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Warum ist UKW bis heute so erfolgreich?


16.01.2011 20:13 - Gestartet von mungojerrie
Ich möchte diesem Editorial klar widersprechen.

Sorry, aber Massenmedien konnten sich nur verbreiten, wenn sie über Jahre hinweg stabil geblieben sind. Das beste Beispiel ist hier das Radio. Aus heutiger Sicht ist analoges Radio klar veraltet - aber es ist verbreitet. Alle Verbesserungen, sei es Stereo, RDS oder TMC wurden so eingeführt, dass sie rückwärtskompatibel waren. So kann ein uraltes Röhrenradio heute genauso eingesetzt werden wie das Super-duper-3000-Euro Autonavi.

Genau hier liegt das Problem: wieso soll ich mir alle zwei Jahre einen neuen Fernseher kaufen, wenn doch der alte noch funktioniert? Welchen Sinn macht das? Alle Techniken, die dazu führten, dass irgendwann Käufer vor echtem Elektroschrott standen, sind gescheitert. Oder erinnert sich noch jemand an das digitale Sat-Radio? Unkomprimiertes Radio - wunderbar. Doch die Receiver waren plötzlich wertloser Müll.

Auch das Handy konnte sich nur verbreiten, weil es mit GSM ein einfachen und weltweit noch immer funktionierenden Standard gibt. Der alte Knochen oder das Finger-Wischer-Ei-Phone - alle funken darin problemlos. Ob Autoradio oder Aufschaltgerät. Auch hier sind die Nachfolgestandards ineinander kompatibel. Egal ob mit EDGE oder ohne, mit GPRS oder ohne, mit HSCSD oder ohne. Das alte Handy tut und stört das super neue nicht.

Solange nicht verstanden wird, dass das Wichtigste ist, die Investitionen der Verbraucher zu schützen, werden Standards sinnfrei sein.

Btw: allein den Umweltschutzgedanken finde ich klasse. Wir drehen nun überall Energiesparlampen rein und werfen alle zwei Jahre das komplette Home-Entertainment weg, weil es ja "veraltet" ist. Als ob RTL in HDTV besser wäre als in SD...
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[1] koelli antwortet auf mungojerrie
16.01.2011 20:25
Benutzer mungojerrie schrieb:
Btw: allein den Umweltschutzgedanken finde ich klasse. Wir drehen nun überall Energiesparlampen rein und werfen alle zwei Jahre das komplette Home-Entertainment weg,

Und selbst bei Energiesparlampen schmeißen wir völlig unnötig die noch funktionierende Elektronik mit weg, obwohl nur die Röhre defekt ist.
Früher gab es mal Energiesparlampen, bei denen man nur die Röhren aus dem Sockel ziehen konnte und somit die intakte Elektronik weiternutzen konnte.
Aber das gibts heut leider nicht mehr. Soviel zum Thema, die Technik werde immer besser.
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[2] garfield antwortet auf mungojerrie
16.01.2011 21:03
Benutzer mungojerrie schrieb:
Sorry, aber Massenmedien konnten sich nur verbreiten, wenn sie über Jahre hinweg stabil geblieben sind. Das beste Beispiel ist hier das Radio. Aus heutiger Sicht ist analoges Radio klar veraltet - aber es ist verbreitet. Alle Verbesserungen, sei es Stereo, RDS oder TMC wurden so eingeführt, dass sie rückwärtskompatibel waren.

Bin völlig Deiner Meinung. Das Problem ist nur, dass sich Hersteller (hier ist es nur allzu verständlich) und leider auch die Verantwortlichen, die Standards festklopfen (obwohl letztere keine wirtschaftlichen Interessen haben sollten) heute ohne Rücksicht auf die Kunden einen feuchten Kehrricht um Rückwärtskompatibilität kümmern.
Würden sie es tun, hätten erstere weniger Umsatz und die Betreiber die Kosten (ähnlich wie es auch im Artikel bzgl. des Parallelbetriebs erwähnt wird) und nicht der Verbraucher.
Und damit ist man als Kunde praktisch gezwungen, sich neue Technik anzuschaffen, wenn man sich nicht ganz ausklinken will.

