Status Quo

Windows 10: Fragmentierung am Horizont

Das aktuelle Microsoft-Betriebssystem spaltetet sich in mehrere Hauptversionszweige auf - Fragmentierungsgefahr bei Windows 10 inklusive.
Von Daniel Rottinger

Nicht alle Windows-10-Nutzer haben die aktuelle Anniversary-Aktualisierung installiert Nicht alle Windows-10-Nutzer haben die aktuelle Anniversary-Aktualisierung installiert
Bild: teltarif
Microsoft zeigt sich mit der Marktentwicklung von Windows 10 zufrieden: Nach den ersten 13 Monaten haben sich über 350 Millionen Nutzer für das 10er-OS entschieden. Während die Nutzerzahlen weiterwachsen, tut sich eine Kluft bei den Versionen auf: Fragmentierung voraus?

Ein von Microsoft formuliertes Ziel vor dem Launch des neuen Betriebs­systems: Die Fragmentierung bei Windows 10 verhindern. Als eine Maßnahme können Nutzer der Home-Edition zumindest nicht auf offiziellem Wege Updates zurückstellen. Nur bei der Pro-Version hat Microsoft eine Möglichkeit vorgesehen, Feature-Upgrades für einige Zeit auszusetzen.

Status Quo: Drei Hauptversionszweige vorhanden

Nicht alle Windows-10-Nutzer haben die aktuelle Anniversary-Aktualisierung installiert Nicht alle Windows-10-Nutzer haben die aktuelle Anniversary-Aktualisierung installiert
Bild: teltarif
Doch wie verhält sich die Fragmentierung von Windows 10 aktuell? Grundsätzlich gibt es das Betriebssystem in drei verschiedenen Stadien: Die Juli 2015 veröffentlichte Version, die Version 1511 (vom November 2015) und die aktuelle Anniversary-Update-Fassung 1607 vom August 2016. Zunächst die positive Botschaft: Microsoft stellt für alle genannten Versionen Sicherheitsupdates bereit und schützt die Nutzer somit vor Bedrohungen aus dem Netz.

Die drei Versionszweige sind allerdings von den Features höchst unterschiedlich. Gerade mit dem Sprung von Version 1511 auf 1607 haben viele Neuerungen Einzug erhalten, die sowohl das Aussehen als auch grundsätzliche Funktionalität des OS betreffen. Während bei Version 1511 die Nachrichten-App hinzugekommen ist, wurde diese in Fassung 1607 durch die Skype-Vorschau-Applikation quasi ersetzt und auch das Startmenü hat Anpassungen erhalten.

Fragmentierung Light als Chance für Nutzer

Bei Windows 10 gibt es durchaus Anzeichen für eine Fragmentierung, doch diese ist für Nutzer zunächst nicht negativ. Anwender können mit speziellen Tools (Bericht zu Shutup10) bzw. der regulären Funktion der Pro-Edition Feature-Updates ausbremsen. Dadurch kann der PC weiterhin mit der ursprünglichen Version betrieben werden, ohne auf Sicherheits­aktualisierungen zu verzichten. Ungeliebte Neuerungen oder mögliche Treiberkonflikte müssen so von Anwender nicht geduldet werden.

Microsofts Versprechen, für die "unterstützte Lebensdauer" eines Geräts mit Windows 10 Sicherheits­updates anbieten zu wollen, ist ebenfalls positiv. Allerdings ist die unterstützte Lebensdauer des PCs natürlich auch nur vage formuliert und lässt dem IT-Konzern einen gewissen Handlungsspielraum. Im Rahmen unseres IFA-Beitrags haben wir ausführlich über den Support für Altgeräte mit Windows 10 berichtet.

Fragmentierung durch Windows-as-a-Service?

Ein Zwischenfazit nach den ersten 13 Monaten Windows 10: Durch das Angebot der drei verschiedenen Versionspfade existiert eine "Fragmentierung Light", die sich allerdings nur auf das (nicht) Vorhandensein von Features bezieht. Nutzer mit älteren Version von Windows 10 müssen sich bis auf weiteres keine Sorgen über eine mangelnde Verfügbarkeit von Sicherheitsupdates machen.

Durch die Windows-as-a-Service-Strategie bei dem 10er-Betriebssystem könnte es allerdings mit der Zeit auch eine weitaus größere Kluft verursachen. Denn aufwendige Funktionen, wie etwa die Integration von Holo Lens in das Desktop OS, dürften nur auf neuen, leistungsstarken Geräten laufen. Erste Anzeichen gab es übrigens bereits im Vorfeld des Anniversary Updates, damals hatte ein Microsoft-Sprecher informiert, dass es etwa bei Systemen mit 1 GB Arbeitsspeicher etwa Einbußen in der Funktionalität, zum Beispiel beim Fast-User-Switch, geben könnte. Künftig könnte also trotz gleicher Version der Leitsatz gelten: Windows 10 ist nicht gleich Windows 10.

Auf der IFA hatte Microsoft Einblicke in seine Windows-10-Strategie gegeben. Diese lässt sich in wenigen Worten zusammenfassen: Der IT-Konzern fährt bei dem 10er-OS die Ernte ein.

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