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Es ist mir ein absolutes Rätsel...


12.05.2009 12:44 - Gestartet von niknuk
2x geändert, zuletzt am 12.05.2009 12:45
...wie man ein nicht so ganz triviales Gerät wie ein Handy zu diesem Preis entwickeln, zusammenbauen, auf Einhaltung von (Funk-)Standards und anderer Normen und Vorschriften prüfen lassen, verpacken, über weite Strecken transportieren, über diverse Zwischenhändler verkaufen, bewerben und dann auch noch etwas daran verdienen kann. Die Elektronikschrott- und diverse andere Verordnungen wollen auch noch beachtet und Steuern und andere Abgaben bezahlt werden, außerdem gibt es bei Produktion und Transport sicher auch Ausschuss, der in die Tonne wandert, ohne Umsatz gebracht zu haben. Ich möchte wirklich mal wissen, unter welchen Arbeitsbedingungen so ein Teil hergestellt wird. Es dürften nicht die besten sein.

Gruß

niknuk
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[1] bdam antwortet auf niknuk
12.05.2009 13:07
Zwei Chips für ein/zwei Euro in eine paar Cent teure Billigplastik-Verpackung. Das wars an Herstellungskosten. Dann im 100.000-Pack von China nach Deutschland verschippert und 19% MWSt drauf.
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[1.1] niknuk antwortet auf bdam
12.05.2009 13:26
Benutzer bdam schrieb:

Zwei Chips für ein/zwei Euro in eine paar Cent teure Billigplastik-Verpackung.

Weder die Chips noch das Gehäuse fallen einfach so vom Fließband. Sowohl die Teile als auch die zur Herstellung benötigten Maschinen, Spritzgussformen etc. müssen entwickelt werden. Außerdem passiert das alles natürlich nicht unter freiem Himmel, sondern in einem Gebäude, das auch Geld kostet. Auch die für den Transport verwendeten Fahrzeuge beladen sich und fahren nicht von allein, ganz abgesehen davon, dass deren Anschaffung und Betrieb auch Kosten verursacht. Und jeder Beteiligte an der ganzen Kette will etwas verdienen. Vielleicht ist ja beim Zusammenbau kaum noch menschliche Arbeitskraft gefragt. Aber Entwicklungsingenieure, Designer, Messtechniker, Transport- und Lagerarbeiter etc. wollen alle Geld sehen. Außerdem fällt neben der MwSt. auch noch Zoll an (ich nehme nicht an, dass die Dinger in der EU hergestellt werden), und zumindest innerhalb der EU noch andere Kosten wie z. B. Lohnnebenkosten und Kosten für die Entsorgung (die gemäß WEEE ja der Hersteller/Importeur tragen muss).

Das wars an Herstellungskosten.

Herstellungskosten sind aber leider nicht die einzigen Kosten.

Gruß

niknuk
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[1.1.1] Monika Penthouse antwortet auf niknuk
12.05.2009 13:48

2x geändert, zuletzt am 12.05.2009 19:00
Benutzer niknuk schrieb:
Benutzer bdam schrieb:
Das wars an Herstellungskosten.

Herstellungskosten sind aber leider nicht die einzigen Kosten.



So in etwa muß das ausgesehen haben, als Franjo Pooth bei der Sparkasse seines Vertrauens war.

Franjo:
"Ich habe da so eine Idee, wie ich die dicke Kohle mache...
blubbblubbsülz -aus Fernost- blablabla."

Heinz-Martin (Humme):
Mein lieber Franjo. Da kommen aber noch Transportkosten, Distribution etc. hinzu, ganz zu schweigen von den eventuell anfallenden Garantieansprüchen usw.usw.usw."


Franjo:
"Aber Heinz-Martin, das ist doch schon allein ein dolles Ding, weil´s von mir ist. Um es euch schmackhaft zu machen, leg ich noch ein paar schöne Abende oben drauf.
Mit Karl-Heinz (Stiegemann), Verona, mir und lauter anderen supertoftegeilen und hochintelligenten Promis. Bei diesem Gesamtpaket bekommt ihr kleinen Sparkassenfurzer doch sicherlich feuchte Augen vor lauter Glück!?"

Karl-Heinz:
"Also Franjo, wenn ich´s mir genau überlege, wird mir deine Geschäftsidee immer sympathischer. Aber der Zeitaspekt....bis das Zeug hier ist!?"

