Langsames DSL: So wird Ihre Leitung schneller
Wer viel im Internet surft und nicht gerade in einer Region lebt, in der DSL nicht möglich ist, der hat in der Regel einen DSL-Anschluss. Doch immer wieder haben auch DSL-Kunden ein Problem, das für Internetnutzer ohne Breitbandanschluss wie ein Luxusproblem wirkt: Die DSL-Leitung ist zu langsam bzw. wird durch unterschiedlichste Faktoren ausgebremst. Oftmals liegen die Probleme dabei aber nicht beim Provider, sondern auf der Seite des Kunden. In diesem Ratgeber zeigen wir auf, welche Gründe es für eine zu langsame Leitung geben kann und wie Sie diese möglicherweise beseitigen können.
In einem separaten Ratgeber zeigen wir auf, wie Sie vorgehen können, wenn der Provider Ihnen nicht die versprochene Geschwindigkeit liefert.
Downstream und Upstream
Vorab gilt: DSL-Anschlüsse für Privatkunden sind in aller Regel ADSL- und VDSL-Anschlüsse - das A steht für asynchron.
Dies bedeutet: Die angegebene "bis zu"-MBit/s-Angabe bezieht sich auf den Downstream, der Upstream ist bedeutend geringer.
Wer also zum Beispiel Fotos oder Videos ins Netz lädt, sollte sich auch bei schnellen Anschlüssen nicht über eine geringe Geschwindigkeit wundern.
Langsames DSL: So wird Ihre Leitung schneller
Bild: teltarif.de
Bandbreite steht und fällt mit der Kupferleitung
Ausschlaggebend für die maximal mögliche Geschwindigkeit ist in jedem Fall die Länge der Kupferleitung zwischen der Vermittlungsstelle und dem Kunden. In der Vermittlungsstelle befindet sich der DSL-Port, das Gegenstück zum DSL-Modem beim Kunden. In einigen Fällen kann es auch vorkommen, dass dieser DSL-Port in einem so genannten Outdoor-DSLAM zu finden ist, also in einem Kasten zwischen Vermittlungsstelle und Kunden. Auf die Leitungslänge hat der Kunde keinen Einfluss. Es gilt aber die Faustregel: Je länger die Leitung, desto geringer die maximale Bandbreite. Doch auch der sogenannte Leitungsquerschnitt hat aufgrund der damit verbundenen Dämpfung einen Einfluss auf die Bandbreite. Aus technischen Gründen ist es den Anbietern also nicht möglich, wirklich die Geschwindigkeit zu schalten, die beworben wird. Das trifft insbesondere auf Anschlüsse mit "bis zu 16 MBit/s" zu.
Datenrate kann aus verschiedenen Gründen unterschiedlich sein
Wechselt ein Kunde von einem Anbieter zum nächsten, so kann die Kapazität leicht schwanken. Das kann an anderen Leitungswegen innerhalb der Vermittlungsstelle liegen, aber auch daran, dass eine andere Technik in der Vermittlungsstelle verwendet wird.
Große Sprünge sind hier aber nicht zu erwarten. Das gilt auch für veränderte DSL-Geschwindigkeiten durch unterschiedliche Einstufungen bei den Dämpfungswerten. So schaltete beispielsweise Vodafone bei einer Leitungsdämpfung von 33 dB eine 6-MBit/s-Leitung, die Deutsche Telekom aber nur eine 2-MBit/s-Leitung. Allerdings haben die Anbieter unterschiedliche Berechnungsmethoden für die Werte, sodass sich die zunächst drastisch wirkenden Unterschiede wieder relativieren.
