Grünes Licht: Euronews wieder in europäischer Hand
Nachrichten sind das Kerngeschäft von Euronews, doch in den vergangenen Monaten war der Sender mit Sitz im französischen Lyon selbst häufiger Gegenstand der Berichterstattung. Konkret ging es dabei um die Frage, wem der Sender in Zukunft gehört und welche strategische Ausrichtung dieser bekommt. Ursprünglich hatte sogar der US-Medienkonzern Comcast große Pläne mit Euronews, doch dann kam alles ganz anders. Nun hat der Sender einen neuen Besitzer.
Sawiris zieht sich zurück
Euronews-Zentrale im französischen Lyon
Foto: Dillinger Fabrik
In den vergangenen Jahren spielte vor allem der ägyptische Telekom-Milliardär Naguib Sawiris bei Euronews eine zentrale Rolle. Im Jahr 2017 stieg zusätzlich NBCUniversal beim paneuropäischen Nachrichtensender ein, die Comcast-Tochter beteiligte sich mit rund 25 Millionen Euro. Damals waren die Visionen groß, geplant war ein transatlantisches Nachrichtennetzwerk, Euronews hätte vor allem auch auf das globale Korrespondentennetz von NBC News zugreifen können.
Letztendlich platzte das Projekt, da Comcast seine Strategie änderte. Statt einer Kooperation mit Euronews wollte man einen eigenen globalen Nachrichtensender unter der Marke Sky World News starten. Hintergrund war die Übernahme des Fox-Anteils am europäischen Pay TV-Konzern Sky vom australischen Medienmogul Rupert Murdoch.
Nähe zu Viktor Orbán
Doch auch bei Sky World News hatte Comcast kein gutes Händchen, vor allem die Corona-Pandemie machte dem Projekt bekanntermaßen einen Strich durch die Rechnung. Sawiris hielt unterdessen wieder die Mehrheit an Euronews, wollte sich aber zurückziehen. Es ging also erneut auf Käufersuche. Im Dezember 2021 kommt es schließlich zum Deal: Der portugiesische Investor ALPAC Capital erhält den Zuschlag.
Schnell folgten jedoch kritische Stimmen. Hinter ALPAC Capital stehen Luís Santos und Pedro Vargas David. Letzterer ist der Sohn von Orbán-Berater Mario David. Für viele EU-Politiker stellte sich die Frage, ob Euronews durch diesen Eigentümerwechsel zum Sprachrohr Orbáns gegen die EU wird. Das wäre vor allem problematisch, weil sich Brüssel sogar eine Förderung von Euronews auf die Fahnen geschrieben hat.
Wieder in europäischer Hand
ALPAC Capital bemühte sich sogleich, Bedenken zu zerstreuen. An der Integrität und Unabhängigkeit von Euronews dürften zumindest bislang keine Zweifel bestehen, wohl aber an der Frage, welche Finanzausstattung der Nachrichtensender in Zukunft bekommt. Klar ist: ALPAC Capital verfügt nicht über vergleichbare Ressourcen wie Comcast.
Die Portugiesen können zwar Geld zuschießen, jedoch kein globales Netz aus Korrespondenten oder Redaktionen. Somit entstehen auch keine Synergieeffekte, welche im Betrieb zu Kosteneinsparungen führen. Euronews bleibt also nach der Übernahmen weiterhin auf sich allein gestellt, was die wirtschaftliche Lage insgesamt nicht unbedingt verbessern dürfte.