Vodafone: Etisalat steigt als Investor ein
Bei Vodafone tut sich einiges. Wir hatten über Gespräche einer Fusion von Vodafone UK und Three UK berichtet. Nun melden der Wirtschaftsnachrichtendienst Bloomberg und die Deutsche Presseagentur (dpa), dass die in den Vereinigten Arabischen Emiraten beheimatete Emirates Telecommunications Group Company ("Etisalat"/"e&") am Wochenende den Erwerb von 9,8 Prozent der Vodafone-Anteile für umgerechnet 4,2 Milliarden Euro bekannt gegeben hat.
Nach Berechnungen von Bloomberg bietet sie etwa 1,30 britische Pfund (1,53 Euro) pro Aktie. Der Preis entspreche einem Aufschlag von etwa 10 Prozent auf den Schlusskurs der Vodafone-Aktie vom Freitag, die nur etwa die Hälfte ihres Höchststandes von 2018 erreicht habe.
"Unsere Investition stellt eine einzigartige Gelegenheit dar, einen bedeutenden Anteil an einer der führenden und stärksten globalen Telekommunikationsmarken zu erwerben", erklärte Hatem Dowidar, der CEO von e& dazu.
e& größter Aktionär bei Vodafone
Neue Dienstkleidung für Vodafone-Mitarbeiter? Die Etisalat (UAE) ist mit knapp 10 Prozent bei Vodafone eingestiegen.
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Damit ist Etisalat, die unter dem Markennamen "e&" auftreten, auf einen Schlag größter Einzel-Aktionär der in Großbritannien beheimateten Vodafone plc.
Der Käufer teilte weiter mit, er wolle ein langfristiger Investor sein. Ein Angebot für die restlichen Vodafone-Anteilscheine sei nicht geplant. Fachleute finden aber, dass der Zeitpunkt für eine solche Offerte günstig wäre: Zwar weise der Aktienkurs von Vodafone ein Plus von knapp fünf Prozent seit Jahresbeginn auf, allerdings bewegt er sich damit nur auf dem hälftigen Niveau seines 2018 erreichten Höchststands.
Druck durch Cevian
Vodafone sah sich bisher dem Druck des aktivistischen Aktionärs Cevian Capital AB (Schweden) ausgesetzt. Dieser will durch eine Vereinfachung des Geschäfts (Verkauf oder Fusion unrentabler Landesgesellschaften und Beteiligungen) und verschiedener Transaktion den Gewinn der Briten erhöhen.
Vodafone neu aufgestellt
Mit dem Einstieg von Etisalat (e&) kann Vodafone als Unternehmen neu aufgestellt werden. Insider berichten, dass die Entscheider bei Etisalat über Erfahrungen und Kontakte im Vodafone-Konzern verfügen. e& wird staatlich kontrolliert und sieht den Einstieg bei Vodafone als Sprungbrett für weitere kommerzielle Partnerschaften. Vodafone freut sich, "eine langfristige Beziehung mit e& aufzubauen", teilt das Unternehmen in einer Stellungnahme mit.
Aktuell ist Vodafone in mehr als 20 Ländern aktiv und versorgt über 300 Millionen Mobilfunkkunden. In Europa ist Vodafone in Großbritannien, Deutschland, Italien, Portugal und Spanien aktiv. In Afrika ist Vodafone südlich der Sahara sehr stark vertreten und an einem kostspieligen Joint Venture in Indien beteiligt.
Kursrisiko bleibt noch
Bloomberg macht darauf aufmerksam, dass der Kurs der Vodafone-Aktie nicht weit von den Tiefstständen des Internet-Crashs (Dot-Com-Blase) im Jahr 2002 entfernt sei. Das mache das Unternehmen für den Druck von Aktivisten wie Cevian anfällig. Schon vor dem Einstieg der e& war Vodafone auf der Suche nach Übernahmen in Großbritannien, Spanien, Italien und Portugal gewesen, um sich zu konsolidieren und das Unternehmen zu vergrößern.
e& sucht interessante Deals
e& habe bisher auf organisches Wachstum gesetzt und verstärke seine "Deal-Aktivitäten". e& möchte auch den Rest seiner saudi-arabischen Filiale übernehmen, dabei soll es um etwa 2,1 Milliarden Dollar gehen. e& ist auch in mehreren Schwellenländern in Asien und Afrika aktiv.
Der Nachrichtendienst Bloomberg vergleicht den Einkauf bei Vodafone mit dem Kauf eines 18-Prozent-Anteils an der britischen Telekom (BT Group) durch den französischen Milliardär Patrick Drahi. Drahi ist Chef der Firma Altice, die inzwischen Inhaber des zweitältesten französischen Netzbetreibers SFR ist. Drahi hatte damals erklärt, dass sein Einstieg bei BT eine Finanzinvestition sei. An der BT ist übrigens auch die Deutsche Telekom mit 12 Prozent beteiligt.
e& könnte analog zu Frankreich seinen Anteil an Vodafone im Laufe der Zeit erhöhen, vermutet der Analyst James Ratzer (New Street Research). Dazu dürfte dann aber eine Zustimmung der britischen Regierung notwendig sein und dies eine Menge Diskussionsbedarf auslösen.
Die Vereinigten Arabischen Emirate (UAE) versuchen - ähnlich wie ihr größerer Nachbar und Wettbewerber Saudi-Arabien - ihre Wirtschaft auf eine Zeit nach dem Erdöl vorzubereiten. Dazu investieren sie ihr Vermögen in "Wachstumsbranchen" im Ausland.
Hat der Einstieg von e& Auswirkungen auf Deutschland?
Unmittelbar dürfte der Einstieg von e& in die Vodafone Group keinen Einfluss auf den deutschen Markt haben, da das Konzern-Machtzentrum in Großbritannien verbleibt und der Druck der Investoren auf Rendite vorerst noch bestehen bleibt.
Am Rande der ANGA COM deutete Vodafone sein geplantes "Super WLAN" an.