Nur wenn ein einzelner Anbieter mit einem Outdoor-DSLAM arbeiten sollte und ein anderer Anbieter nicht, dann sind Unterschiede von mehreren Megabit pro Sekunde zu erwarten, da sich die Leitungslänge drastisch verändert. Unterschiede sind aber auch dann möglich, wenn ein Anbieter bei seinen DSLAMs eine ratenadaptive Aushandlung verwendet. Während beispielsweise die Telekom eine fixe Datenrate vorgibt (z.B. 6 MBit/s) mit der sich das Modem verbinden muss, wird bei der ratenadaptiven Aushandlung der theoretisch maximal mögliche Wert vorgegeben. Das Modem versucht, sich mit diesen Werten zu verbinden. Gelingt das nicht, so wird versucht, mit dem nächstbesten Wert zu synchronisieren. Das kann am Ende zu höheren Datendurchsätzen führen als bei einer fixen Datenrate - allerdings ist die Leitung bei einer fixen Rate in der Regel stabiler.
Falsches Profil oder falscher Port kann Geschwindigkeit beeinträchtigen
In einigen Fällen kann es vorkommen, dass trotz einer kurzen Leitung und trotz eines gebuchten ADSL2+-Anschlusses mit bis zu 16 MBit/s im Downstream nur 8 MBit/s aus der Leitung kommen. Hier liegt die Vermutung nahe, dass der DSL-Anbieter seinen Kunden auf einen alten ADSL-Port geschaltet hat. Diese bieten eine maximale Performance von 8 MBit/s. Hier hilft in aller Regel die Kontaktaufnahme mit dem Provider. In der Folge sollte der Kunde auf den ihm zustehenden DSL-Port mit den entsprechenden Leistungen umgeschaltet werden. Vorkommen kann dieses unter anderem dann, wenn ein bestehender Kunde beispielsweise von einem 6-MBit/s-Anschluss zu einem 16-MBit/s-Anschluss wechselt. Hier wird zwar im Computer das Profil gewechselt, doch kann es vorkommen, dass vom Anbieter der Wechsel des DSL-Ports vergessen wird. Auch der umgekehrte Fall ist denkbar.
So hat Ihre Hardware Einfluss auf die DSL-Geschwindigkeit
Mit der Software auf Routern ist es wie mit Software auf dem klassischen PC: Es gibt Updates und das Einspielen kann sich lohnen. Die Hersteller fixen hier Fehler und optimieren die Software, sodass dies auch die Geschwindigkeit des Internet-Zugangs betreffen kann - in positiver Weise.
Eine weitere Ursache für vermeintlich zu langsame Leitungen könnte einfach die Verwendung der falschen Hardware durch den Kunden sein. Denn gerade ältere Modems unterstützen ADSL2+ oder VDSL beziehungsweise VDSL-Vectoring nicht. Hier ist der Kunde in der Pflicht, die Hardware an seinem Anschluss auszutauschen. Manchmal liefert der Provider seinen Kunden einen passenden Standard-Router kostenlos bei Buchung eines Anschlusses.
WLAN kann die Internetverbindung deutlich verlangsamen
Eine weitere mögliche Speed-Bremse ist die Verwendung von WLAN. Nicht immer bringt die drahtlose Übertragung der Daten vom Router zum Rechner die volle Geschwindigkeit. Insbesondere dann, wenn noch ältere Endgeräte verwendet werden, stößt der Nutzer mit WLAN schnell an seine Grenzen. Der vor vielen Jahren gängige Standard 802.11b hat einen Netto-Datendurchsatz von 5 bis 6 MBit/s. Wer also eine 16-MBit/s-Leitung mit einem 802.11b/g-WLAN-Zugang nutzt, der verschenkt fast zwei Drittel der Kapazität seines Anschlusses. Abhilfe schaffen hier neuere WLAN-Standards wie 802.11ac oder 802.11ax.
Dann ist auch noch die Standort-Wahl für den WLAN-Router entscheidend: Es lohnt sich, verschiedene Positionen in der Wohnung auszuprobieren und im Zweifel auch die Antennenausrichtung zu verändern.
