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Zum Kotzen...


31.12.2013 22:23 - Gestartet von VariusC
Bei Amazon jagt ein Rekord den nächsten. Sich dann mit Händen und Füßen gegen eine menschenwürdige Bezahlung und bessere Arbeitsbedingungen zu stemmen ist einfach nur zum Kotzen. Also ich vermeide Amazon mittlerweile. wenn es geht. Es gibt auch andere Händler, bei denen ich gern ein paar Euro mehr ausgebe, wenn sie dadurch als Konkurrenz zu Amazon existieren können.
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[1] Christian_Wien antwortet auf VariusC
02.01.2014 08:14
Benutzer VariusC schrieb:
Bei Amazon jagt ein Rekord den nächsten. Sich dann mit Händen und Füßen gegen eine menschenwürdige Bezahlung und bessere Arbeitsbedingungen zu stemmen ist einfach nur zum Kotzen. Also ich vermeide Amazon mittlerweile. wenn es geht. Es gibt auch andere Händler, bei denen ich gern ein paar Euro mehr ausgebe, wenn sie dadurch als Konkurrenz zu Amazon existieren können.


Deine Ansicht ist wohl politisch korrekt, aber es ist doch sehr zu bezweifeln, ob die Vorwürfe und Forderungen von Verdi tatsächlich so stimmen.
Es gibt durchaus große Zweifel an diesen Darstellungen - sowohl, ob der von Verdi geforderte Einzelhandels-Tarifvertrag einerseits sachlich gerechtfertigt ist, weil es sich hier eben um KEIN klassisches Einzelhandels-Verkaufsunternehmen handelt und anderseits, ob der neue Kollektivvertrag unterm Strich für die Beschäftigten mehr brächte als der derzeitige Logistik-KV mit Bezahlung am oberen Ende und Gewährung von Prämien.
Für mich stellt es sich dar, daß sich Verdi hier profilieren will, weil eben die Gewerkschaften sich bisher viel zu wenig für ihre (zahlenden) Mitglieder eingesetzt haben und nun hier glauben, ein US-Unternehmen vorführen zu können.
Nur leider wird das Ganze nach hinten losgehen.
Amazon wird nun eben ihre Verteilzentren nach Polen und Tschechien verlegen, weil dort Verdi nichts zu melden hat und dazu noch deutlich geringere Löhne gezahlt werden können und dazu höchstwahrscheinlich auch noch einige (EU-)Subventionen lukriert werden können.
Der blinden EU und den unfähigen, aber bestens bezahlten (EU-)Politikern sei Dank, welche zulassen und fördern, daß (Groß)Unternehmen die Arbeitnehmer in den einzelnen EU-Ländern gegeneinander ausspielen können, mit Ost-Firmenkonstruktionen, Partnerschaften bzw. formalen Auslagerungen das hiesige Lohnniveau auf das Herkunftslandniveau drücken können und hierzulande häufig eigentlich sittenwidrige Löhne zahlten, welche dann vom deutschen Steuerzahler mittels Aufstockung auf H4-Niveau gebracht werden müssen. damit Vollzeit(!) Arbeitende einigermaßen davon leben können.

Somit wird Verdi am Ende vielleicht einen Pyrrhus-Sieg haben - wohl aber auf Kosten der deutschen Arbeitsplätze.
Ob dies aber - insbesondere für die Betroffenen und zukünftig Gekündigten -die bessere Lösung ist, würde ich sehr bezweifeln.
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[1.1] Ali.As antwortet auf Christian_Wien
06.01.2014 13:51
Hallo Christian,

ich lese Deine Beiträge immer gerne und mit Erkenntnisgewinn,
aber in diesem Fall bin ich vollkommen anderer Meinung:


Benutzer Christian_Wien schrieb:
... aber es ist doch sehr zu bezweifeln, ob die Vorwürfe und Forderungen von Verdi tatsächlich so stimmen. Es gibt durchaus große Zweifel an diesen Darstellungen - sowohl, ob der von Verdi geforderte Einzelhandels-Tarifvertrag einerseits sachlich gerechtfertigt ist, weil es sich hier eben um KEIN klassisches Einzelhandels-Verkaufsunternehmen handelt

Wieso nicht?
- Amazon ist jedenfalls NICHT "Logistik", weil das nämlich "neudeutsch" ist für "Paketdienst";
- sondern Amazon ist Handel:
-- nicht Großhandel (Verkauf an Händler = B2B),
-- sondern Einzelhandel (Verkauf an Verbraucher = B2C),
--- und zwar nicht "stationärer" Handel, sondern Versandhandel (wie früher schon Quelle und Neckermann und Otto).


