Hintergrund

Highspeed im Mobilfunk: 21 MBit/s und was beim Kunden ankommt

Aktuell noch keine Geräte für mehr als 14,4 MBit/s verfügbar
Von Thorsten Neuhetzki /

Surfen per HSDPA - welche Geschwindigkeit kommt beim Kunden an? Surfen per HSDPA - welche Geschwindigkeit kommt beim Kunden an?
Foto: o2
Bis zu 21 MBit/s sollen es sein, die die Telekom Deutschland bis Ende des Jahres nahezu flächendeckend in ihrem UMTS/HSDPA-Netz als Downstream anbieten will. An einzelnen Hotspots sollen es sogar 42 MBit/s werden im kommenden Jahr. Doch was hat der Kunde davon? Endgeräte können derzeit schließlich maximal 10,2 MBit/s, vereinzelt immerhin schon 14,4 MBit/s wie beim HTC Desire Z.

Surfen per HSDPA - welche Geschwindigkeit kommt beim Kunden an? Surfen per HSDPA - welche Geschwindigkeit kommt beim Kunden an?
Foto: o2
"Wir wissen, dass es derzeit keine Endgeräte gibt, mit denen die Kunden die Bandbreite erreichen können, die unsere Sendemasten abstrahlen", sagt ein Sprecher der Telekom auf Nachfrage von teltarif.de. Hier investiere die Telekom in ein Netz, für das die Endgeräte heute noch nicht verfügbar sein. "Hier wird es eine Verzögerung von einigen Monaten auf der Endgeräteseite geben", hieß es.

Allerdings käme die Erhöhung der Bandbreiten schon heute beim Kunden an, wie es aus Bonn weiter hieß. Schließlich sei Datenübertragung per Mobilfunk ein Shared-Medium. Das heißt, alle Nutzer teilen sich eine gemeinsame Bandbreite. Wird diese Bandbreite nun, wie im Fall der Telekom, auf 21 MBit/s erhöht, bleibe mehr Bandbreite für den einzelnen Nutzer übrig. Dabei seien die Sendemasten mit den hohen Geschwindigkeiten auch mit älteren Endgeräten kompatibel.

Wo liegt der Engpass?

Die vorgehend zitierte Aussage der Telekom gilt freilich nicht uneingeschränkt. Für den - nicht gerade selten anzutreffenden - Fall, dass der Kapazitätsengpass in der Anbindung der Basisstation besteht und nicht in der eigentlichen Luftschnittstelle, ist sie unumwunden richtig: Kann die Basisstation 21 MBit/s, dann können sechs Nutzer mit jeweils 3,5 MBit/s surfen, auch dann, wenn sie nur einfache HSPA-Sticks mit einem Limit von jeweils 3,6 MBit/s verwenden. Zusätzliche Voraussetzung ist aber, dass sich höchstens drei der sechs User im selben Sektor aufhalten. Denn die Gesamt-Bitrate, die in einen UMTS/HSPA-Sektor abgestrahlt werden kann, beträgt unter optimalen Bedingungen 14,4 MBit/s, unter realen Bedingungen so um die 10 MBit/s. Eine Basisstation verwendet in der Regel drei Sektoren zu je 120°; andere Bauformen, insbesondere Rundstrahler (nur ein Sektor) für kleine Stationen oder mehr Sektoren mit entsprechend kleinerem Winkel für große Stationen, sind aber möglich.

Liegt der Engpass hingegen in der Luftschnittstelle selber, saugen in einem Sektor also mehrere Kunden zusammen mit dem HSPA-Limit von 14,4 MBit/s, dann hilft der Ausbau der Basisstation auf 21 MBit/s nur weiter, wenn auch zumindest ein Teil der Kunden im Sektor mit einem 21er-Modem online ist. Ungünstigerweise unterstützen nun die bereits im Verkauf befindlichen 28er-HSPA-Modems nicht den 21er-Modus, denn beide verwenden zueinander inkompatible Methoden zur Steigerung der Gesamtbitrate: Für 28 MBit/s wird 2x2 MIMO mit jeweils zwei Antennen bei Sender und Empfänger verwendet; für 21 MBit/s hingegen eine bessere Modulation (64 QAM). Die Kombination beider Technologien (2x2 MIMO und 64 QAM) ermöglicht dann 42 MBit/s. Denkbar ist, dass es in absehbarer Zeit MIMO-64-QAM-HSPA+-Surfsticks mit bis zu 42 MBit/s geben wird, die dann auch kompatibel zu MIMO-Funkzellen mit 28 MBit/s und zu 64-QAM-Zellen mit 21 MBit/s sind.

Ausbaustand von o2, E-Plus und Vodafone

Die anderen Netzbetreiber sind bei ihrem Netzausbau nicht so forsch wie die Telekom, die verspricht, dass bis Jahresende alle UMTS-Masten 21 MBit/s abstrahlen und auch mit einer entsprechenden Anbindung versehen sind. o2 erreicht nach seinen eigenen Angaben derzeit zwei Drittel der Bevölkerung und hat in diesem Netz 7,2 MBit/s flächendeckend installiert. In einem Pilotversuch in München wird zudem aus HSPA+ getestet und eine Bandbreite von 28 MBit/s erreicht.

E-Plus bietet nach eigenen Angaben im HSDPA-Netz aktuell bis zu 7,2 MBit/s im Downstream. Allerdings ist noch nicht das gesamte UMTS-Netz HSDPA-tauglich. Dieser Ausbau - E-Plus hat sich das Ziel gesetzt, bis 2012 das beste Datennetz zu haben - läuft aber auf vollen Touren. E-Plus hatte lange Zeit auf das Aufrüsten des eigenen Netzes verzichtet und setzte mehr auf Sprachtelefonie.

Vodafone hat nach jüngsten Angaben sein UMTS-Netz flächendeckend mit 7,2 MBit/s aufgerüstet, 90 Prozent des Netzes sind zudem bereits mit 14,4 MBit/s ausgestattet. 21,6 MBit/s werden in etwa 50 Prozent des Netzes erreicht, so ein Vodafone-Sprecher auf Nachfrage. Der Ausbau mit 14,4 und 21,6 MBit/s sei aber noch nicht abgeschlossen, sondern werde kontinuierlich fortgeführt.

Fazit: Highspeed über HSDPA geht auch bei hohen Bandbreiten nicht

Bandbreiten von 21 MBit/s und mehr hören sich für mobile Datennutzung toll an, ist die Geschwindigkeit doch fast so schnell wie bei einem VDSL-25-Anschluss. Doch noch mehr als bei DSL ist die Bandbreite beim mobilen Surfen als eine "bis-zu-Bandbreite" zu verstehen. Die 21 MBit/s sind ein Wert, den sich alle Nutzer der Mobilfunkzelle teilen. Dass ein einzelner Nutzer hier hohe Bandbreiten bekommt, ist unwahrscheinlich. Des Weiteren sind auf dem Markt noch keine Geräte verfügbar, die die volle Bandbreite nutzen könnten.