joost: "Wenn die Spezial-Dienste künftig dominieren, wäre das wettbewerbsverzerrend, insbesondere für Startups und kleine Inhalte-Anbieter." Gerade bei Kritikern besteht die Befürchtung, dass Netzbetreiber künftig vor allem Anbieter von Filmen und Videotelefonie zur Kasse beten werden, da diese große Datenmengen erzeugen.

Lesen Sie in einer weiteren Meldung mehr zur Rede der Bundeskanzlerin Merkel, die den Spagat zwischen "Spezial-Diensten im Internet" und der Vereinbarung mit der Netzneutralität probt - und dabei Beispiele für priorisierte Dienste nennt.

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