Benutzer Christian_Wien schrieb:
... und anderseits, ob der neue Kollektivvertrag unterm Strich für die Beschäftigten mehr brächte als der derzeitige Logistik-KV mit Bezahlung am oberen Ende und Gewährung von Prämien.

Warum gibt Amazon dann nicht einfach nach, wenn's für sie doch gar nicht teurer würde?


Benutzer Christian_Wien schrieb:
Für mich stellt es sich dar, daß sich Verdi hier profilieren will, weil eben die Gewerkschaften sich bisher viel zu wenig für ihre (zahlenden) Mitglieder eingesetzt haben und nun hier glauben, ein US-Unternehmen vorführen zu können.

Das mag ja alles sein.
Aber wenn sich Verdi dann endlich mal einsetzt, ist es angeblich auch wieder verkehrt.

Und ein Streik macht ja auch nur Sinn, wenn tatsächlich Amazon-Mitarbeiter mitmachen.
Oder glaubst Du, daß sich da hauptsächlich Gewerkschaftsfunktionäre auf Streikposten gestellt haben?


Benutzer Christian_Wien schrieb:
Nur leider wird das Ganze nach hinten losgehen. Amazon wird nun eben ihre Verteilzentren nach Polen und Tschechien verlegen, weil dort Verdi nichts zu melden hat und dazu noch deutlich geringere Löhne gezahlt werden können

Das wird Amazon doch sowieso machen, wenn es sich für sie rechnet (und die gewohnt schnelle Lieferung dann noch klappt), denn internationale Konzerne machen das nun mal leider so.


Benutzer Christian_Wien schrieb:
Somit wird Verdi am Ende vielleicht einen Pyrrhus-Sieg haben - wohl aber auf Kosten der deutschen Arbeitsplätze. Ob dies aber - insbesondere für die Betroffenen und zukünftig Gekündigten -die bessere Lösung ist, würde ich sehr bezweifeln.

Appeasement funktioniert doch aber auch nicht.

Wenn es einer Firma schlecht geht (Beispiel: Karstadt), sind Gewerkschaft und Betriebsrat ja so gut wie immer zu Lohnverzicht bereit.
Also ist es doch vollkommen in Ordnung, daß, wenn es einer Firma gut geht und sie wächst (Beispiel: Amazon), die Mitarbeiter davon profitieren - in Form von Lohnzuwachs, besseren Arbeitsbedingungen usw.
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[1.1.1] Christian_Wien antwortet auf Ali.As
07.01.2014 22:18
Benutzer Ali.As schrieb:


Wieso nicht?
- Amazon ist jedenfalls NICHT "Logistik", weil das nämlich "neudeutsch" ist für "Paketdienst";
- sondern Amazon ist Handel:
-- nicht Großhandel (Verkauf an Händler = B2B), -- sondern Einzelhandel (Verkauf an Verbraucher = B2C), --- und zwar nicht "stationärer" Handel, sondern Versandhandel (wie früher schon Quelle und Neckermann und Otto).

Leider liegst du mit deiner Erklärung falsch.
Einzelhandel ist, wenn dich jemand persönlich bei der Auswahl und über die technischen Details der Waren berät, dir diese beim Kaufabschluß aushändigt und das Geld kassiert.
Das passiert aber nun bei Amazon - wie bei jedem Versandhändler - eben so NICHT.
Hier bekommt ein Mitarbeiter einfach deine Bestelliste samt Lagerpositionen und samment "einfach" deine bestellten Artikel von den einzelnen Lagerregalen ein und gibt diese weiter zur Verpackung und Versand.
Das ist nun mal Logistik und dies werden wohl auch Quelle & Co genauso gesehen haben bzw. sehen.




Warum gibt Amazon dann nicht einfach nach, wenn's für sie doch gar nicht teurer würde?

