Benutzer Ali.As schrieb:
- Amazon ist jedenfalls NICHT "Logistik", weil das nämlich "neudeutsch" ist für "Paketdienst";
- sondern Amazon ist Handel:
-- nicht Großhandel (Verkauf an Händler = B2B), -- sondern Einzelhandel (Verkauf an Verbraucher = B2C), --- und zwar nicht "stationärer" Handel, sondern Versandhandel (wie früher schon Quelle und Neckermann und Otto).
Benutzer Christian_Wien schrieb:
Leider liegst du mit deiner Erklärung falsch. Einzelhandel ist, wenn dich jemand persönlich bei der Auswahl und über die technischen Details der Waren berät, dir diese beim Kaufabschluß aushändigt und das Geld kassiert.
Dann wären Aldi & Co. kein Einzelhandel - weil ohne Beratung.
Und der Elektronikhändler Conrad wäre mit seinen Ladengeschäften Handel und mit seinem Online-Shop (sic!) kein Handel, sondern "Logistik".
Ich halte es nicht für sinnvoll, Begriffe mit zu viel Semantik (hier: Beratung usw.) zu überfrachten.
Sondern Handel ist, wer verkauft, ohne produziert zu haben, und kauft, ohne verbrauchen zu wollen.
Und "Logistik" ist, wer Waren transportiert, die er weder kauft noch verkauft.
Benutzer Christian_Wien schrieb:
Das passiert aber nun bei Amazon - wie bei jedem Versandhändler
sieh mal da: Benutzer Christian_Wien schrieb: VersandHÄNDLER! q. e. d.!
- eben so NICHT.
Hier bekommt ein Mitarbeiter einfach deine Bestelliste samt Lagerpositionen und samment "einfach" deine bestellten Artikel von den einzelnen Lagerregalen ein und gibt diese weiter zur Verpackung und Versand.
Das Argument zieht nicht, denn auch der Pförtner beim Daimler arbeitet in der Metall- und Elektroindustrie und wird nach dem Tarifvertrag der Metall- und Elektroindustrie bezahlt, obwohl er weder mit Schraubenschlüssel noch mit Lötkolben hantiert.
Amazon ist als (Online-) Buchhändler gestartet und inzwischen ein (Online-) Kaufhaus geworden.
Benutzer Ali.As schrieb:
Warum gibt Amazon dann nicht einfach nach, wenn's für sie doch gar nicht teurer würde?
Benutzer Christian_Wien schrieb:
Weil das ein Eingriff in den Geschäftsbetrieb wäre ...
... und weil in der amerikanischen Unternehmens-"Kultur" Gewerkschaften als überflüssig und im Grunde als kommunistisches Teufelszeug gelten - das sieht man z. B. auch bei McDoof und BurgerKing.
Dagegen steht die deutsche Unternehmenskultur der Sozialpartnerschaftlichkeit, bei der starke und zugleich verantwortungsvolle Gewerkschaften dafür sorgen, daß die Mitarbeiter angemessen am Erfolg des Unternehmens beteiligt werden, ohne daß dabei die Zukunft des Unternehmens gefährdet wird.
Stark sind Gewerkschaften aber nur, wenn ein großer Anteil der Belegschaft gewerkschaftlich organisiert ist.
Nun ist der gewerkschaftliche Organisationsgrad im traditionellen Offline-Handel höher, im Online-Handel dagegen niedrig.
Gleichzeitig haben wir den Strukturwandel, daß der traditionelle Offline-Handel schrumpft und der Online-Handel wächst.
Das bedeutet, daß die Gewerkschaften nicht nur im Online-Handel schwach sind, sondern durch den Strukturwandel gesamtgesellschaftlich betrachtet auch noch immer schwächer werden.
Damit stehen die Gewerkschaften mehr und mehr vor dem Teufelskreis, daß sie nichts bewirken können, weil sie schwach sind, und daß sie schwach bleiben, weil sie nichts bewirken.
Daß die Gewerkschaften dabei nicht tatenlos zusehen wollen, sondern versuchen, dagegen anzukämpfen - und zwar, indem sie ihr Augenmerk verstärkt auf den boomenden Online-Handel richten und dort wiederum auf den Branchen-Primus, nämlich Amazon - ist nicht nur verständlich, sondern auch absolut berechtigt:
Denn es geht dabei nämlich schlicht und einfach um die Frage: Raubtierkapitalismus oder "Rheinischer Kapitalismus" (a. k. a. Soziale Marktwirtschaft).
Und wer fröhlich das Lied von den angeblichen Machtspielen Verdis mitsingt, der fällt doch in Wahrheit nur auf die propagandistischen Nebelkerzen des Raubtierkaptialismus herein.