Hi,
Benutzer spaghettimonster schrieb:
Außer in dem von dir genannten T-Pilotprojekt wüsste ich auch nicht, wo es ratenadaptives ADSL1 in Deutschland noch geben sollte und besonders 2006 gegeben haben soll, als der Artikel verfasst wurde, so dass ein Vergleich im Artikel sinnvoll wäre.
2006 hatten so gut wie alle DSL-Anbieter ausser der Telekom noch ratenadaptives ADSL1 verbreitet im Einsatz - incl. Arcor. Der ADSL2+-Rollout erfolgte bekanntlich erst im Laufe des Jahres 2006 und Bestandskunden wurden noch sehr lange auf ADSL1-Ports gehalten. So gut wie alle Carrier in Deutschland ausser der Telekom verwendeteten bereits bei ADSL1 anno 2005/2006 die ratenadaptive Schaltung - viele sogar bereits seit 2002/2003 (Arcor, Netcologne, Versatel, etc).
Da ADSL2+ meines Wissens ratenadaptive Schaltung impliziert (jedenfalls bei der Telekom, und mit DSL 16.000 wird ja vergleichen) und damit kaum Reichweitengewinne erzielt werden, muss ich daraus schließen, dass Telekoms von dir kritisierte fixed-rate-Schaltung an der mangelnden DSL-Abdeckung kaum bis nicht schuld ist, sondern allenfalls an der geringen Bandbreite im Verfügbarkeitsgebiet.
Das ist weitgehend richtig - wobei man allerdings mit ratenadaptiven Profilen, die bis hinunter zu 128kbit syncen, durchaus auch bei KO-Dämpfungen bis 60db eine Schaltung im Massengeschäft realisieren könnte (wird aber nicht geplant von der Telekom). Zum anderen stellt sich die Frage, inwieweit man eine DSL-Bandbreite von T-DSL-384/64 -aus reinen Marketinggründen ("Halbe Bandbreite von T-DSL 768/128") zudem ohne jegliche technische Notwendigkeit mit einem 1-Kanal-ISDN-Upstream versehen- überhaupt noch auch nur noch entfernt als Breitband-Abdeckung bezeichnen kann.
Damit dürfte auch Telekoms Pilotprojekt mit ratenadaptivem ADSL1 (auch das noch) kaum zu größerer Abdeckung, sondern nur partiell zu größeren Bandbreiten führen.
Wie wichtig diese höheren Bandbreiten an längeren Anschlussleitungen sind, kannst du dir sicher ausmalen. Ob jmd. mit 6MBit oder 16MBit surft, merkt man bei der "durchschnittlichen Internetnutzung" doch heute nach wie vor nur in Nuancen. Ob sich jmd. mit 384/64 quält oder mit 1024/192 oder gar 2048/384 surft, bemerkt jeder beim ersten Seitenaufruf.
Wenn ich das richtig verstehe, müsste man zur Reichweitenvergrößerung erstens auf Annex B verzichten, um die unteren unteren Frequenzen zu nutzen, siehe dann aber unten, oder/und zweitens ADSL2(+) einführen, um die oberen Frequenzen zu nutzen.
ADSL2+ bringt nichts bzgl. Reichweitenerhöhung, da die zusätzlichen oberen Frequenzen bei langen Leitungen so hoch gedämpft sind, dass sie NULL zusätzliche Bandbreite bringen.
Annex A bzw. das die unteren Frequenzen noch intensiver nutztende Annex L (READSL2, siehe France Telecom) taugen zur Reichweitenerhöhung - und natürlich noch besser SHDSL, wie es QSC für die Privatkunden-Anschlüsse q-dsl-home-1536 einsetzt.
Da die Telekom derartiges meines Wissens nicht plant, wird sich an der Verfügbarkeitsmisere bei T-ADSL auf absehbare Zeit kaum etwas ändern. Die Telekom scheint es nicht eilig zu haben.
