UHF-Frequenzen: Zeichen stehen auf „no change“
Frequenzen im UHF-Band (470 bis 694 MHz) sind wegen ihrer Verbreitungseigenschaften begehrt, sodass neben dem Rundfunk, der im UHF-Band via DVB-T2 verbreitet wird, auch Behörden wie Polizei oder Feuerwehr und vor allem der Mobilfunk großes Interesse an einer Nutzung haben. Die Weichen für die Verwendung dieser Frequenzen nach 2030 werden Ende 2023 auf der Weltfunkkonferenz (WRC-23) in Dubai gestellt.
Zu alt und zu klein: Die ITU baut in Genf ein neues Hauptquartier - mit üppiger finanzieller Unterstützung einiger arabischer Länder.
Foto: ITU/I. Wood
Länder wie Ägypten, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) wollen das UHF-Band für den Mobilfunk nutzen und lobbyieren hierfür bereits massiv auf internationaler Ebene. Die International Telecommunication Union (ITU), Veranstalterin der WRC-23, will in Genf ein neues Gebäude bauen, für das vor allem Saudi-Arabien und die VAE großzügige finanzielle Spenden zugesagt haben.
CEPT bündelt europäische Position
Soll jedoch der Rundfunk weiterhin über UHF-Frequenzen verbreitet werden, bedarf es einer gemeinsamen Position der europäischen Länder auf der WRC-23. Gemeinsam mit Herstellern und Nutzern drahtloser Produktionsmittel (Program Making and Special Events, PMSE) plädieren die Rundfunkvertreter für ein „no change“, also die unveränderte Nutzung des UHF-Bands nach 2030. Sie befürchten, dass weder Rundfunkdienste noch drahtlose Veranstaltungstechnik einwandfrei funktionieren wird, wenn der Behörden- oder Mobilfunk Frequenzbereiche im UHF-Band zugesprochen bekäme.
Auf der WRC, wie hier 2019 in Sharm el-Sheikh, entscheiden die ITU-Mitgliedsländer über die zukünftige Frequenznutzung
Foto: ITU/M. Mousa
Die europäische Position wird auf der WRC-23 durch die CEPT (Conférence Européenne des Administrations des Postes et des Télécommunications) vertreten, in der die europäischen Regulierungsbehörden wie etwa die Bundesnetzagentur zusammengeschlossen sind. Während in Deutschland aber immer noch diskutiert wird, positionieren sich die ersten Länder in Europa.
Großbritannien will keine Änderungen im UHF-Band
So hat sich die britische Ofcom für „no change“ ausgesprochen. „Unsere Priorität wird darin liegen sicherzustellen, dass nach dem Ergebnis der WRC-23 digital-terrestrische TV-Dienste weiterhin im Frequenzbereich 470-694 MHz betrieben werden können“, heißt es in einem Papier der Behörde. Zwar ist dies nur eine vorläufige Positionierung und die Ofcom räumt auch ein, dass die Beibehaltung der jetzigen Nutzungssituation die Möglichkeiten der Nachbarländer für die Einführung von Mobilfunk im UHF-Band einschränkt, aber gleichzeitig betont die britische Regulierungsbehörde, dass eine gemeinsame Nutzung von Rundfunk- und Mobilfunkdiensten im UHF-Band mit der derzeitigen Technologie nicht machbar sei.
Für den Rundfunk geht es auf der WRC-23 um nichts weniger als die Zukunft des digitalen Antennenfernsehens, denn auch der Mobil- und Behördenfunk möchte UHF-Frequenzen nutzen
Foto: WDR/Dirk Borm
Neben Großbritannien habe sich auch Spanien aktiv für ein „no change“ ausgesprochen, schreibt die Initiative „Save our Spectrum“ aus der PMSE-Branche auf Twitter. „Auch Italien und Osteuropa geht in diese Richtung“, heißt es weiter in dem Tweet. Ebenso spricht die Ofcom in ihrem Papier von „einigen europäischen Ländern“, die „no change“ befürworten. In Deutschland hat sich die Regierung zwar im Koalitionsvertrag für die Beibehaltung der sogenannten Kulturfrequenzen ausgesprochen, aber wie auf der Fachmesse ANGA COM deutlich wurde, liegen die Positionen zwischen Rund-, Mobil- und Behördenfunk noch weit auseinander.
Besteht die Möglichkeit für eine Einigung zwischen Rund-, Mobil- und Behördenfunk? Unser Autor Michael Fuhr ist überzeugt, dass Kompromisse möglich sind.