Ich finde es z.B. auch völlig unverständlich, dass es im digitalen Datenstrom angeblich keine Möglichkeit für ein VPS-Signal oder Äquivalent gibt. Das Rumeiern mit Vor- und Nachlaufminuten bei der Programmierung ist sogar ein echter Rückschritt.
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[2.1] koelli antwortet auf garfield
16.01.2011 21:16
Benutzer garfield schrieb:
Ich finde es z.B. auch völlig unverständlich, dass es im digitalen Datenstrom angeblich keine Möglichkeit für ein VPS-Signal oder Äquivalent gibt. Das Rumeiern mit Vor- und Nachlaufminuten bei der Programmierung ist sogar ein echter Rückschritt.

Bin völlig deiner Meinung.
Habe es selbst gerade erlebt: Die ach so einfache Programmierung mittels EPG führte dazu, dass das Ende der Sendung nicht mehr aufgezeichnet wurde.
Also darf ich in Zukunft auf die bequeme EPG-Programmierung verzichten und manuell per Start- Stopzeit 10 Minuten hinten dran hängen.
Es lebe der technische Fortschritt
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[2.1.1] garfield antwortet auf koelli
16.01.2011 23:26
Benutzer koelli schrieb:
Habe es selbst gerade erlebt: Die ach so einfache Programmierung mittels EPG führte dazu, dass das Ende der Sendung nicht mehr aufgezeichnet wurde.
Also darf ich in Zukunft auf die bequeme EPG-Programmierung verzichten und manuell per Start- Stopzeit 10 Minuten hinten dran hängen.
Ja, das wollte ich vorhin noch schreiben: Bei einigen Geräten (PVR-Receiver) kann man in den Einstellungen feste Vor- und Nachlaufminuten vorgeben. Das ist dann aber auch schon alles.

Und das nennt sich dann, wie Du es schreibst:
Es lebe der technische Fortschritt

Bei mir sieht das üblicherweise so aus, dass ich per EPG "vor"programmiere und dann von dort aus immer in die manuelle Änderung gehe (wenigstens DAS geht mit einem Tastendruck) und dann an Anfang und Ende jeweils was hinzugebe, denn meine Kiste ist noch nicht so "fortschrittlich", das selber zu tun.

Ach was regen wir uns auf. Inzwischen werden die Möglichkeiten digitaler Technik (von den Herstellern) dazu benutzt, genau diese Möglichkeiten zu verhindern oder zu beschneiden (Stichwort HD+).
Gerade habe ich im Blöd-Markt Aufkleber auf einigen Fernsehern gesehen, die die HD+-Fähigkeit attestierten.
Ich wollte den Verkäufer schon darauf hinweisen, dass das eher ein KO-Kriterium ist, hab's dann aber gelassen. Aus Blöd-Markt-Sicht stimmt das auch nicht so ganz. Intelligente Kunden wissen, was HD+ bedeutet und die (leider wohl) Mehrheit, die das "Plus" für einen Vorteil oder eine Weiterentwicklung halten, sollen ruhig so ein Gerät kaufen. Spätestens in einem Jahr merken sie dann, was das "Plus" bedeutet.
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[2.2] c.ba antwortet auf garfield
16.01.2011 23:46

einmal geändert am 16.01.2011 23:47
Benutzer garfield schrieb:
Benutzer mungojerrie schrieb:
Sorry, aber Massenmedien konnten sich nur verbreiten, wenn sie über Jahre hinweg stabil geblieben sind. Das beste Beispiel ist hier das Radio. Aus heutiger Sicht ist analoges Radio klar veraltet - aber es ist verbreitet. Alle Verbesserungen, sei es Stereo, RDS oder TMC wurden so eingeführt, dass sie rückwärtskompatibel waren.