Franjo:
"Scheißegal. Glaubst du denn etwa, daß ich irgend einen vorher bezahle, außer den Asiaten, die mir das Zeug herschicken?
Außerdem bin ich doch ein ganz Schneller.
Und...nur für euch beiden leg ich da ein paar lockere Scheinchen drauf, die ihr mir aber natürlich zuerst leihen müßt!"

Heinz-Martin:
"Ah jahhhhh.....
scheint doch absolut solide zu sein, das Gesamtkonzept meine ich.......ist gebongt, nicht wahr, Karl-Heinz?!"

Karl-Heinz:
Klaro, ist anscheinend ein Geniestreich von unserem Franjo, eine Jahrhundertidee....
aber für uns Vorkasse?"

Franjo:
"Na selbstredend.Schlagt ein."


Und ruck zuck ist das Geschäft zwischen "kompetenten" Partnern unter Dach und Fach.

Monika



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[1.1.2] Dragen antwortet auf niknuk
12.05.2009 18:35

4x geändert, zuletzt am 12.05.2009 21:48
Benutzer niknuk schrieb:
Benutzer bdam schrieb:

Zwei Chips für ein/zwei Euro in eine paar Cent teure Billigplastik-Verpackung.

Weder die Chips noch das Gehäuse fallen einfach so vom Fließband. Sowohl die Teile als auch die zur Herstellung benötigten Maschinen, Spritzgussformen etc. müssen entwickelt werden.
Billig kaufen oder nachbauen genügt.
Außerdem passiert das alles natürlich nicht unter freiem Himmel, sondern in einem Gebäude, das auch Geld kostet.
In China ist das nicht unbedingt der große Kostenfaktor
Auch die für den Transport verwendeten Fahrzeuge beladen sich und fahren nicht von allein,
Ebenfall am Beispiel China sind die alten ausgelutschten Flatbed-Trucks überall unterwegs, natürlich mit dem vom Staat subventionierten Benzin/Diesel und den subventionierten Exporten. Die produzierte Ware muß nur das Land verlassen, schon gibt es Geld vom Staat.
ganz abgesehen davon, dass deren Anschaffung und Betrieb auch Kosten verursacht. Und jeder Beteiligte an der ganzen Kette will etwas verdienen.
Na, bei 100-150 USD/Monat kann einer schon viel produzieren
Vielleicht ist ja beim Zusammenbau kaum noch menschliche Arbeitskraft gefragt. Aber Entwicklungsingenieure, Designer, Messtechniker, Transport- und Lagerarbeiter etc. wollen alle Geld sehen.
Wie bereits geschrieben, 100-150 USD/Monat und gepennt wird oftmals auf dem Firmengelände in Baracken. Dafür darf man dann über Chinese New Year nach Hause und sich von der 80 Stunden/Woche erholen)
Außerdem fällt neben der MwSt. auch noch Zoll an
Nee, keine MwSt dafür Einfuhrumsatzsteuer (auch 19%), die man aber als Importeuer als durchlaufenden Posten zu betrachten hat. Schau Dir mal die Zolltarife an, sooooo viel ist das auch nicht! Soweit ich weiß laufen Handy unter der Zolltarifnummer 85171200 und haben 0% Zoll.

http://ec.europa.eu/taxation_customs/dds/cgi-bin/tarduty?ProdLine=&Type=0&Action=1&Lang=DE&SimDate=20090612&YesNo=1&Indent=-1&Flag=1&Test=tarduty&Taric=85171200&Country=----------

> (ich nehme nicht an, dass die Dinger in der EU hergestellt
werden)
ich auch nicht :)
und zumindest innerhalb der EU noch andere Kosten wie z. B. Lohnnebenkosten und Kosten für die Entsorgung (die gemäß WEEE ja der Hersteller/Importeur tragen muss).

Das wars an Herstellungskosten.

Herstellungskosten sind aber leider nicht die einzigen Kosten.

Gruß

niknuk
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[1.1.3] Zoll (war: Es ist mir ein absolutes Rätsel...)
jos antwortet auf niknuk
13.05.2009 18:29
Benutzer niknuk schrieb:

Außerdem fällt neben der MwSt. auch noch Zoll an (ich nehme nicht an, dass die Dinger in der EU hergestellt werden), und zumindest innerhalb der EU noch andere Kosten wie z. B. Lohnnebenkosten und Kosten für die Entsorgung (die gemäß WEEE ja der Hersteller/Importeur tragen muss).

