Editorial: DVB-T-Nachfolger DVB-T2: Klarer Zeitplan gefordert!
DVB-T-Nachfolger DVB-T2:
Klarer Zeitplan gefordert!
Bild: überallfernsehen.de
Das digitale terrestrische Fernsehsignal
DVB-T hat in den letzten Jahren den
Fernsehempfang über die Antenne wiederbelebt, nachdem zuvor Breitbandkabel
und Satellit das terrestrische Analogfernsehen zum Nischenmarkt
degradiert hatten. Ganz nebenbei konnte mit DVB-T zudem die Zahl der
terrestrisch ausgestrahlten Sender erhöht und gleichzeitig die Zahl
der belegten Kanäle reduziert werden. Die freigewordenen Kanäle wurden zur
Digitalen Dividende
zusammengefasst und an die Mobilfunker versteigert.
Diese müssen die neuen Frequenzen nun bevorzugt dazu einsetzen, bisher
schlecht oder gar nicht mit breitbandigem Internet versorgte Gemeinden
per Funk anzubinden.
DVB-T-Nachfolger DVB-T2:
Klarer Zeitplan gefordert!
Bild: überallfernsehen.de
Aber zurück zu DVB-T: Der Erfolg sollte nicht darüber hinwegtäuschen,
dass DVB-T eigentlich schon zur Einführung technisch veraltet war:
Die Videosignale sind mit MPEG-2 statt mit dem deutlich effizienteren
MPEG-4 komprimiert. Und die Vorwärts-Fehlerkorrektur ist ebenfalls
verbesserungsfähig. Diese ermöglicht es dem Empfänger, auch unter
schlechten Bedingungen möglichst viele Bits des Originalsignals zu
rekonstruieren.
Freilich war den Protagonisten von DVB-T bei der Einführung eine möglichst einfache und somit bezahlbare Technik wichtiger als ein technisch ausgereiztes System. Bekanntermaßen wird aber Elektronik immer billiger. Und so ist es nur eine Frage der Zeit, bis die Vorteile des Nachfolgers DVB-T2 - insbesondere erheblich mehr Kanäle mit Standardauflösung (SD) pro Bouquet oder alternativ die Ausstrahlung einzelner Kanäle in HD - die Nachteile - nämlich höhere Kosten für die Receiver - aufwiegen werden.
Das Hauptproblem für die Zuseher: Mit der DVB-T2-Umstellung werden die alten DVB-T-Receiver zu Elektroschrott. Denn eine Parallelausstrahlung in beiden Standards werden sich die Sender allenfalls für eine Übergangsphase leisten wollen und können. Fernseher mit eingebautem DVB-T-Tuner können zwar an einem externen DVB-T2-Receiver weiterbetrieben werden, doch hat diese Kombination zweier Geräte einige Nachteile: Höherer Stromverbrauch, höherer Standby-Stromverbrauch, zwei Fernbedienungen (Receiver z.B. für Kanalwahl, Fernseher z.B. für Lautstärke), eventuell Probleme mit Zusatzdiensten wie Videotext oder EPG.
Klarer Zeitplan erforderlich
Somit wäre Verbrauchern zu raten, die zwar teureren, aber zukunftssichereren DVB-T2-Geräte zu kaufen. Andererseits: Wir haben beim Digitalradio mehr als genug Chaos aus Ankündigungen, Testläufen, Parallelbetrieben und am Schluss doch wieder Rückziehern erlebt. Wozu also extra-Geld für DVB-T2 investieren, wenn die Umstellung alles andere als sicher ist?
Daher gilt: Es braucht unbedingt einen definitiven Zeitplan ("Am 01.06.2014 wird im Raum Berlin-Brandenburg DVB-T bis auf ein einzelnes Bouquet mit ARD, ZDF und rbb abgeschaltet, und am 01.06.2015 verschwindet auch dieses letzte Bouquet und macht Platz für das ZDF in HD") damit Verbraucher einschätzen können, wie sinnvoll die Investition in DVB-T2-Geräte zum jeweiligen Zeitpunkt ist, und damit die Gerätehersteller entsprechend planen können. Freilich ist genau so ein Zeitplan bei den für die Medien zuständigen Bundesländern kaum durchzusetzen - schließlich gibt es immer ein Bundesland, in dem demnächst Wahlen anstehen und folglich technische Sachfragen nicht nach rationaler Abwägung, sondern nach Emotionen und parteipolitischem Klüngel entschieden werden.