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Sommerloch -> bringt doch nichts!


12.08.2014 20:42 - Gestartet von wolfbln
3x geändert, zuletzt am 12.08.2014 20:55
Es gilt leider überall auf der Welt: Ein Sperrung nur über die IMEI-Nummer (in Form von einer Blacklist) funktioniert nicht. Warum sollte das ausgerechnet in Deutschland klappen. Leben wir auf der Insel der Glückseligen???

Man werfe einen Blick in die Türkei, das man für diesen Fall als "Großversuch" sehen könnte: Dort werden schon seit Jahren die IMEI-Nummern der Geräte mit einer SIM bei ihrer Aktivierung in einer White-List verknüpft und quasi "freigeschaltet". Genutzt hat es wenig. Das Überwachungspotential ist dagegen gewaltig. Möglicherweise wird der eine oder andere Gelegenheitsdieb abgehalten, aber sobald organisierte Banden im Spiel sind, greift das System nicht.

Der Grund ist ganz einfach und sogar bei Wikipedia nachzulesen. Die IMEI-Nummern sind gar nicht so einzigartig, wie oft dargestellt. Manche werden doppelt vergeben und insbesondere bei einigen Geräten ist sie einfach zu verändern. Juristen streiten sich, ob das Verändern der IMEI gegenwärtig überhaupt hierzulande strafbar ist.

Auch wenn man es unter Strafe stellte: wenn eine IMEI-Änderung so einfach ist wie das Rooten auf meinem chinesischen Smartphone, dann schreckt das wohl niemanden wirklich ab. Es hat gerade mal 10 Minuten gedauert, dann hatte mein Smartphone nach dem Root eine neue IMEI Nummer.

Die ganzen Apps, die auf dem Markt sind, sind zwar ganz nett und mögen auch manche beruhigen. Nur wenn ich das Gerät roote, voll zurücksetze, und neue Firmware draufspiele (und noch die IMEI verändere), greifen die auch nicht. Firmware, die bewusst die IMEI-Nr. von bestimmten iPhones ändert, gibts auch schon auf dem Graumarkt. Denn auch hier ist bisher unklar, ob sie eigentlich illegal ist.

Eines ist doch dagegen klar: Jedes Smartphone ist Massenware, die voll resettet werden kann und jegliche Individualisierung kann entfernt werden. Ein quasi "eingraviertes" unlöschbares Individualitätsmerkmal gibt es eben nicht. Dann hätte man vielleicht eine Chance. Dies ist der Industrie (und dem Kunden) nur viel zu teuer.

So darf sich am Ende jeder fragen: Wie viel wäre er bereit, dafür auszugeben, vorausgesetzt das System wäre nicht zu knacken, was dann eben häufig auch nur eine Frage der Zeit sein kann.

Vielleicht hat das ja auch was Positives: All diejenigen, die sich immer mehr vor einem Überwachungsstaat fürchten, sehen daraus, dass eine 100% eindeutige Zuordnung des Handys dauerhaft nicht erfolgen kann. Angesichts der gegenwärtigen Diskussionen, sollte man wirklich die Frage stellen, ob der "Staat" (oder wer auch immer die IMEI-Registrierungslisten verwaltet) dieses Werkzeug wirklich so einfach bekommen sollte. Das wäre nicht das erst Mal, dass ein vermeindliches Sicherheitsinteresse als Feigenblatt für Massenscreening benutzt wird.