Themenspezial: Verbraucher & Service Wechsel

Umstellung auf DVB-T2 HD - diese Möglichkeiten gibt es

Es sind noch gut drei Wochen, dann wird das terres­tri­sche Antennen­signal DVB-T für den TV-Empfang in weiten Teilen Deutsch­lands abge­schaltet. Der Verkauf von Settop-Boxen für den Nach­folger DVB-T2 ist gut ange­laufen. Es gibt aber auch attrak­tive Alter­nativen.
Von dpa / David Rist

Ein Schild zeigt in einem Elektronikmarkt auf das Regal mit DVB-T2 Empfängern. Der DVB-T2-Umstieg zwingt rund 1,5 Millionen Haushalte in Deutschland aktiv zu werden
Bild: dpa
Die Zeit läuft aus: In weiten Teilen Deutsch­lands werden Fernseh­zuschauer das TV-Signal bereits in drei Wochen nicht mehr wie herkömm­lich über Antenne empfangen können. Der Grund: Ab dem 29. März wird das terres­tri­sche Signal von DVB-T auf den neuen Stan­dard DVB-T2 umge­stellt. Etwa 3,4 Millionen Haus­halte sind nach Angaben der Deut­schen TV-Platt­form davon betroffen. Rund 1,5 Millionen empfangen demnach ausschließ­lich über diesen Weg das TV-Signal. Sie müssen sich etwa mit einer neuen Settop-Box für den Umstieg rüsten, sofern sie nicht bereits ein brand­neues TV-Gerät mit einem einge­bauten DVB-T2-Empfänger besitzen. Und wer auf diesem Weg privaten Sender anschauen möchte, wird künftig zur Kasse gebeten.

Der Verkauf geeig­neter Empfänger nimmt an Dynamik zu, berich­tete die Deut­sche TV-Platt­form in dieser Woche. Im Januar hat sich die Zahl der verkauften Receiver demnach im Vergleich zum Vormonat verdop­pelt. Während im Dezember noch 79 000 Stück über die Tresen gingen, waren es im Januar 165 000 Stück. Insge­samt wurden gut eine halbe Million DVB-T2-fähige Settop-Boxen verkauft - eine Million Haus­halte müssen also in den kommenden drei Wochen noch eine Entschei­dung treffen, wenn der Bild­schirm nicht schwarz bleiben soll.

Anten­nen­fern­sehen erst­mals in HD

Ein Schild zeigt in einem Elektronikmarkt auf das Regal mit DVB-T2 Empfängern. Der DVB-T2-Umstieg zwingt rund 1,5 Millionen Haushalte in Deutschland aktiv zu werden
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Die Umstel­lung ist erfor­der­lich geworden, da im Zuge der Digi­talen Divi­dende bislang für das Antennen­fernsehen genutzte Frequenz­bänder künftig dem Mobil­funk zufallen sollen. Zugleich wird es mit dem neuen Stan­dard erst­mals möglich sein, dass über den terres­tri­schen Empfangs­weg Fern­sehsendungen auch in hoher Auflö­sung (HD) ausge­strahlt werden können. Voraus­setzung ist jedoch, dass der Fernseh­zuschauer aktiv wird und sich tech­nisch für den neuen Empfang­sweg rüstet.

Nur aktu­elle Modelle von Flach­bild­fernsehern haben einen entspre­chenden Receiver inte­griert - eine Liste der Geräte hat die Deut­sche TV-Platt­form zusammen­gestellt. Für alle anderen Geräte - auch wenn sie noch relativ neu sein sollten, ist eine Settop-Box erfor­der­lich, die im Handel zwischen 50 und 150 Euro kostet. Die Deut­sche TV-Platt­form weist jedoch darauf hin, dass nur Geräte, die ein grünes DVB-T2-HD-Logo aufweisen, auch wirk­lich in der Lage sind, den hier­zulande genutzten Kodierungs­standard HEVC zu unter­stützen sowie neben den öffent­lich-recht­lichen auch die privaten Sender zu empfangen.

Privat­sender werden kosten­pflichtig

Denn die Umstel­lung wird auch ein weiterer Schritt hin zum Ende des frei empfang­baren Fern­sehens markieren. Über Antenne strahlen ab dem 29. März die privaten Sender wie Pro7, Sat.1 und RTL ihr Programm im digi­talen Antennen-Fern­sehen nur noch in HD-Qualität aus. Die Kosten für die ange­fal­lenen Inves­titionen wollen die Sender an die Zuschauer zumin­dest teil­weise weiter­reichen: Deshalb wird das Programm der Privat­sender verschlüs­selt und kosten­pflichtig.