Weil das ein Eingriff in den Geschäftsbetrieb wäre, wie sich Löhne zu berechnen haben - wohlweislich ohne konkrete Zahlen und jedenfalls ohne belastbare Aussage auf die zumindest suggerierte Verbesserung. Warum wohl?
Und da gerade eine nicht unerhebliche Anzahl an Amazon-Mitarbeitern zu Verdi auf Distanz gehen, zeigt doch auch, daß dahinter wohl kein tatsächlicher (finanzieller) Gewinn für die Mitarbeiter steckt, sondern es bloß um Machtspiele von Verdi geht.




Das mag ja alles sein.
Aber wenn sich Verdi dann endlich mal einsetzt, ist es angeblich auch wieder verkehrt.

Gewerkschaften sollen sich klarerweise einsetzen.
Aber bitte flächendeckend (und nicht nur bei einem einzigen potentiell "leichten" Opfer) und dann in einer Art und Weise, welche für die Mitarbeiter tatsächlich Vorteile bringt und dennoch auch die Arbeitsplätze an den Standorten nicht gefährdet.


Und ein Streik macht ja auch nur Sinn, wenn tatsächlich Amazon-Mitarbeiter mitmachen.
Oder glaubst Du, daß sich da hauptsächlich Gewerkschaftsfunktionäre auf Streikposten gestellt haben?

Auch hier hat man gesehen, daß die Amazon-Arbeiter eben nicht hinter dem Streik gestanden haben, weil sie das Spiel durchschaut haben.
Außerdem ist auch klar, daß man ein paar Streikende leicht durch Leiharbeiter (wobei die Leiharbeitsbranche gerade unter Rot-Grün(!) gesetzlich dereguliert und salonfähig gemacht wurde) ersetzt werden können.



Das wird Amazon doch sowieso machen, wenn es sich für sie rechnet (und die gewohnt schnelle Lieferung dann noch klappt), denn internationale Konzerne machen das nun mal leider so.

Verdi hat jedenfalls dafür gesorgt, daß aus einer potentiell irgendwann einmal angedachten Änderung nun eine definitiv stattfindende Standortverlagerung geworden ist.



Wenn es einer Firma schlecht geht (Beispiel: Karstadt), sind Gewerkschaft und Betriebsrat ja so gut wie immer zu Lohnverzicht bereit.
Also ist es doch vollkommen in Ordnung, daß, wenn es einer Firma gut geht und sie wächst (Beispiel: Amazon), die Mitarbeiter davon profitieren - in Form von Lohnzuwachs, besseren Arbeitsbedingungen usw.

Gerade um das ist es Verdi aber eben NICHT gegangen.
Da ging es nur um das Prinzip, unbedingt einen Wechsel vom Logistik- zum Einzelhandelstarifvertrag durchzuprügeln, ohne daß dies rational nachvollziehbare, geschweige denn den Mitarbeitern konkrete monetäre oder andere Verbesserungen brächte.
Eine Einstufung am oberen Ende der Logistik-Skala + freiwillige Prämien sind wohl mehr als eine niedrigere Einstufung im Einzelhandels-KV mit Wegfall der freiwilligen Prämien.
Das haben auch die Mitarbeiter durchschaut, denn wenn es tatsächlich wie Verdi behauptet ein Riesen-Gewinn wäre, dann hätten sie doch wohl eine Gegenüberstellung auf "Heller und Pfennig" machen können - und dann auch wohl gemacht.

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[1.1.1.1] Ali.As antwortet auf Christian_Wien
08.01.2014 23:22
Benutzer Ali.As schrieb:
- Amazon ist jedenfalls NICHT "Logistik", weil das nämlich "neudeutsch" ist für "Paketdienst";
- sondern Amazon ist Handel:
-- nicht Großhandel (Verkauf an Händler = B2B), -- sondern Einzelhandel (Verkauf an Verbraucher = B2C), --- und zwar nicht "stationärer" Handel, sondern Versandhandel (wie früher schon Quelle und Neckermann und Otto).

Benutzer Christian_Wien schrieb:
Leider liegst du mit deiner Erklärung falsch. Einzelhandel ist, wenn dich jemand persönlich bei der Auswahl und über die technischen Details der Waren berät, dir diese beim Kaufabschluß aushändigt und das Geld kassiert.

Dann wären Aldi & Co. kein Einzelhandel - weil ohne Beratung.
Und der Elektronikhändler Conrad wäre mit seinen Ladengeschäften Handel und mit seinem Online-Shop (sic!) kein Handel, sondern "Logistik".

