Wachstum

Boom der Billig-Smartphones

Android hat die Vorherrschaft unter den günstigen Smartphones ergattert. Vor allem chinesische Hersteller haben sich gut auf den Handy-Boom eingestellt.
Von dpa / Daniel Rottinger

Nutzer in Schwellenländern greifen häufig zu günstigen Smartphones Nutzer in Schwellenländern greifen häufig zu günstigen Smartphones
Bild: dpa
Das Wachstum im Smartphone-Markt kommt vor allem aus Schwellenländern wie Indien. Das setzt die Profite vieler Hersteller unter Druck - und zementiert die Dominanz des Google-Systems Android.

Nutzer in Schwellenländern greifen häufig zu günstigen Smartphones Nutzer in Schwellenländern greifen häufig zu günstigen Smartphones
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Früher wurden Smartphones vor allem in reichen Regionen wie den USA, Westeuropa oder Japan verkauft - in riesigen Märkten wie China oder Indien gab es dagegen meist einfache Handys. Doch inzwischen wechseln Menschen überall auf der Welt zu Computer-Telefonen, und das verändert das Gesicht der gesamten Branche.

China-Hersteller profitieren von Nachfrage aus den Schwellenländern

Denn in Indien, Indonesien oder Afrika sind vor allem günstige Smartphones gefragt. Das stärkt noch weiter die Position der chinesischen Hersteller, die jetzt schon die restlichen Plätze der Top 5 der größten Anbieter nach Samsung und Apple mit seinem iPhone ausfüllen.

Dem Smartphone-Markt steht ein gewaltiges Wachstum bevor: Ende 2015 gab es weltweit nach Berechnungen des Netzausrüsters Ericsson rund 7,3 Milliarden Mobilfunk-Anschlüsse, davon wurden 3,4 Milliarden per Smartphone genutzt. Zum Jahr 2021 dürften aber bereits 6,4 Milliarden Computer-Telefone im Markt sein, prognostiziert der schwedische Konzern.

Billig-Smartphones bringen kaum Gewinn

Doch das wachsende Geschäft in den Schwellenländern stellt die Branche vor eine große Herausforderung. Denn als Daumenregel bei Analysten gilt: Billige Smartphones bringen zwar Marktanteile - aber werfen nicht wirklich Gewinn ab. "Einige Marken haben höhere Margen bei einfachen Handys als bei ihren Smartphones", sagt Analyst Anshul Gupta vom IT-Markt­forscher Gartner.

Wie es unter den neuen Gegebenheiten anders geht, macht der chinesische Branchen-Aufsteiger Xiaomi vor. Die Firma bietet technisch hochgerüstete Smartphones günstig an. Das ist möglich, weil Xiaomi die Vertriebsausgaben Richtung Null drückt. Die Telefone werden nur online verkauft, statt Werbung setzt man auf Online-Netzwerke.

In China schafft es Xiaomi auf diese Weise nach Berechnungen von Marktforschern immer wieder mal an die Spitze beim Smartphone-Absatz. Weltweit liegt die 2010 gegründete Firma mit etwa fünf Prozent Marktanteil auf dem fünften Platz - und ließ dabei so bekannte Marken wie Sony oder LG hinter sich. "Und sie verkaufen ganz bestimmt nicht mit Verlust", betont Gartner-Analyst Gupta. Zugleich tut sich Xiaomi bei der internationalen Expansion über den Heimatmarkt hinaus aber schwerer als gedacht. Denn der zweite Teil des Geschäftsmodells - neben den günstig verkauften Smartphones Geld mit Diensten zu verdienen - funktioniert bisher nur in China.

Der Smartphone-Boom in Schwellenländern zementiert auch die Dominanz des Google-Betriebssystems Android. Der Anteil an den weltweiten Verkäufen liegt stabil bei 80 Prozent. Und daran dürfte sich auch so schnell nichts ändern. Apple füllt mit der iOS-Plattform seiner iPhones fast den Rest des Marktes aus. Konzernchef Tim Cook lehnt es aber ab, mit günstigen Geräten Marktanteilen nachzujagen und wartet lieber, bis sich mehr Menschen iPhones leisten können. In China ist diese Rechnung aufgegangen - und dürfte auch in Entwicklungsländern funktionieren, sagt Gupta. "Aber Apple wird sich lange gedulden müssen".

Keine relevanten Plattformen außer Android und iOS

Den Mobilfunk-Anbietern wäre es ganz lieb, wenn es noch eine dritte starke Plattform gäbe, doch die ist nicht in Sicht. Bei der Nummer drei, Microsofts Windows Phone, fiel der Marktanteil zum Ende 2015 auf gut ein Prozent von fast drei Prozent ein Jahr zuvor. Blackberry kam mit seinem eigenen Betriebssystem gerade einmal auf 0,2 Prozent und überlegt, ganz auf Android umzusteigen. Die Macher des Firefox-Browsers gaben ihr gleichnamiges Mobil-System bereits auf. Die Alternativ-Plattformen stecken in einer Art Teufelskreis: Die Nutzer bleiben weg, weil das App-Angebot zu wünschen übrig lässt. Und die App-Entwickler schreiben oft keine Anwendungen für die Systeme, weil es sich angesichts der niedrigen Kunden-Zahl nicht lohnt.

In einer weiteren Meldung sind wir auf die kommenden Ubuntu-Phones und -Tablets eingegangen.

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