Das macht auch die Empfangs­technik kompli­zierter: Nur Settop-Boxen mit dem grünem Logo der TV-Platt­form verfügen nämlich über einen Steck­platz für die Entschlüsselungs­karte, die das Unter­nehmen Freenet TV vermarktet. Die Sendungen werden dann jeweils nur für ein TV-Gerät frei­geschaltet. Besitzer eines Fernseh­geräts mit inte­griertem DVB-T2-Empfänger benö­tigen für die Karten­frei­schaltung ein zusätz­liches Modul.

Spätes­tens ab Juli kostet das Programm der Privaten in hoher Auflö­sung 69 Euro im Jahr. Auch ein Über­springen der Werbe­blöcke soll dann nicht mehr möglich sein. Die Deut­sche TV-Platt­form geht davon aus, dass sich davon nur wenige Zuschauer abschre­cken lassen werden. "Wir gehen davon aus, dass der Groß­teil der betrof­fenen Nutzer die Umstel­lung auf das Bezahl-Fern­sehen mitma­chen wird", sagte Vorstands­vorsitzender Andre Prahl.

Beim Satel­liten-Fern­sehen bleiben die Privat­sender in Stan­dard-Auflö­sung (SD) kosten­frei. Aller­dings steigt auch hier Zahl der Kunden, die bereit sind, für die HD-Ausstrah­lung (HD Plus) Geld zu zahlen. Erst­mals zählt etwa die HD Plus GmbH, Tochter des Satelliten­betreibers SES, mehr als zwei Millionen Kunden. Und vom Umstieg beim terres­tri­schen Signal will HD Plus zusätz­lich profi­tieren.

TV-Strea­ming-Anbieter gehen in die Offen­sive

Ein Screenshot der Webseite der Schweizer Internetplattform Zattoo. Screenshot von Zattoo
Bild: dpa
Anbieter von Strea­ming-Diensten, die das TV-Signal über das Internet verbreiten, erhoffen sich eben­falls, durch die anste­hende Umstel­lung Neukunden zu gewinnen. Dienste wie TV-Spiel­film, Zattoo, Magine oder Waipu.tv rühren jeden­falls gerade kräftig die Werbe­trommel.

Das Strea­ming werde inzwi­schen als echte Alter­native zu tradi­tio­nel­leren Verbreitungs­wegen wie Satellit und Antenne wahr­genommen, betont der Anbieter Zattoo. Allein seit Jahres­anfang zählt Zattoo 180 000 neue Nutzer und 15 Prozent mehr zahlende Kunden. Durch die Umstel­lung auf DVB-T2 würden "knapp 10 Prozent des eigent­lich gesät­tigten deut­schen TV-Marktes auf neue Empfangs­wege verteilt", ist das Unter­nehmen über­zeugt.

Auch Waipu.tv der Firma Exaring will von dem tech­nischen Wechsel profi­tieren. Seit Herbst 2016 bietet das Unter­nehmen, an dem auch die Freenet AG betei­ligt ist, eine App für Tablet oder Smart­phone an, mit der sich das Fernseh­programm auf den Fern­seher streamen lässt. Neben einem kosten­freien Angebot bietet Waipu.tv den Empfang auch der verschlüs­selten Sender für rund fünf bis 15 Euro im Monat - je nach Kapa­zität, die für Aufnahmen bereit­gestellt wird. Zattoo bietet sein Programm ohne Werbe­einblendung für rund 10 Euro an.

Als Alter­native präsen­tieren sich derzeit auch Telekom und Voda­fone. Neben dem etablierten TV-Angebot Enter­tain der Telekom versuchte Voda­fone (Kabel Deutsch­land) zuletzt, sein Kabel-Angebot mit aggres­siven Werbe­aktionen zu etablieren - wurde aller­dings von der Bundes­netz­agentur wegen Verbraucher­täuschung abge­mahnt. Nicht zuletzt dürften sich auch andere Kabel-Anbieter in Stel­lung bringen und als Alter­native für Wechsel­willige präsen­tieren.

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