Ich halte es nicht für sinnvoll, Begriffe mit zu viel Semantik (hier: Beratung usw.) zu überfrachten.

Sondern Handel ist, wer verkauft, ohne produziert zu haben, und kauft, ohne verbrauchen zu wollen.

Und "Logistik" ist, wer Waren transportiert, die er weder kauft noch verkauft.


Benutzer Christian_Wien schrieb:
Das passiert aber nun bei Amazon - wie bei jedem Versandhändler
sieh mal da: Benutzer Christian_Wien schrieb: VersandHÄNDLER! q. e. d.!
- eben so NICHT.
Hier bekommt ein Mitarbeiter einfach deine Bestelliste samt Lagerpositionen und samment "einfach" deine bestellten Artikel von den einzelnen Lagerregalen ein und gibt diese weiter zur Verpackung und Versand.

Das Argument zieht nicht, denn auch der Pförtner beim Daimler arbeitet in der Metall- und Elektroindustrie und wird nach dem Tarifvertrag der Metall- und Elektroindustrie bezahlt, obwohl er weder mit Schraubenschlüssel noch mit Lötkolben hantiert.

Amazon ist als (Online-) Buchhändler gestartet und inzwischen ein (Online-) Kaufhaus geworden.


Benutzer Ali.As schrieb:
Warum gibt Amazon dann nicht einfach nach, wenn's für sie doch gar nicht teurer würde?

Benutzer Christian_Wien schrieb:
Weil das ein Eingriff in den Geschäftsbetrieb wäre ...

... und weil in der amerikanischen Unternehmens-"Kultur" Gewerkschaften als überflüssig und im Grunde als kommunistisches Teufelszeug gelten - das sieht man z. B. auch bei McDoof und BurgerKing.

Dagegen steht die deutsche Unternehmenskultur der Sozialpartnerschaftlichkeit, bei der starke und zugleich verantwortungsvolle Gewerkschaften dafür sorgen, daß die Mitarbeiter angemessen am Erfolg des Unternehmens beteiligt werden, ohne daß dabei die Zukunft des Unternehmens gefährdet wird.

Stark sind Gewerkschaften aber nur, wenn ein großer Anteil der Belegschaft gewerkschaftlich organisiert ist.

Nun ist der gewerkschaftliche Organisationsgrad im traditionellen Offline-Handel höher, im Online-Handel dagegen niedrig.
Gleichzeitig haben wir den Strukturwandel, daß der traditionelle Offline-Handel schrumpft und der Online-Handel wächst.
Das bedeutet, daß die Gewerkschaften nicht nur im Online-Handel schwach sind, sondern durch den Strukturwandel gesamtgesellschaftlich betrachtet auch noch immer schwächer werden.

Damit stehen die Gewerkschaften mehr und mehr vor dem Teufelskreis, daß sie nichts bewirken können, weil sie schwach sind, und daß sie schwach bleiben, weil sie nichts bewirken.

Daß die Gewerkschaften dabei nicht tatenlos zusehen wollen, sondern versuchen, dagegen anzukämpfen - und zwar, indem sie ihr Augenmerk verstärkt auf den boomenden Online-Handel richten und dort wiederum auf den Branchen-Primus, nämlich Amazon - ist nicht nur verständlich, sondern auch absolut berechtigt:

Denn es geht dabei nämlich schlicht und einfach um die Frage: Raubtierkapitalismus oder "Rheinischer Kapitalismus" (a. k. a. Soziale Marktwirtschaft).

Und wer fröhlich das Lied von den angeblichen Machtspielen Verdis mitsingt, der fällt doch in Wahrheit nur auf die propagandistischen Nebelkerzen des Raubtierkaptialismus herein.
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[2] skycab antwortet auf VariusC
08.01.2014 09:15
Benutzer VariusC schrieb:
Bei Amazon jagt ein Rekord den nächsten. Sich dann mit Händen und Füßen gegen eine menschenwürdige Bezahlung und bessere Arbeitsbedingungen zu stemmen ist einfach nur zum Kotzen. Also ich vermeide Amazon mittlerweile. wenn es geht. Es gibt auch andere Händler, bei denen ich gern ein paar Euro mehr ausgebe, wenn sie dadurch als Konkurrenz zu Amazon existieren können.

