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Funkzellenauswertung


20.01.2012 16:23 - Gestartet von Martin Kissel
Woher stammt denn diese Aussage?

"Denn bei einer Funkzellenauswertung können auf richterliche Anweisung alle ins Netz eingebuchten Mobiltelefone und ihre Besitzer erfasst werden, auch wenn gerade keine Kommunikation über Telefon oder SMS erfolgt."

Das ist falsch, denn ohne aktive Telekommunikation werden keine Verkehrsdaten erzeugt. Und was nicht erzeugt wurde kann nicht gespeichert und somit auch nicht abgerufen werden. Das steht selbst in den verlinkten Dokumenten.
Von einem auf TK spezialisierten Nachrichtenportal hätte ich mehr Fachwissen erwartet.
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[1] Kuch antwortet auf Martin Kissel
20.01.2012 16:48
Hallo,

bei einer Funkzellenauswertung werden die "Verkehrsdaten" einer Funkzelle zu einem bestimmten Zeitpunkt bzw. in einem bestimmten Zeitfenster erfasst. Und dazu gehören nicht nur die Daten aktiver Telefon- und SMS-Verbindungen, sondern auch die Daten von im Netz eingebuchten Teilnehmern, die gerade nicht aktiv telefonieren oder SMSen.

Alles andere würde für die Ermittlungsbehörden ja auch gar keinen Sinn machen, wenn der Täter vor oder nach dem Anzünden des Autos zwingend telefoniert haben müsste, damit man ihn finden kann. Nicht erfasst werden übrigens die Inhalte von Telefonaten und SMS - dies darf nur bei dringendem Tatverdacht in Einzelfällen geschehen.

Von der Funkzellenauswertung ausgeschlossen sind nur ausgeschaltete und nicht vorhandene Handys.

Alexander Kuch
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[2] Kai Petzke antwortet auf Martin Kissel
20.01.2012 18:13
Benutzer Martin Kissel schrieb:

Das ist falsch, denn ohne aktive Telekommunikation werden keine Verkehrsdaten erzeugt.

Doch, es werden in einem Mobilfunknetz auch ohne Telefonieren, SMS-Versand und Internet-Zugang Verbindungen aufgebaut und zugehörige Verkehrsdaten zum Teil zwangsläufig gespeichert. Beispielsweise, wenn der Nutzer sich bewegt und dadurch in den Bereich einer neuen Makrozelle kommt, denn dann muss das Handy sich dort neu einbuchen, damit das Netz überhaupt weiß, wo sich das Handy befindet. Ebenso erneuern die Handys auch ohne Standort- und Zellwechsel von Zeit zu Zeit ihre Anmeldung beim Netz.

Da Makrozellen recht groß sind, sind die vorgenannten Daten recht ungenau. Zwar weiß man bei jedem Einbuchen in einer Stadt recht genau, wo das Handy ist, aber der Nutzer kann sich dann u.U. einige Kilometer bewegen, ohne, dass das registriert wird. Die bei Ermittlern recht beliebten "stillen SMS" erhöhen die Genauigkeit, indem sie auch zwischendurch genauere Ortungen bewirken.


Kai
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[2.1] handytim antwortet auf Kai Petzke
20.01.2012 18:42
Benutzer Kai Petzke schrieb:
Doch, es werden in einem Mobilfunknetz auch ohne Telefonieren, SMS-Versand und Internet-Zugang Verbindungen aufgebaut und zugehörige Verkehrsdaten zum Teil zwangsläufig gespeichert. Beispielsweise, wenn der Nutzer sich bewegt und dadurch in den Bereich einer neuen Makrozelle kommt, denn dann muss das Handy sich dort neu einbuchen, damit das Netz überhaupt weiß, wo sich das Handy befindet. Ebenso erneuern die Handys auch ohne Standort- und Zellwechsel von Zeit zu Zeit ihre Anmeldung beim Netz.

Ein Handy meldet sich bei einem Location Area-Wechsel und beim Periodic Location Update ("Anpingen" mittels stiller SMS und andere Späße mal weggelassen). Letzteres ist je nach Mobilfunknetz unterschiedlich, in Deutschland etwa zwischen einer und 12 Stunden.

Eine Location Area umfasst mehrere Mobilfunkstationen, das sind (im Normalfall) mindestens einige Quadratkilometer.

Für ernsthafte und zielführende Ermittlungen denkbar ungeeignet.
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[2.1.1] Kai Petzke antwortet auf handytim
20.01.2012 18:48
Benutzer handytim schrieb:

Eine Location Area umfasst mehrere Mobilfunkstationen, das sind (im Normalfall) mindestens einige Quadratkilometer.

Für ernsthafte und zielführende Ermittlungen denkbar ungeeignet.

Wie schon geschrieben, wird zum Einbuchen in die Location Area bzw. beim periodischen Update eine Verbindung zum Netz aufgebaut. Und zu dieser Verbindung wird nicht nur die Location Area in den Stammdaten (HLR) gespeichert, sondern diese Verbindung ist auch in den Verkehrsdaten der Zelle, über die sie erfolgte, sichtbar. Das heißt, man hat durch die Location-Updates nur punktuelle Daten, aber diese punktuellen Daten sind genau.

Das ist dann letztendlich wie bei Zeugenbefragungen: Man kann Glück haben, dass ein Zeuge den Täter in Tatortnähe gesehen hat. Oder eben nicht. Genauso kann ein Location Update in Tatortnähe erfolgt sein. Oder eben nicht.


Kai