Leider ja - allerdings bekommen wenigstens die, die ADSL trotz einer längeren TAL bekommen können, mittels RAM eine halbwegs zeitgemäße Bandbreite.
Wobei bei den Annexen A und L kein ISDN mehr möglich ist. Welche günstige Alternative neben derzeit vielfach labilem VoIP/NGN schlägst du zB Kleinunternehmern und Freiberuflern vor, die 2 Leitungen benötigen?
Sie müssten sich entscheiden, was ihnen wichtiger ist (mehr Bandbreite/DSL-Verfügbarkeit oder ISDN) bzw. eine zusätzliche ISDN-TAL buchen.
Allenfalls wäre Mischbetrieb denkbar. Dann müssten aber mit jedem Wechsel zwischen T-Net und ISDN auch DSLAM und Modem ausgetauscht werden und umgekehrt müssten für höhere Bandbreiten die ISDN-Telefone durch Analogmodelle ausgetauscht werden. Das kriegst du doch einem T-Kunden nie vermittelt.
Dieser Mischbetrieb mit den genannten Auswirkungen ist die Normalität in jedem anderen Land der Welt, wo Annex B geschaltet wird - ausser in Deutschland.
Sind die Deutschen zu dumm? Was meinst du, ist den Kunden zunehmend wichtiger? Einfachheit/Dummheit oder etwas mehr Aufwand und daher höhere DSL-Bandbreite bzw. mehr DSL-Reichweite?
Ausserdem könnte man z.B. auch Kunden mit kürzeren TAL, denen die Bandbreite auch mit Annex B locker ausreicht, bei Umschaltung auf All-IP bzw. Analoganschluss auch auf Annex B geschaltet lassen, womit kein CPE/Splittertausch notwendig wäre. Man könnte sogar soweit gehen, ADSL-over-POTS/Annex A (bzw. zusätzlich L) ausschliesslich für Kunden mit besonders langen Anschlussleitungen zu reservieren, um so möglich Aufwand wie nötig durch die Unterstützung der zusätzlichen Annex A/L-Standards für die Kunden und Netzbetreiber zu generieren.
Nach meinen Informationen trifft es auch nicht zu, dass Annex B nur in Deutschland eingesetzt wird,
Selbstverständlich nicht - aber der ausschliessliche Einsatz ist eine deutsche Besonderheit.
sondern als Primärstandard zB auch in Norwegen (wo ISDN noch verbreiteter ist) oder der Schweiz (wo es weniger verbreitet ist)
In der Schweiz ist die ISDN-Penetration genau gleich hoch wie in Deutschland.
sowie partiell in weiteren europäischen Ländern einschließlich Frankreich.
Korrekt - aber eben aussschliesslich an ISDN-Anschlüssen. An Analoganschlüssen und All-IP-Anschlüssen wird in allen anderen Ländern der Welt mit ADSL-Standards gearbeitet, die die dämpfungsarmen ISDN-Träger mitverwenden - auch in Ländern mit gleich hoher (z.B. Schweiz, Benelux) oder z.T. sogar höherer ISDN-Penetration (Teile Skandinaviens).
Gelesen habe ich weiter, dass Arcor im Telekom-Netz 2006 auch Annex L hat zulassen lassen, es aber selbst nicht benutzt. Damit scheint das Desinteresse an größerer Reichweite nicht Telekom-spezifisch zu sein.
Nein, das betrifft Annex M. Annex M bringt aber bzgl. dem reichweitenkritischen, die hohen Frequenzen nutzenden Downstream keinerlei Vorteile gegenüber Annex B - lediglich der Upstream profitiert dort von der Verwendung der dämpfungsarmen ISDN-Frequenzträger - der Up/Downstream-Frequenzsplit entspricht dem bei Annex B. Mit Annex M wären bei längeren Anschlussleitungen daher umgekehrt asymmetrische Bandbreiten realisierbar.
So long.
fruli