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Die Nachhaltigkeit von Altgeräten ist eine übersteuerte Betrachtung


15.09.2016 09:22 - Gestartet von DL7FOS
Liest man über Windows 10 fallen mir zwei immer wieder beleuchtete Punkte auf: Die Unterstützung von Altgeräten und die Zurückstellung von Updates. Das sind klare Fakten, die für Unternehmen und bestimmte Embedded-Lösungen und Anwenderkreise eine wichtige Rolle spielen können, wohl aber kaum für die Zielgruppe dieses Beitrags und somit nicht für die meisten Privatnutzer von Windows 10.

Betrachten wir nun zunächst die Sinnhaftigkeit einer Installation eines frischen Windows auf einen betagten Rechner. Ein Einsteiger-Notebook aus dem Jahre 2009 hat 2 GB Arbeitsspeicher, einen Dual-Core-Prozessor, eine 250 GB (und wenn auch 160 GB) Festplatte und ein Farbdisplay mit einer Auflösung von 1366x768 oder 1024x768 Pixel. Ein von mir im Jahre 2007 genutztes Lenovo ThinkPad X61s war Trotz hoher Investitionskosten ungleich besser ausgestattet. Heute nach neun Jahren wurde das Gerät längst verkauft, da nicht mal im Jahre 2011 Windows XP Professional für den Arbeitsalltag zügig funktionierte, was allerdings an der langsamen 1,8"-Festplatte lag. Würde das Gerät heute noch von mir genutzt werden wären sicher die drei Akkus bei täglicher 8stündiger Anwendung längst verbraucht.

So ist es ja sehr rücksichtsvoll, wenn man auf Systeme mit 1 GB Arbeitsspeicher hinweist obgleich man wohl nicht glauben wird, dass jemand wirklich Multi-User-Betrieb und die Nutzung gleichzeitiger Anwendungen damit forciert. Jedoch würde ein Käufer solcher Systeme sicherlich keine High Performance-Nutzung damit betreiben. Bei älteren Rechnern kommt ein Weiteres hinzu, das ist die Obsoleszenz von magnetischen Datenträgern. Festplatten sollten bei exzessiver Nutzung nach fünf Jahren getauscht werden, da die Hersteller keine stabile Funktionsweise mehr garantieren und bevor man über eine Nutzbarkeit von Windows 10 nachdenkt, gäbe es viele Kriterien die für einen Hardware-Austausch sprechen. Wer nicht hobbymäßig an seinem Rechner schraubt und auf Dienstleister angewiesen ist erreicht somit schnell Arbeitskosten, die einen Neukauf eines günstigeren und weitaus leistungsfähigen Systems inklusive Windows 10 übersteigen und so bliebe als Lösung nur das ursprüngliche System so lange es geht zu nutzen und ein Update besser zu vermeiden. Das beziehe ich auf alle Systeme, die längst vor Windows 7 erworben wurden und ohnehin längst ersetzt sein sollten. Im Gegensatz zu Apple und den Linux-Systemen hat Microsoft es leider nie verstanden, eine reelle Nachhaltigkeit zu garantieren. So wäre es nachhaltig, heute noch Windows 7 langfristig zu versorgen, auf das Firmen und Behörden erst kürzlich umgestellt haben. Eine Auftrennung in ein privates und geschäftliches Windows wäre eine Lösung, wobei letzteres auf Online-Funktionen und Multimedia weitgehend verzichten sollte.

Die Zurückstellung von Updates und das Aufschieben ist so eine Sache und empfehle ich für Privatnutzer generell weniger. Dass Microsoft in so kurzer Zeit regelrechte Neufassungen ausliefert, die dann sogar das alte Windows komplett auswechseln, ist eine unhandliche Lösung. So häufen sich die windows.old-Ordner, die sich bei bestimmten Intel-Treibern nicht mal komplett löschen lassen. Da bleibt zu hoffen, dass diese Flickerei auch langfristig Bestand hat. Diese bestehende Fragmentierung wird sich aber weitaus verschlimmern, wenn der Rhythmus der Upgrades beibehalten wird. ´So gäbe es nach zwei Jahren vermutlich vier verschiedene Bauformen, wobei ich nicht an eine umfassende und nachhaltige Unterstützung glaube. Ein Indiz ist ein Hinweis beim Anniversary-Update der hieß, dass ich so lange Service-Updates erhalte, so lange der Nutzungsvertrag mit Microsoft gilt. Wann das nicht mehr der Fall sein wird wurde mir nicht mitgeteilt, riecht aber extrem streng nach Hintertür. So wäre es denkbar, dass ein ausbleibendes großes Update letztendlich Nutzer abhängen könnte und Microsoft die Konsumenten entgegen der ursprünglichen euphorischen Versprechen zu einem Nachkauf zwingt.

Als Erkenntnis für mich als jemand, der Microsoft Jahrzehnte die Stange gehalten hat ist der Umstieg auf MacOS. Auch bin ich mit vielem bei Apple nicht einverstanden, bei Computern sind höhere Anschaffungskosten relativ zu bewerten. Gleichwertige Windows-Notebooks sind ähnlich teuer und die Nachhaltigkeit von Apple wurde inzwischen seit Jahren bestätigt. Wer einen alten iMac aus dem Jahre 2009 hat kann ohne Einschränkungen MacOS Sierra am 20. September kostenlos installieren. Egal, wie alt sein voriges Betriebssystem ist und Reparaturen wären heutzutage auch noch möglich. Lenovo hat es beispielsweise nicht geschafft, einen Gehäuselüfter eines 2012 gekauften Yoga IdeaCenter B500 im Frühjahr 2013 zu ersetzen und zahlte mir daher den Restwert aus.