TV-Nutzung

Immer mehr Haushalte ohne Sat-TV, Kabel oder DVB-T

Auf den Medi­entagen München haben die Landes­medi­enan­stalten ihren jähr­lichen Digi­tali­sie­rungs­bericht Video vorge­stellt. Laut der aktu­ellen Zahlen zur TV-Nutzung setzt sich der Trend zum Strea­ming weiter fort. Vor allem Benut­zer­ober­flä­chen spielen eine immer größere Rolle.
Von Marc Hankmann

Zwar errei­chen die Fern­seh­sender immer noch über Satellit und den Kabel­anschluss die meisten Haus­halte in Deutsch­land (jeweils 16,9 Millionen oder umge­rechnet je 44 Prozent), aber der Trend geht eindeutig in Rich­tung Fern­seh­emp­fang über das Internet. "Die Entwick­lung geht weg von klas­sischen Über­tra­gungs­wegen hin zu einem Zusam­men­spiel von non-linearem TV und Live-TV", fasste Wolf­gang Kreißig, Vorsit­zender der Kommis­sion für Zulas­sung und Aufsicht (ZAK) und der Direk­toren­kon­ferenz der Landes­medi­enan­stalten (DLM), die Ergeb­nisse des 17. Digi­tali­sie­rungs­berichts Video zusammen. Weitere 2,6 Millionen Haus­halte (7 Prozent) empfangen ihre TV-Programme über Antenne (DVB-T2) - ein Plus von einem Prozent­punkt gegen­über dem Vorjahr.

Kind hält Tablet mit Videos auf dem Bildschirm in der Hand Die Nutzung mobiler Geräte wie Smartphone, Laptop oder Tablet, um Fernsehen in den eigenen vier Wänden zu konsumieren, steigt an
Foto: Karolina Grabowska von Pexels
Längst wurde DVB-T2 von IPTV über­holt. 3,9 Millionen Haus­halte (10 Prozent) sehen über das Internet fern. Das ist zwar ein Prozent­punkt weniger als 2020, aber der Anstieg bei den Haus­halten, die ausschließ­lich das Internet für den TV-Empfang nutzen und weder eine Satel­liten­schüssel noch einen Kabel­anschluss oder eine DVB-T-Antenne besitzen, ist auf 1,8 Millionen gestiegen - und damit von 3 Prozent im Jahr 2020 auf 5 Prozent in diesem Jahr. Passend dazu schließen zwei von drei Haus­halten (67 Prozent) mindes­tens ein TV-Gerät zumin­dest gele­gent­lich ans Internet an. Damit ist Connected-TV laut Digi­tali­sie­rungs­bericht mit Abstand die häufigste Empfangs­mög­lich­keit.

Benut­zer­ober­flä­chen gewinnen an Einfluss

Kind hält Tablet mit Videos auf dem Bildschirm in der Hand Die Nutzung mobiler Geräte wie Smartphone, Laptop oder Tablet, um Fernsehen in den eigenen vier Wänden zu konsumieren, steigt an
Foto: Karolina Grabowska von Pexels
So ist es auch kein Wunder, dass der Anteil der Haus­halte steigt, die beim Einschalten des Fern­sehers nicht als Erstes ein TV-Programm sehen. Im vergan­genen Jahr lag der Anteil bei 28 Prozent (plus 4 Prozent im Vergleich zu 2019), im aktu­ellen Digi­tali­sie­rungs­bericht beträgt er 32 Prozent. 16,8 Millionen Haus­halte rufen OTT-Inhalte (Over the Top, Videos aus dem Internet) über die Benut­zer­ober­fläche auf. Über die Hälfte der Nutzer belassen die Ober­fläche, wie sie ist. Nur 39 Prozent nutzen die Möglich­keit, sie indi­viduell einzu­richten, indem sie etwa Apps verschieben. Für die Landes­medi­enan­stalten ist das ein wich­tiger Befund, ging es im neuen Medi­enstaats­ver­trag auch darum, wie TV-Sender auf den Benut­zer­ober­flä­chen neben OTT-Inhalten und Strea­ming-Ange­boten präsen­tiert und gefunden werden.

Durch die Corona-Pandemie ist die tägliche Nutzung klas­sischer TV-Über­tra­gungs­wege im vergan­genen Jahr ange­stiegen, hat sich 2021 aber wieder auf das Niveau von 2019 einge­pen­delt (64 Prozent). Dagegen steigt die tägliche OTT-Nutzung seit Jahren an. Derzeit nutzt fast jeder Zweite (47 Prozent) täglich OTT-Inhalte. Vor fünf Jahren waren es nur 8 Prozent. Wenig erstaun­lich: Während die klas­sischen Verbrei­tungs­wege bei den Älteren bevor­zugt werden, gibt es unter den Jüngeren so gut wie niemanden mehr, der nicht täglich OTT-Inhalte konsu­miert. Ansicht einer Benutzeroberfläche eines Fernsehers Immer mehr TV-Zuschauer landen beim Einschalten des Fernsehers auf der Benutzeroberfläche des Geräts. Welche Inhalte hier in welcher Form angeboten werden, ist Gegenstand der Regulierung.
Foto: LG

Video on Demand immer beliebter

Auch Video on Demand (VoD) setzt seinen Siegeszug fort. Laut Digi­tali­sie­rungs­bericht nimmt VoD vom wöchent­lichen TV-Konsum inzwi­schen ein Drittel der Zeit ein. Mehr als die Hälfte aller deut­schen TV-Haus­halte (53 Prozent) nutzen mindes­tens einmal pro Monat einen Abo-Strea­ming-Dienst (SVoD). Am häufigsten fällt die Wahl auf Netflix, gefolgt von Amazon Prime Video und Disney+. Erst auf dem 4. Platz rangiert mit MagentaTV ein deut­scher Anbieter.

Unter den VoD-Ange­boten der klas­sischen TV-Sender sind die Media­theken von ARD und ZDF am belieb­testen. Sie werden von 29,3 Millionen TV-Haus­halten (42 Prozent) regel­mäßig genutzt. Die Media­theken der privaten Fern­seh­sender schauen sich 15,6 Millionen Haus­halte (22 Prozent) regel­mäßig an. Auch hier die klare Tren­nung: Ältere Zuschauer präfe­rieren die Öffent­lich-Recht­lichen, jüngere die Privaten.

Erst­malig haben die Landes­medi­enan­stalten auch nach der Nutzung der Sprach­steue­rung beim TV-Konsum gefragt. Das Ergebnis: Ein knappes Drittel hat diese Funk­tion zur TV-Steue­rung schon einmal auspro­biert, aber nur etwa jeder zwan­zigste Haus­halt nutzt sie regel­mäßig. Hier ist für die Anbieter also noch Luft nach oben - dagegen scheint für den klas­sischen TV-Empfang die Luft langsam dünn zu werden.

Wer einen Breit­band- oder LTE-Tarif hat, kann übers Internet Fern­sehen und damit auf Sat-Schüssel, Kabel­anschluss oder Antenne verzichten. Wir verglei­chen die wich­tigsten Anbieter und geben wert­volle Tipps.

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