Rekorde sind eine schöne Sache, aber 2012 hat Amazon gerade mal eine Umsatzrendite (Gewinn/Umsatz * 100) von 1.11% eingefahren. Im Q3 2013 waren es dann -0.15%.
Daher weiß ich nicht wie groß ihr Spielraum für steigende Löhne derzeit überhaupt wäre.

Ich bestelle inzwischen auch oft woanders. Allerdings weil ich mit dem Service unzufrieden bin bzw. nicht bereit bin dafür einen oftmals saftigen Aufpreis (gegenüber dem günstigsten Anbieter bei geizhals.at z.B.) zu zahlen.

Die Frage ist natürlich sowieso, ob die Arbeitsbedingungen bei der Konkurrenz merklich besser sind als bei Amazon.
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[2.1] Amazon hart an der Grenze zur Rentabilität
Kai Petzke antwortet auf skycab
08.01.2014 17:33
Benutzer skycab schrieb:
2012 hat Amazon gerade mal eine Umsatzrendite (Gewinn/Umsatz * 100) von 1.11% eingefahren.
Im Q3 2013 waren es dann -0.15%.

Ja, Amazon setzt im Moment alles auf "Wachstum" und geht dafür mit den Preisen an das Limit dessen, was möglich ist, wenn man gerade noch Gewinn machen will. Meines Erachtens eine riskante Strategie: Sobald Amazon versucht, auch mal "Geld zu verdienen", also die Preise erhöht, ist ruck-zuck der nächste online-Händler groß und das Spiel beginnt von vorne.

Die Frage ist natürlich sowieso, ob die Arbeitsbedingungen bei der Konkurrenz merklich besser sind als bei Amazon.

Wahrscheinlich nicht.

Kai
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[2.1.1] Ali.As antwortet auf Kai Petzke
08.01.2014 23:30
Benutzer Kai Petzke schrieb:
Ja, Amazon setzt im Moment alles auf "Wachstum" und geht dafür mit den Preisen an das Limit dessen, was möglich ist, wenn man gerade noch Gewinn machen will. Meines Erachtens eine riskante Strategie: Sobald Amazon versucht, auch mal "Geld zu verdienen", also die Preise erhöht, ist ruck-zuck der nächste online-Händler groß und das Spiel beginnt von vorne.

Hm, scheint zwar auf den ersten Blick plausibel, aber:

Warum gibt's dann nicht schon längst eine große Alternative zu eBay,
wo doch schon so lange so viele meckern über deren Kosten, Arroganz, Zwänge etc.?

Weil die Antwort lautet: Marktmacht oder (Quasi-) Monopol.
eBay ist DER Online-Marktplatz.
und Amazon will DER Online-Shop, DAS Online-Kaufhaus werden (wenn sie es nicht schon längst sind).

Amazon setzt auf Wachstum, damit dann bald keiner mehr gegen sie ankommt.
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[2.1.1.1] Kai Petzke antwortet auf Ali.As
09.01.2014 14:03
Benutzer Ali.As schrieb:

Hm, scheint zwar auf den ersten Blick plausibel, aber:

Warum gibt's dann nicht schon längst eine große Alternative zu eBay,

Der Grund ist einfach: Online-Marktplatz zu sein ist ein zweiseitiges Geschäft, das heißt, man braucht viele Händler UND viele Kunden, um viele erfolgreiche Geschäftsabschlüsse vermitteln zu können. Und so gehen die Händler trotz der Kosten weiterhin zu ebay, weil dort nunmal die meisten Kunden sind, und die Kunden gehen trotz allem weiter zu ebay, weil dort nunmal die meisten Händler sind.

Für Online-Shops gibt es zwar auch Skaleneffekte, die sind aber bei weitem nicht so dramatisch. Die Folge ist, dass die Kunden eben auch "einer nach dem anderen" von Amazon woanders hinwechseln können, sollte Amazon die Preise anziehen. Zwar versucht Amazon über seinen eigenen Marktplatz, ganz gezielt auch im ebay-Geschäft zu wildern und einen ähnlichen Lockin zu erreichen, aber die sind m.E. weit von der Position von ebay weg.


