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Das "Urteil" der BNetzA wird die Tarife verändern


10.10.2017 04:32 - Gestartet von wolfbln
einmal geändert am 10.10.2017 04:34
Die BNetzA findet also grundsätzlich zero-rating bei Tarifen OK. Sie müssen nur im EU-Roaming angeboten werden und dürfen nicht qualitativ bearbeitet werden.

Das "Urteil" wird deutsche Tarife verändern. Denn es kann grundsätzlich ja nicht nur auf Video- oder Audio-Streaming angewendet werden, sondern auf alle Angebote wie zum Beispiel Zero-rating bei sozialen Netzwerken.

Wenn man ins nicht-regulierte Ausland schaut, wird man sehen, dass über diese Freebies wie "gratis" WhatsApp oder Facebook dort häufig der Wettberwerb läuft. Das lässt sich gut verkaufen, vor allem bei jüngeren in der Zielgruppe der sozialen Medienbenutzer.

Wir hatten das hierzulande schon mal bei der WhatApp SIM bei der WhatsApp zero-rated wurde, dann aber wegen Zweifel an der Netzneutralität zurückgerudert wurde. Bei WhatsApp entstehen ziemlich wenig Daten und ist weiter VoIP das Problem für die Telcos, aber bei Instagram oder Snapchat sieht es schon ganz anders aus.

Ich denke also, dass in Zukunft genau diese Maschinerie in Gang kommen könnte und wir verstärkt solche Tarife sehen werden, vielleicht sogar auf dieser Grundlage neu gebrandete Anbieter.

Interessant ist dabei, dass sich die BNetzA auf europäische Richtlinien zur Netzneutralität beruft, die aber von anderen nationalen Regulierern anders interpretiert werden und von ihnen zero-rating zumeist unterbunden wird.
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[1] muffy antwortet auf wolfbln
10.10.2017 12:48
Benutzer wolfbln schrieb:
Interessant ist dabei, dass sich die BNetzA auf europäische Richtlinien zur Netzneutralität beruft, die aber von anderen nationalen Regulierern anders interpretiert werden und von ihnen zero-rating zumeist unterbunden wird.

Naja, maßgeblich für eine Anwendung der EU-Verordnung zur Netzneutralität sind ja die BEREC-Leitlinien. Und die wurden von allen nationalen Regulieren innerhalb der EU geschaffen. Da in diesen Leitlinien explizit solche Fälle mit Zero Rating angemerkt sind, lässt sich daraus schließen, dass alle nationalen Regulierer letztlich auf EU-Ebene damit einverstanden sind. Da aber z. B. die baltischen Staaten etwas andere Vorraussetzungen haben wie Deutschland, wird wohl nicht jeden Leitlinie auch in jedes nationale Recht gegossen.
Bei der Roaming-Verordnung wäre aus Sicht von Deutschland derzeit auch nicht unbedingt die Fair-Use-Regel beim Datenvolumen notwendig gewesen, weil unsere Tarife in der Regel so hochpreisig sind, dass inkludiertes Datenvolumen immer geringer ist als das entsprechende Roaming-Datenvolumen, wodurch es bei uns hier nie zu Roaming-Aufschlägen kommt.
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[2] spezi10 antwortet auf wolfbln
23.10.2017 21:32
Benutzer wolfbln schrieb:

Interessant ist dabei, dass sich die BNetzA auf europäische Richtlinien zur Netzneutralität beruft, die aber von anderen nationalen Regulierern anders interpretiert werden und von ihnen zero-rating zumeist unterbunden wird.

Ich kenne das Beispiel der niederländischen Regulierungsbehörde, die T-Mobile NL ein zu Stream On vergleichbares Angebot untersagt hat. Dagegen hat T-Mobile allerdings erfolgreich geklagt:
https://www.heise.de/newsticker/meldung/Netzneutralitaet-Niederlaendisches-Gericht-kippt-Verbot-von-Zero-Rating-3718877.html

Ansonsten gibt es ja auch insbesondere von Vodafone in mehreren Ländern "Pässe", bei denen man für ein paar Euro bestimmte Musik-, Video-, oder Social Media-Dienste nutzen kann, ohne dass sie auf das Datenvolumen angerechnet werden. Z.B.

https://www.vodafone.es/c/particulares/es/tienda/movil/vodafone-pass/
http://www.vodafone.it/portal/Privati/Tariffe-e-Prodotti/Tariffe/VodafonePass
http://www.vodafone.gr/portal/pass
https://www.vodafone.ro/pass

Welche Regulierer haben denn bisher Zero-Rating - erfolgreich - verboten?
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[2.1] hustensaftheinz antwortet auf spezi10
24.10.2017 01:48
Benutzer spezi10 schrieb:


Welche Regulierer haben denn bisher Zero-Rating - erfolgreich - verboten?

Ich verstehe auch nicht warum das verboten werden soll. Für den Verbraucher ergeben sich dadurch nur keine Nachteile.
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[2.1.1] darcduck antwortet auf hustensaftheinz
10.11.2017 14:10
Benutzer hustensaftheinz schrieb:
Ich verstehe auch nicht warum das verboten werden soll. Für den Verbraucher ergeben sich dadurch nur keine Nachteile.
Darum geht es doch aber in der ganzen Netzneutralitätsdiskussion. Die Nachteile sind vielleicht nicht sofort erkennbar, aber letztlich betreffen sie am Ende den Verbraucher und zwar bei Inhalt und Preis der Angebote.

Je kleiner ein Anbieter eines Services im Internet ist, je schwieriger und teurer wird es für ihn werden mit jedem einzelnen Netzbetreiber ein Zero-Rating-Abkommen auszuhandeln, insbesondere wenn der kleine Anbieter Länderübergreifend tätig werden will. Absolut gesehen haben natürlich große und kleine Unternehmen etwa die gleichen Kosten, aber pro Kunde gerechnet sind es beim großen Unternehmen vielleicht ein paar Cent, beim kleinen Unternehmen aber ein paar Euro und das verzerrt schon mal den Wettbewerb, bzw schafft den großen Unternehmen einen neuen/zusätzlichen Kostenvorteil.

Große Medienhäuser, Video und Audi Streamingportale werden sich das also Leisten können und und können damit ihre Inhalte vermehrt platzieren.
Damit verstärkt man also die Konzentration der Inhalte auf wenige "Meinungsmacher" - meines Erachtens eine ganz schlechte Idee.

Auf der anderen Seite werden damit aber auch kleine Netzbetreiber ausgegrenzt. Will z.B. ein virtueller Netzbetreiber wie Sipgate ein Zero Rating für Videostreaming einführen, wird es schwer werden die großen Inhalteanbieter zu bewegen ihre Inhalte passend zu kennzeichnen.

Fazit: Zero-Rating ist prima dazu geeignet Oligopole aufzubauen oder abzusichern. Der Verbraucher wird hingegen mit teuren Netzbereibertarifen geschröpft, will er solch ein Zero Rating haben und echte Flatrates oder höheres Datenvolumen brauch man dann ja nicht mehr anbieten.

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[2.1.1.1] hustensaftheinz antwortet auf darcduck
12.11.2017 01:16
Soweit in der Theorie. Faktisch ist das Internet kaum irgendwo so teuer wie hier in Deutschland. Und das trotz der alles strangulierenden Überregulierung.
Anderswo gibt es Zero-Rated Services, wie Spotify, Instagram, WhatsApp, etc. Und gleichzeitig ist das Volumen auch noch deutlich günstiger. Ist das nicht komisch?