- DSL-Flatrate: Aktuelle Aktionsangebote der Provider
- VDSL: Die schnellste DSL-Variante
- Recht auf Breitband-Internet: So fordern Sie es ein
- Anschluss zu langsam: So wehren Sie sich
- Das sind die Alternativen zu DSL
- DSL-Tarife für Geschäftskunden
- DSL zu langsam: So wird Ihre Leitung schneller
- 10 DSL-Tipps zu Speed, Hardware und Vertrag
- Breitband-Internet im ganzen Haus ohne neue Kabel
- Den richtigen Router für (V)DSL und TV-Kabel finden
- VDSL Vectoring: 250 MBit/s per Kupferkabel
- DSL-Tarifvergleich für Telefonie und Internet
Mehrere Nutzer und IPTV können Geschwindigkeits-Einbußen hervorrufen
Weitere Speedeinbußen können recht banal sein: Surfen mehrere Nutzer über die gleiche Leitung, beispielsweise in einer WG oder weil das WLAN nicht verschlüsselt ist (übrigens sowieso nicht ratsam), so geht die Kapazität pro Nutzer zu Stoßzeiten in die Knie. Auch kann es vorkommen, dass im DSL-Router entsprechende Begrenzungen pro Nutzer vorgesehen sind. Ferner bieten einige Router, die beispielsweise bei IPTV verwendet werden, sogenannte Quality-of-Service-(QoS)-Features. Sie reservieren beispielsweise für den angeschlossenen Fernseher eine gewisse Bandbreite damit das TV-Signal problemlos ankommt. Je nach Anbieter wird diese Bandbreite von mehreren Megabits pro Sekunde von der nominal geschalteten Kapazität abgezogen.
Fazit: Langsames DSL kann viele Ursachen haben - aber es gibt Lösungen
Übrigens: Zu DSL gibt es auch Alternativen: Eventuell surfen Sie mit einem Kabelanschluss, per Glasfaser oder einen LTE/5G-Zuhause-Tarif schneller.
Mehr zum Thema DSL
-
23.04.24PreiserhöhungSammelklage gegen Vodafone - jetzt hier mitmachenVodafone erhöhte 2023 bei laufenden Internet- und Festnetzanschlüssen einseitig die Preise. Das halten Verbraucherschützer für nicht erlaubt. Betroffene können sich nun kostenlos der Sammelklage anschließen - so gehts. zur Meldung
-
17.04.24Nachgefragteasybell ADSL2+: Technologiewechsel oder Preiserhöhung?easybell-Kunden erhalten schon wieder eine Preiserhöhung - wegen der Abschaltung von ADSL2+ Annex B. Außerdem stellt sich die Frage: Wann gibts Glasfaser bei easybell? zur Meldung
-
13.04.24Kult-Router20 Jahre AVM FRITZ!Box: Das sind die aktuellen ModelleSeit 2004 ist die FRITZ!Box von AVM fast jedem Internet-Nutzer ein Begriff. Wir stellen die aktuellen Router-Modelle für VDSL, TV-Kabel, Glasfaser und Mobilfunk in einer Übersicht vor. zur Meldung
-
12.04.24BreitbandausbauAuslaufmodell DSL: Erste Abschaltanträge für 2025 erwartetDer BREKO geht davon aus, dass die Telekom ab 2025 erste Anträge bei der BNetzA zur Abschaltung der DSL-Netze stellen wird. Das werden Glasfasernetzbetreiber gerne hören, doch der BREKO befürchtet, dass die Telekom strategisch zu deren Nachteil vorgehen wird. zur Meldung
-
06.04.24SchnellGlasfaser, Kabel, 5G & Co.: Surfen im Internet per BreitbandNeben (V)DSL, TV-Kabel und Glasfaser gibt es zahlreiche weitere Wege, zu Hause einen schnellen Zugang ins Internet einzurichten - zum Beispiel über 5G oder Satellit. zur Meldung