Kai
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[2.1.1.1.1] Ali.As antwortet auf Kai Petzke
12.01.2014 21:58
Benutzer Ali.As schrieb:
Warum gibt's dann nicht schon längst eine große Alternative zu eBay

Benutzer Kai Petzke schrieb:
Der Grund ist einfach: Online-Marktplatz zu sein ist ein zweiseitiges Geschäft, das heißt, man braucht viele Händler UND viele Kunden, um viele erfolgreiche Geschäftsabschlüsse vermitteln zu können. Und so gehen die Händler trotz der Kosten weiterhin zu ebay, weil dort nunmal die meisten Kunden sind, und die Kunden gehen trotz allem weiter zu ebay, weil dort nunmal die meisten Händler sind.

Okay, das überzeugt mich! :-)


Benutzer Kai Petzke schrieb:
Zwar versucht Amazon über seinen eigenen Marktplatz, ganz gezielt auch im ebay-Geschäft zu wildern und einen ähnlichen Lockin zu erreichen, aber die sind m.E. weit von der Position von ebay weg.

Ja, das sehe ich auch so.


Benutzer Kai Petzke schrieb:
Für Online-Shops gibt es zwar auch Skaleneffekte, die sind aber bei weitem nicht so dramatisch.

Fragt sich nur, ob die im Fall Amazon nicht doch schon ausreichen - nicht nur bezüglich der Kosten der eigenen Betriebsführung, sondern vor allem hinsichtlich der besseren Einkaufskonditionen, die ein solches Schwergewicht sich doch vermutlich von den Lieferanten einräumen läßt.

Ein ernsthafter Amazon-Konkurrent könnte deshalb also keine kleine Klitsche sein, sondern müßte bereits als Schwergewicht starten - z. B. könnte Zalando eine Elektronik-Abteilung aufmachen.
Media Markt + Saturn und die dahinterstehende Metro-Gruppe sind - obwohl ein großer Player in Deutschland und auch europaweit aktiv - vermutlich schon zu klein.


Benutzer Kai Petzke schrieb:
Die Folge ist, dass die Kunden eben auch "einer nach dem anderen" von Amazon woanders hinwechseln können, sollte Amazon die Preise anziehen.

Gut, die Geiz-ist-geil-Fraktion ist natürlich stets wechselbereit.

Allerdings hat Amazon wohl nicht nur bei mir inzwischen dasselbe Image wie Aldi bei der Allgemeinheit - nämlich daß sie immer günstig sind, so daß ich bei kleineren Käufen bis sagen wir 30 Euro pro Artikel gar keinen Preisvergleich bemühe, sondern direkt zu Amazon gehe.

Außerdem würde es sicherlich nicht nur mich nerven, sich für jeden Kauf wieder bei einem neuen Online-Shop anzumelden inklusive der Gefahr, daß der sich meine Kundendaten klauen läßt, etwas mit der Lieferung nicht klappt, die Kulanz bei Reklamation zu wünschen übrig läßt etc.

Die beiden vorherigen Absätze könnte man auch unter dem Stichwort "Vertrauen" zusammenfassen.


Warten wir also ab und lassen uns überraschen, ob die Petzkeschen prognostischen Fähigkeiten bezüglich Amazon ähnlich sind wie bezüglich des Mobildatengeschäfts (https://www.teltarif.de/arch/2007/kw07/...) - oder doch ganz anders. ;-)
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[2.2] Ali.As antwortet auf skycab
08.01.2014 23:39
Benutzer skycab schrieb:
... 2012 hat Amazon gerade mal eine Umsatzrendite (Gewinn/Umsatz * 100) von 1.11% eingefahren.

1- klingt zwar erstmal wenig ...
2- ... aber wieviel haben andere?
3- Aber vor allem: Ist "Umsatzrendite" überhaupt eine aussagekräftige Größe? Ich behaupte: Nein!
Denn entscheidend ist doch nicht der Gewinn im Verhältnis zum Umsatz, sondern im Verhältnis zum eingesetzten Kapital;
danach bemißt sich, ob mein Kapital rentabel investiert ist oder nicht - bzw. nicht mein Kapital, sondern die Pesos von Jeff Bezos. ;-)


Im Q3 2013 waren es dann -0.15%.

Au weia, muß man sich jetzt Sorgen um Amazon machen?
Nein, denn da hat Amazon einfach einen Teil seines Jahresgewinns vorab
ins eigene Wachstum (https://www.teltarif.de/forum/s53883/zum-...)
Richtung Monopol (https://www.teltarif.de/forum/s53883/zum-...)
investiert, statt ihn am Jahresende per Steuer an den Staat abführen zu müssen.