Verschuldet

Vodafone Indien: Schulden ohne Ende

Voda­fone hat letztes Jahr alleine in drei Monaten rund 6 Milli­arden Euro verbrannt, in Indien. Jetzt tauchten Gerüchte auf, dass sie weitere Gelder nach­schießen würden. Voda­fone demen­tiert.
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Der Managing Director and CEO von Vodafone India Sunil Sood (links) und sein Finanz-Chef Thomas Reisten bei einer Pressekonferenz von Vodafone Indien im Jahre 2015. Der Managing Director and CEO von Vodafone India Sunil Sood (links) und sein Finanz-Chef Thomas Reisten bei einer Pressekonferenz von Vodafone Indien im Jahre 2015.
Foto: Picture Alliance / dpa
Die Voda­fone-Group ist als Mobil­funk­an­bieter welt­weit aktiv, nicht nur in Europa, sondern auch in Indien. Doch auf dem indi­schen Markt tobt brutalster Wett­be­werb. Voda­fone hat dort extrem viel Geld "verbrannt".

Die Idee, mehr als 1 Milli­arde Mobil­funk­kunden haben zu können, hatte einst zum Invest­ment von Voda­fone in Indien geführt.

Doch dann gab es Konkur­renz durch den indi­schen Mobil­funk­an­bieter Jio, korrekt "Reli­ance Jio Info­comm Limited". Der betreibt wie Voda­fone ein indi­en­weites Mobil­funk­netz (mit LTE) und zählte im August 2019 rund 355 Millionen Kunden. Damit ist Jio der dritt­größte Anbieter der Welt hinter China Mobile und der Voda­fone-Group (nach Nutzer­zahlen). Jio ist in Indien Markt­führer noch vor Bharti Airtel. Jio Reli­ance betreibt auch Glas­fa­ser­netze, Strea­ming-Dienste und baut Smart­phones. Die Reli­ance Group wird von Mukesh_Ambani, einem stein­rei­chen Unter­nehmer beherrscht, der offenbar große Freude daran hat, seine Konkur­renten weiter in Bedrängnis zu bringen.

Für Voda­fone wurde es in Indien sehr eng. So eng, dass sie vor drei Jahren mit dem indi­schen Wett­be­werber "Idea" zusammen gehen und die Voda­fone Idea gründen mussten. Doch es half nichts.

6 Milli­arden in drei Monaten weg

Der Managing Director and CEO von Vodafone India Sunil Sood (links) und sein Finanz-Chef Thomas Reisten bei einer Pressekonferenz von Vodafone Indien im Jahre 2015. Der Managing Director and CEO von Vodafone India Sunil Sood (links) und sein Finanz-Chef Thomas Reisten bei einer Pressekonferenz von Vodafone Indien im Jahre 2015.
Foto: Picture Alliance / dpa
Im dritten Quartal 2019 hat Voda­fone in Indien mit etwa 6 Milli­arden Euro den größten Quar­tals­ver­lust eines Unter­neh­mens in der Wirt­schafts­ge­schichte Indiens hinge­legt.

Voda­fone musste alleine über 3,2 Milli­arden Euro für Lizenzen, Strafen und Zinsen nach­zahlen. Voda­fone und andere hatten einen jahre­langen Rechts­streit mit der indi­schen Regie­rung verloren. Und das kam so: Indi­sche Mobil­funker sollen 8 Prozent des "berei­nigten Brut­to­um­satzes" als Lizenz zahlen. Dazu kommen zwischen 3 und 5 Prozent für die Frequenzen. Nun ging der Streit um die Frage, nach welcher Formel diese Zahlen genau berechnet werden sollten? Die Branche wollte das aus dem "reinen Kern­ge­schäft" errechnen, die Regie­rung wollte aber erzielte Mieten und Divi­denden noch mit einbe­ziehen und bekam vor dem obersten Gericht des Landes Recht.

Neue Gelder nach Indien?

Aktuell sind jetzt in Indien Gerüchte aufge­taucht, dass die welt­weite Voda­fone-Group weitere Mittel in ihre indi­sche Betei­li­gung "Voda­fone-Idea" stecken wolle, um die laufenden Betriebs-Kosten zu decken und bei der Abstot­te­rung der fälligen Steuern zu helfen. Voda­fone demen­tiert heftig und beteuert - wie schon vorher gegen­über den eigenen Aktio­nären - nicht noch mehr Geld für das notlei­dende Unter­nehmen ausgeben zu wollen.

Die indi­sche Wirt­schafts­zei­tung Economic Times (ET) hatte behauptet, die Voda­fone-Group wolle Voda­fone Idea mit 200 bis 225 Millionen Dollar aushelfen. Weitere 125 bis 150 Millionen Dollar sollten dann von den Part­nern "der anderen Seite" wie der Aditya-Birla-Group beigesteuert werden. Doch auch von dort gab es ein dickes Dementi, wie mobi­le­world­live, das Nach­richten-Portal der GSMA-Orga­ni­sa­tion (dem Dach­ver­band aller welt­weiten Mobil­funk­an­bieter) heraus­fand.

1 Milli­arde Rück­lagen reichen nicht

Bei der Fusion von Voda­fone India und Idea-Cellular hatten beide Seiten etwa 1 Milli­arde Euro zur Seite gelegt, um aufge­lau­fene Schulden abzu­de­cken, die Voda­fone vorher nicht im Blick gehabt habe, sprich: Es gab dort keine Rück­lagen speziell dafür.

Voda­fone beteu­erte heute, dass jede weitere Zahlung an "Voda­fone Idea" nur aus diesem Topf und nicht aus neuen Geldern erfolgen würde.

20 Jahre Zahlungs­ziel

Immerhin ist es Voda­fone Idea gelungen, die Zahlungs­fristen für Lizenzen und Frequenzen auf 20 Jahre zu verlän­gern. Sonst wäre das in Schwie­rig­keiten gera­tenen Unter­nehmen schlicht und ergrei­fend geschlossen worden. Dem Wett­be­werb in Indien hätte das viel­leicht nicht so gut getan, dem Netz­ausbau der Voda­fone-Netze in Europa (z.B. in Deutsch­land) mittel- bis lang­fristig viel­leicht schon eher.

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