Bin völlig Deiner Meinung. Das Problem ist nur, dass sich Hersteller (hier ist es nur allzu verständlich) und leider auch die Verantwortlichen, die Standards festklopfen (obwohl letztere keine wirtschaftlichen Interessen haben sollten) heute ohne Rücksicht auf die Kunden einen feuchten Kehrricht um Rückwärtskompatibilität kümmern.
Würden sie es tun, hätten erstere weniger Umsatz und die Betreiber die Kosten (ähnlich wie es auch im Artikel bzgl. des Parallelbetriebs erwähnt wird) und nicht der Verbraucher. Und damit ist man als Kunde praktisch gezwungen, sich neue Technik anzuschaffen, wenn man sich nicht ganz ausklinken will.

Ich finde es z.B. auch völlig unverständlich, dass es im digitalen Datenstrom angeblich keine Möglichkeit für ein VPS-Signal oder Äquivalent gibt. Das Rumeiern mit Vor- und Nachlaufminuten bei der Programmierung ist sogar ein echter Rückschritt.

Naja ganz so zuverlässig war VPS aber auch nicht da haben auch immermal ein paar Sekunden/Minuten der Sendung gefehlt und es wurde meist auch nur von den Öffentlich Rechtlichen Sendern ausgestahlt. Gerne waren auch mal die VPS Anfangszeiten abweichend zur Anfangszeit der Sendung und wenn man die nicht genau programmiert hatte wurde die Sendung überhaupt nicht aufgenommen. Die Abweichenden Zeiten standen auch nicht immer in den Programmzeitschriften da musste man zur Sicherheit nebenbei in den Videotext schauen. (wenigstens der lebt ja auch noch bei den meisten Sendern in der Digitalen Fernsehwelt)

Da hab ich lieber Vor/Rücklauf Programmiert da war dann wengistens die Ganze Sendung drauf und Heute schneidet man das was dann zuviel ist eben weg sofern man die Sendung behalten will.
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[2.2.1] garfield antwortet auf c.ba
17.01.2011 13:04
Benutzer c.ba schrieb:
Naja ganz so zuverlässig war VPS aber auch nicht da haben auch immermal ein paar Sekunden/Minuten der Sendung gefehlt

Ich habe mich damals in solchen Fällen immer gefragt, ob da jemand im Sender ein Knöpfchen drücken musste und es einfach nur vertrieft hat.
und es wurde meist auch nur von den Öffentlich Rechtlichen Sendern ausgestahlt.

Ich verkneife mir jetzt mal das an dieser Stelle auch aus DIESEM Grund angebrachte Lästern über die privaten "Qualitätsprogramme" ;-)

Gerne waren auch mal die VPS Anfangszeiten abweichend zur Anfangszeit der Sendung

Das war üblicherweise bei kurzfristigen Änderungen der Sendung der Fall und macht auch Sinn.
Denn wenn ich den Spielfilm um 20:15 aufnehmen wollte (und die VPS auch so lautete und einprogrammiert wurde), will ich sicher nicht den eingeschobenen "Brennpunkt" (dessen VPS dann z.B. 20:14 lautete) haben. Die Aufnahme des verspätet z.B. um 20:45 startenden Spielfilms erfolgte dann korrekt mit der VPS 20:15 - wenn im Sender keiner getrieft hat - siehe oben).

und wenn man die nicht genau programmiert hatte wurde die Sendung überhaupt nicht aufgenommen.

In diesem Fall ist die Triefnase aber VOR dem Bildschirm zu suchen ;-)

Die Abweichenden Zeiten standen auch nicht immer in den Programmzeitschriften

Können sie auch nicht bei kurzfristigen Änderungen. Aber weil ja eben die eingeschobene Sendung ein anderes VPS bekam, sollte es mit dem verspäteten Spielfilm auch keine Probleme gegeben haben. Dass eine VPS für eine bereits geplante bestimmte Sendung nachträglich geändert wurde, ist mir eigentlich nicht in Erinnerung.

