Verzwickter Fall

Kurios: Nummer war keinem Anbieter bekannt - funktionierte aber

Kunde telefonierte Jahre im E-Plus-Netz - und keiner wollte ihn kennen
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Kunde unbekannt Für die beteiligten Anbieter war der Kunde mit seiner Rufnummer zunächst unbekannt
Bild: Emin Ozkan - Fotolia.com; Montage: teltarif.de
Die folgende schier unglaubliche Geschichte einer am Ende doch noch erfolgreichen Rufnummern­portierung hat sich wirklich ereignet - und scheint nicht einmal ein Einzelfall zu sein. teltarif-Leser Werner Schönmann (Name geändert) nutzte eine Prepaid-SIM-Karte im Netz von E-Plus. Diese Karte hatte er 1999 als "Free & Easy Weekend" gekauft. Da die Rufnummer mit 0177 beginnt, wollte er sie zu einem neuen Anbieter mitnehmen und richtete die entsprechende Anfrage an E-Plus. Doch E-Plus antwortete ihm, daß diese Rufnummer bei ihnen nicht vorhanden sei und zu einem anderen Provider gehören müsse.

Kunde unbekannt Für die beteiligten Anbieter war der Kunde mit seiner Rufnummer zunächst unbekannt
Bild: Emin Ozkan - Fotolia.com; Montage: teltarif.de
Als ordentlicher Mensch hatte Herr Schönmann die Verpackung der Karte aufgehoben; sie war vom Service-Provider "DPlus Telekommunikation" verkauft worden. Nun war Recherche angesagt, denn der Anbieter DPlus (1992 als TMG gegründet) wurde am 01.10.1999 von der mobilcom gekauft und ab 01.01.2001 in den heute ebenfalls nicht mehr existierenden Anbieter Cellway integriert; die Marke "DPlus" verschwand am 01.01.2002. Cellway wiederum wurde Ende 2003 auf die mobilcom Kommunikationstechnik verschmolzen, welche nach einer weiteren Fusion im Jahre 2008 heute unter dem Markennamen mobilcom-debitel unterwegs ist.

Kein Anbieter wollte die Rufnummer unseres Lesers kennen

Also stellte der Kunde seinen Antrag auf Rufnummern­mitnahme bei mobilcom-debitel, doch auch von dort kam die Antwort: Diese Nummer ist bei uns nicht bekannt, bitte wenden Sie sich direkt an den E-Plus Prepaid-Kundenservice unter der Telefonnummer 0177 / 177-1150.

Da konnte etwas nicht stimmen, denn der Leser telefonierte ja mit der Karte, konnte auch erreicht werden und lud auch regelmäßig über die Kurzwahl 1155 neues Guthaben über freigerubbelte Free-&-Easy-Gutscheine auf. Die auf der SIM-Karte als "Free & Easy Hotline" eingetragene Kurzwahl 11166 war "nicht vergeben". Die von mobilcom-debitel vorgeschlagene Hotline 0177 / 177-1150 war nur schwer erreichbar, er flog mehrfach aus der Warteschleife.

Schönmann schrieb erneut an E-Plus direkt, teilte seine Rufnummer, die auf der SIM-Karte aufgedruckte Kartennnummer und die mit der Karte gelieferte "PUK1" mit, die erneute Antwort: Negativ, unbekannt.

BNetzA: Es gibt keine nicht registrierten Rufnummern

Schönmann wandte sich schließlich hilfesuchend an die Bundesnetzagentur. Dort erklärte man ihm, daß seine SIM-Karte erst beim Serviceprovider registriert werden müsse, dann könne die Portierung erneut beantragt werden. Dass seine Karte trotz Dementi bei mobilcom-debitel liegen müsste, wurde ihm in dem Moment klar, als er sich mit seiner Mobilfunk­rufnummer auf der Webseite von mobilcom-debitel in sein Kundenkonto einloggen konnte. Mit testweise eingegebenen "Fremdnummern" funktionierte das nicht.

Ein schließlich erfolgreiches Telefonat mit der Prepaid-Hotline von E-Plus unter 0177 / 177-1150 brachte ihm nur den Rat, alle Original-Unterlagen zu übermitteln, damit intern geprüft werden könne, was mit seiner Mobilnummer überhaupt los sei. Schließlich hatte ihm die Bundesnetzagentur mitgeteilt, das es nicht sein dürfe, beziehungsweise sein könne, dass eine Mobilnummer gar nicht registriert sei.

Das Rätsel löste sich

Leser Schönmann war schon verblüfft: Er konnte telefonieren, er konnte aufladen, aber keiner wollte ihn kennen. Er fragte sich im Internet und im Bekanntenkreis durch. Ein befreundeter Uni-Professor für Forensik brachte ihn auf die Idee, sich einen SIM-Karten-Leser für den PC zu besorgen. Mit solchen Geräten kann man die auf einer SIM-Karte gespeicherten Rufnummern auslesen, löschen oder neu schreiben. Die mitgelieferte Software kann oft noch mehr. Und auf diese Weise entdeckte Leser Schönmann das Problem: Die auf dem Chip gespeicherte Seriennummer der Karte wich von der auf der SIM aufgedruckten Nummer um zwei Stellen ab! Es handelte sich eindeutig um einen Zahlendreher.

Sofort informierte Schönmann mobilcom-debitel und die Bundesnetzagentur. Und siehe da: In den Datenbanken von mobilcom-debitel wurde die korrekte Kartennummer sofort gefunden - und so konnte die gewünschte Portierung offiziell angestoßen werden.

Kein Einzelfall?

Wie uns weitere teltarif-Leser bestätigen, scheint dieser unglaubliche Zahlendreher kein Einzelfall zu sein. Ein besonders penibler Leser macht von allen SIM-Karten Sicherheitskopien und hatte diesen Fall schon öfters, berichtet er. Möglicherweise werden solche Zahlendreher nicht immer bemerkt. Ist die SIM-Karte erst einmal aktiviert, interessiert sich kein Mensch mehr für die Karten­seriennummer - solange, bis eine Ersatzkarte benötigt wird oder eine Rufnummernportierung ansteht.

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