Rückgang?

Huawei: 60 Prozent der Smartphone-Verkäufe verloren

Die US-Sank­tionen haben das Smart­phone Geschäft von Huawei verdorben. Dafür verkauft sich Netz­werk­technik weiter gut und mit Lizenzen lässt sich auch Geld verdienen.
Von mit Material von dpa

Die Auswirkungen der US-Sanktionen spiegeln sich in den Zahlen von Huawei wieder. Die gewünschten politischen Effekte stellen sich nicht ein. Die Auswirkungen der US-Sanktionen spiegeln sich in den Zahlen von Huawei wieder. Die gewünschten politischen Effekte stellen sich nicht ein.
Foto: Picture Alliance / dpa
Die Folgen der US-ameri­kani­schen Sank­tionen schlagen weiter auf das Geschäft des chine­sischen Huawei-Konzerns durch. Der Netz­werk-Ausrüster und Smart­phone-Hersteller verbuchte zum zweiten Mal in Folge einen Umsatz­rück­gang. Im ersten Quartal sanken die Erlöse um 16,5 Prozent auf gut 152 Milli­arden Yuan (19,4 Mrd. Euro) nach einem Minus von 11,2 Prozent im Schluss­quartal 2020. Huawei verwies am Mitt­woch auf einen Rück­gang im Verbrau­cher­geschäft, während es bei Netz­werk-Technik weiteres Wachstum gegeben habe.

Folgen der US-Sank­tionen

Die Auswirkungen der US-Sanktionen spiegeln sich in den Zahlen von Huawei wieder. Die gewünschten politischen Effekte stellen sich nicht ein. Die Auswirkungen der US-Sanktionen spiegeln sich in den Zahlen von Huawei wieder. Die gewünschten politischen Effekte stellen sich nicht ein.
Foto: Picture Alliance / dpa
Huawei hatte durch Sank­tionen der US-Regie­rung unter Präsi­dent Donald Trump den Zugang zu ameri­kani­schen Tech­nolo­gien verloren - und kann seitdem unter anderem keine neuen Smart­phones mit Google-Diensten verkaufen. Dadurch brachen die Verkäufe von Huawei-Smart­phones im Westen spürbar ein.

Um schlim­meres zu verhüten, trennte sich Huawei von der güns­tigeren Marke Honor. Deren Zahlen waren noch vor einem Jahr noch in die Gesamt-Zahlen von Huawei einge­flossen.

Netto­gewinn-Marge gestiegen

Zur Ergebnis-Situa­tion teilte Huawei ledig­lich mit, dass die Netto­gewinn­marge um 3,8 Prozent­punkte auf 11,1 Prozent gestiegen sei. Dazu hätten unter anderem Einnahmen auf Patent­lizenzen in Höhe von 600 Millionen Dollar beigetragen.

Trump hatte Huawei Abhän­gig­keit von der chine­sischen Regie­rung vorge­worfen und warnte vor einer Gefahr von Sabo­tage und Spio­nage durch das Unter­nehmen. Huawei wies die Vorwürfe stets zurück. Der neue US-Präsi­dent Joe Biden nahm die Sank­tionen bislang nicht zurück, leitete aber eine Über­prü­fung von Trumps China-Politik ein.

Markt­for­scher: Huawei hat 60 Prozent der Smart­phone-Verkäufe verloren

Huaweis Smart­phone-Verkäufe als Folge der US-Sank­tionen sind nach Berech­nungen von Markt­for­schern um gut 60 Prozent einge­bro­chen. Die eins­tige globale Nummer zwei rutschte im vergan­genen Quartal mit 18,6 Millionen verkauften Smart­phones auf den siebten Rang ab, wie die Analy­sefirma Canalys heute berich­tete. Im ersten Vier­tel­jahr 2020 hatte Huawei nach Canalys-Berech­nungen noch 49 Millionen Smart­phones verkauft.

Wie schon in den vergan­genen Jahren holte sich dagegen Samsung im vergan­genen Quartal die Markt­füh­rer­schaft zurück, nachdem im Weih­nachts­geschäft Apple mit frischen iPhones zeit­weise die Führung über­nommen hatte. Der südko­rea­nische Konzern verkaufte nach Canalys-Zahlen 76,5 Millionen Smart­phones - 28 Prozent mehr als vor einem Jahr. Samsungs Markt­anteil blieb damit bei 22 Prozent.

Apple stei­gerte die iPhone-Verkäufe um 41 Prozent auf 52,4 Millionen Geräte - und baute seinen Markt­anteil von 14 auf 15 Prozent aus. Noch schneller wuchsen die chine­sischen Huawei-Rivalen. Auf Platz drei stei­gerte Xiaomi die Verkäufe um 62 Prozent auf 49 Millionen Smart­phones. Oppo folgt mit einem Plus von 60 Prozent auf 37,6 Millionen Geräte.

Insge­samt wuchs der welt­weite Smart­phone-Markt Canalys zufolge im Jahres­ver­gleich um 27 Prozent auf 374,4 Millionen verkaufte Computer-Handys.

Eine Einschät­zung (von Henning Gajek)

Was haben wir nun? Viel Streit und wenig Erfolg. Kein einziger Uigure wurde seit den Sank­tionen besser behan­delt, in HongKong kommt die Demo­kra­tie­bewe­gung nicht weiter und das offi­zielle China freut sich nicht über einen Film-Oscar einer chine­sischen Regis­seurin, sondern löscht diese aus dem dort noch zugäng­lichen Internet, weil sie sich angeb­lich einmal über China kritisch geäu­ßert haben soll.

Huawei verkauft im Westen viel­leicht weniger bis fast keine Smart­phones mehr, dafür freuen sich neue Anbieter aus China wie Xiaomi, Oppo, Vivo und wie sie alle heißen. Deren Geräte sind fast genauso gut und sagen­haft günstig und das zählt für viele Anwender. Und Huawei liefert weiter Netz­werk­kom­ponenten und erzielt Einnahmen aus Lizenzen und Know-How.

Bei den Netz­werk­kom­ponenten sollen die euro­päi­schen Netz­betreiber von ihren Regie­rungen gezwungen werden, tadellos funk­tio­nie­rende Technik vorzeitig zu verschrotten, nur weil "Huawei" drauf steht. Die Crux ist, dass die Alter­nativen aus Skan­dina­vien oder von deren Ferti­gungs­straßen in China - nach Insi­der­ansicht - die Funk­tionen und Zuver­läs­sig­keit von Huawei bis heute nicht so gut hinbe­kommen und dann auch noch deut­lich teurer sein sollen.

Die Zeche wird der Kunde zahlen: Entweder an die Mobil­funk­anbieter in Form von stei­genden Preisen oder in Form von Steuern, wenn der Staat helfend eingreifen muss.

Keine Frage: Kriti­sche Durch­sicht aller Waren, die wir kaufen, schadet nie. Woher kommen sie, was können sie, wo sollte man aufpassen? Egal, ob sie aus Ost oder West, Nord oder Süd kommen. Aber am Ende müssen die betei­ligten Parteien wieder an einen Tisch und mitein­ander klar­kommen.

Weitere News zum Thema Business & Geschäftskunden