Da hab ich lieber Vor/Rücklauf Programmiert da war dann wengistens die Ganze Sendung drauf und Heute schneidet man das was dann zuviel ist eben weg sofern man die Sendung behalten will.
Mach ich auch so, aber wenn - wie oben beschrieben - eine kurzfristige Sendung eingeschoben wird, sitzt man damit auf dem Trockenen. Mit VPS (sofern akkurat geschaltet) wäre das nicht passiert.
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[3] Kai Petzke antwortet auf mungojerrie
17.01.2011 13:44
Benutzer mungojerrie schrieb:
Ich möchte diesem Editorial klar widersprechen.

Sorry, aber Massenmedien konnten sich nur verbreiten, wenn sie über Jahre hinweg stabil geblieben sind.

Stabilität kann sich für mich auch in einem klaren Zeitplan ausdrücken: Dienst X gibt es bis zu Y, danach gibt es dann Dienst X*. Natürlich müssen die Zeiträume, über die hier entschieden wird, lang sein im Vergleich zum üblichen Nutzungszeitraum der Geräte. Dadurch wissen die Verbraucher dann, dass sie ein zu X* kompatibles Gerät kaufen müssen, wenn sie über Y hinaus zukunftssicher sein wollen.

Das beste Beispiel ist hier das Radio. Aus heutiger Sicht ist analoges Radio klar veraltet - aber es ist verbreitet. Alle Verbesserungen, sei es Stereo, RDS oder TMC wurden so eingeführt, dass sie rückwärtskompatibel waren. So kann ein uraltes Röhrenradio heute genauso eingesetzt werden wie das Super-duper-3000-Euro Autonavi.

Beim Radio kommt dann noch hinzu, dass die Verbesserungen durch die Digitalisierung vergleichsweise gering sind. UKW rauscht zwar, aber in den meisten Empfangssituationen ("Zimmerlautstärke") hört man das Rauschen praktisch nicht.

Genau hier liegt das Problem: wieso soll ich mir alle zwei Jahre einen neuen Fernseher kaufen, wenn doch der alte noch funktioniert?

Wir reden hier ja von zehn Jahren, die bei DVB-T von der Einführung bis zur Ablösung durch den Nachfolger vergehen, nicht von zwei. Zumal der Fernseher mit einem Zusatzgerät (das bei Satelliten-Empfang ja auch nicht ganz unüblich ist) auch weiterbetrieben werden kann.

Angesichts dessen, dass neuere Geräte meist stromsparender sind als alte, spricht bei regelmäßig genutzten Geräten auch durchaus einiges für den Ersatz nach einer gewissen Zeit.

Auch das Handy konnte sich nur verbreiten, weil es mit GSM ein einfachen und weltweit noch immer funktionierenden Standard gibt. Der alte Knochen oder das Finger-Wischer-Ei-Phone - alle funken darin problemlos.

GSM ist ein wunderbares Beispiel für eine Digitaltechnologie, die so viele Vorteile gegenüber der alten Analogtechnologie hatte, dass sie sich trotz Parallelbetrieb im Nu durchgesetzt hat. Deswegen brauchte es auch keinen Umstellungszeitplan. C-Netz und Pager wurden einfach aus dem Markt gedrängt.

Im Fall von GSM/UMTS/LTE werden die Parallelbetriebskosten hingegen auf die Kunden umgelegt: So lange es genügend Alt-User mit Alt-Handy und Alt-Prepaid-SIM gibt, die sich nicht daran stören, dass die Karte schon nach wenigen Telefonaten (für 69 Cent/Minute) immer gleich leer ist, und diese brav wieder aufladen, werden die Netzbetreiber natürlich GSM weiterbetreiben.

In Japan gibt es aber zumindest bei einem Netzbetreiber Überlegungen, das (allerdings nicht GSM-kompatible) 2G-Netz abzuschalten:
https://www.teltarif.de/ntt-docomo-2g-lte/news/...


Kai