Rundfunk

UHF-Frequenzen: Zeichen stehen auf „no change“

Im Streit um die zukünf­tige Verwen­dung der Frequenzen im UHF-Band haben die ersten euro­päi­schen Länder ihre Posi­tion fest­gelegt, während Deutsch­land immer noch disku­tiert. Eine gemein­same euro­päi­sche Posi­tion pro Terre­strik wäre aus Sicht des Rund­funks wichtig.
Von Marc Hankmann

Frequenzen im UHF-Band (470 bis 694 MHz) sind wegen ihrer Verbrei­tungs­eigen­schaften begehrt, sodass neben dem Rund­funk, der im UHF-Band via DVB-T2 verbreitet wird, auch Behörden wie Polizei oder Feuer­wehr und vor allem der Mobil­funk großes Inter­esse an einer Nutzung haben. Die Weichen für die Verwen­dung dieser Frequenzen nach 2030 werden Ende 2023 auf der Welt­funk­kon­ferenz (WRC-23) in Dubai gestellt. Vor einem Gebirgszug ist eine Stadt zu erkennen, in deren Vordergrund ein großer Gebäudekmplex zu sehen ist. Auf der rechten Seite steht ein Hochhaus, in der Mitte ein flaches Bürogebäude und ein weiteres gläsernes Bürogebäude ganz links im rechten Winkel zum mittleren Gebäude. Zu alt und zu klein: Die ITU baut in Genf ein neues Hauptquartier - mit üppiger finanzieller Unterstützung einiger arabischer Länder.
Foto: ITU/I. Wood
Länder wie Ägypten, Saudi-Arabien und die Verei­nigten Arabi­schen Emirate (VAE) wollen das UHF-Band für den Mobil­funk nutzen und lobby­ieren hierfür bereits massiv auf inter­natio­naler Ebene. Die Inter­national Telecom­muni­cation Union (ITU), Veran­stal­terin der WRC-23, will in Genf ein neues Gebäude bauen, für das vor allem Saudi-Arabien und die VAE groß­zügige finan­zielle Spenden zuge­sagt haben.

CEPT bündelt euro­päi­sche Posi­tion

Soll jedoch der Rund­funk weiterhin über UHF-Frequenzen verbreitet werden, bedarf es einer gemein­samen Posi­tion der euro­päi­schen Länder auf der WRC-23. Gemeinsam mit Herstel­lern und Nutzern draht­loser Produk­tions­mittel (Program Making and Special Events, PMSE) plädieren die Rund­funk­ver­treter für ein „no change“, also die unver­änderte Nutzung des UHF-Bands nach 2030. Sie befürchten, dass weder Rund­funk­dienste noch draht­lose Veran­stal­tungs­technik einwand­frei funk­tio­nieren wird, wenn der Behörden- oder Mobil­funk Frequenz­bereiche im UHF-Band zuge­spro­chen bekäme. Zu sehen ist das Publikum einer Konferenz. Männer und Frauen sitzen auf schwarzen Stühlen. Im Vordergrund ist der braune Teppich der Kongresshalle zu erkennen. Am oberen Bildschirmrand ist die Deckenbeleuchtung zu erkennen. Auf der WRC, wie hier 2019 in Sharm el-Sheikh, entscheiden die ITU-Mitgliedsländer über die zukünftige Frequenznutzung
Foto: ITU/M. Mousa
Die euro­päi­sche Posi­tion wird auf der WRC-23 durch die CEPT (Conférence Européenne des Admi­nis­tra­tions des Postes et des Télécommunications) vertreten, in der die euro­päi­schen Regu­lie­rungs­behörden wie etwa die Bundes­netz­agentur zusam­men­geschlossen sind. Während in Deutsch­land aber immer noch disku­tiert wird, posi­tio­nieren sich die ersten Länder in Europa.

Groß­bri­tan­nien will keine Ände­rungen im UHF-Band

So hat sich die briti­sche Ofcom für „no change“ ausge­spro­chen. „Unsere Prio­rität wird darin liegen sicher­zustellen, dass nach dem Ergebnis der WRC-23 digital-terres­tri­sche TV-Dienste weiterhin im Frequenz­bereich 470-694 MHz betrieben werden können“, heißt es in einem Papier der Behörde. Zwar ist dies nur eine vorläu­fige Posi­tio­nie­rung und die Ofcom räumt auch ein, dass die Beibe­hal­tung der jetzigen Nutzungs­situa­tion die Möglich­keiten der Nach­bar­länder für die Einfüh­rung von Mobil­funk im UHF-Band einschränkt, aber gleich­zeitig betont die briti­sche Regu­lie­rungs­behörde, dass eine gemein­same Nutzung von Rund­funk- und Mobil­funk­diensten im UHF-Band mit der derzei­tigen Tech­nologie nicht machbar sei. Eine Frau in dunkler Jeans und rotem Oberteil liegt an einem See auf einer Bank und blickt auf einen Laptop, auf dessen linker Seite eine kleine Stabantenne steht. Auf dem Display des Laptops läuft ein TV-Programm, das gerade ein Radrennen überträgt. Für den Rundfunk geht es auf der WRC-23 um nichts weniger als die Zukunft des digitalen Antennenfernsehens, denn auch der Mobil- und Behördenfunk möchte UHF-Frequenzen nutzen
Foto: WDR/Dirk Borm
Neben Groß­bri­tan­nien habe sich auch Spanien aktiv für ein „no change“ ausge­spro­chen, schreibt die Initia­tive „Save our Spec­trum“ aus der PMSE-Branche auf Twitter. „Auch Italien und Osteu­ropa geht in diese Rich­tung“, heißt es weiter in dem Tweet. Ebenso spricht die Ofcom in ihrem Papier von „einigen euro­päi­schen Ländern“, die „no change“ befür­worten. In Deutsch­land hat sich die Regie­rung zwar im Koali­tions­ver­trag für die Beibe­hal­tung der soge­nannten Kultur­fre­quenzen ausge­spro­chen, aber wie auf der Fach­messe ANGA COM deut­lich wurde, liegen die Posi­tionen zwischen Rund-, Mobil- und Behör­den­funk noch weit ausein­ander.

Besteht die Möglich­keit für eine Eini­gung zwischen Rund-, Mobil- und Behör­den­funk? Unser Autor Michael Fuhr ist über­zeugt, dass Kompro­misse möglich sind.

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