Mobiltelefone haben den TARIC-Code 8517120090 und damit kostet die Einfuhr aus bspw. China genau 0% Zoll.
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[2] Andy2000xxl antwortet auf niknuk
12.05.2009 13:19
Benutzer niknuk schrieb:
Ich möchte wirklich mal wissen, unter welchen Arbeitsbedingungen so ein Teil hergestellt wird. Es dürften nicht die besten sein.

Ich befürchte dass viele namhaften Markenhersteller unter den gleichen oder ähnlichen Arbeitsbedingungen produzieren lassen. Ein hoher Preis des Produktes steht nicht automatisch für eine faire Behandlung der Mitarbeiter.
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[3] MarcoK antwortet auf niknuk
12.05.2009 13:37

...wie man ein nicht so ganz triviales Gerät wie ein Handy zu diesem Preis entwickeln, zusammenbauen, ....

vielleicht erkennt man jetzt ja die wahnsinnige Gewinnspanne der großen "Markenhersteller"...

unter welchen Arbeitsbedingungen so ein Teil hergestellt wird. Es dürften nicht die besten sein.

Wohl wie in den meisten asiatischen Ländern. Die Markenhersteller sind doch fast alle dort vertreten.. da werden die Bedingungen auch nicht anders (schlecht) sein. Leider zahlt man den grössten Teil des Produktpreises schon für den "guten Namen".

Die Qualität hat ja nun bei allen Produkten extrem nachgelassen. Man erinnere sich noch an das "Made in Germany"... heute ja eher nur ein Witz...

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[3.1] paeffgen antwortet auf MarcoK
12.05.2009 15:19
Benutzer MarcoK schrieb:
(...)
Die Qualität hat ja nun bei allen Produkten extrem nachgelassen. Man erinnere sich noch an das "Made in Germany"... heute ja eher nur ein Witz...

Mal abgesehen davon, daß es keine Handys "Made in Germany" mehr gibt, war ich mit den alten Siemens-Geräten (C25 u.a.) sehr zufrieden. Wenn der Verbraucher auf Qualität achten würde, sähe der Markt etwas anders aus. Aber ich will hier jetzt nicht die Frage nach Henne und Ei diskutieren...
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[3.1.1] fnki81 antwortet auf paeffgen
13.05.2009 08:16
Benutzer paeffgen schrieb:
Benutzer MarcoK schrieb: (...)
Die Qualität hat ja nun bei allen Produkten extrem nachgelassen. Man erinnere sich noch an das "Made in Germany"... heute ja eher nur ein Witz...

Mal abgesehen davon, daß es keine Handys "Made in Germany" mehr gibt, war ich mit den alten Siemens-Geräten (C25 u.a.) sehr zufrieden. Wenn der Verbraucher auf Qualität achten würde, sähe der Markt etwas anders aus. Aber ich will hier jetzt nicht die Frage nach Henne und Ei diskutieren...

Wenn schon billig produzierte Geräte so teuer zu erstehen sind (ich meine eben die, wo man den Namen gleich mit bezahlt, nicht diesen komischen Winzling), dann möchte ich nicht wissen, was Handys "Made in Germany" kosten würden. Für Normalverbraucher wie mich wären die wohl wie eine S-Klasse eher unerschwinglich, wenn man bedenkt, dass Handys in der Regel einfach nur einen Nutzen erfüllen sollen.
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[4] papaboy antwortet auf niknuk
21.05.2009 17:50
Benutzer niknuk schrieb:
...wie man ein nicht so ganz triviales Gerät wie ein Handy zu diesem Preis entwickeln, zusammenbauen, auf Einhaltung von (Funk-)Standards und anderer Normen und Vorschriften prüfen lassen, verpacken, über weite Strecken transportieren, über diverse Zwischenhändler verkaufen, bewerben und dann auch noch etwas daran verdienen kann.

Das teuerste an einem Gerät ist die Entwicklung. Dort sitzen Techniker und Ingenieure die das vielfache eines Arbeiters verdienen. Das merkt man an Teilen, die bereits eine Weile auf dem Markt sind. Es kann doch keiner sagen, das sich die reinen Herstellungskosten innerhalb eines Jahres sich so stark reduzieren. Handys, die mal 400 Euro gekostet haben, bekommt man zum Teil jetzt für 100 Euro.

Im Fall dieses Handys ist doch einfach: Man hat eine alte schon lange auf dem Markt existierende Technik genommen, in eine aktuelle Verpackung gepackt und Verkauft diese jetzt. Somit wurden die Entwicklungskosten auf ein minimum reduziert. Wo ich vor 3 Jahren noch mehrere Transitoren und Wiederstände brauchte, wird heute in einem Babydaumennagel großen IC gepackt.