Geschwindigkeit

Langsames DSL: So wird Ihre Leitung schneller

Immer wieder beschweren sich Nutzer über zu lang­same DSL-Leitungen. Sind fürs Tempo wirk­lich nur die Anbieter zuständig? Lesen Sie hier, wie Sie Ihre Leitung selber schneller bekommen und ob Kabel, LTE/5G oder Satellit eine Alter­native sein können.
Von Thorsten Neuhetzki /

Wer viel im Internet surft und nicht gerade in einer Region lebt, in der DSL nicht möglich ist, der hat in der Regel einen DSL-Anschluss. Doch immer wieder haben auch DSL-Kunden ein Problem, das für Inter­netnutzer ohne Breit­band­anschluss wie ein Luxus­problem wirkt: Die DSL-Leitung ist zu langsam bzw. wird durch unter­schied­lichste Faktoren ausge­bremst. Oftmals liegen die Probleme dabei aber nicht beim Provider, sondern auf der Seite des Kunden. In diesem Ratgeber zeigen wir auf, welche Gründe es für eine zu lang­same Leitung geben kann und wie Sie diese mögli­cher­weise besei­tigen können.

In einem sepa­raten Ratgeber zeigen wir auf, wie Sie vorgehen können, wenn der Provider Ihnen nicht die verspro­chene Geschwin­digkeit liefert.

Down­stream und Upstream

Vorab gilt: DSL-Anschlüsse für Privat­kunden sind in aller Regel ADSL- und VDSL-Anschlüsse - das A steht für asyn­chron. Dies bedeutet: Die ange­gebene "bis zu"-MBit/s-Angabe bezieht sich auf den Down­stream, der Upstream ist bedeu­tend geringer. Wer also zum Beispiel Fotos oder Videos ins Netz lädt, sollte sich auch bei schnellen Anschlüssen nicht über eine geringe Geschwin­digkeit wundern. Langsames DSL: So wird Ihre Leitung schneller Langsames DSL: So wird Ihre Leitung schneller
Bild: teltarif.de

Band­breite steht und fällt mit der Kupfer­leitung

Ausschlag­gebend für die maximal mögliche Geschwin­digkeit ist in jedem Fall die Länge der Kupfer­leitung zwischen der Vermitt­lungs­stelle und dem Kunden. In der Vermitt­lungs­stelle befindet sich der DSL-Port, das Gegen­stück zum DSL-Modem beim Kunden. In einigen Fällen kann es auch vorkommen, dass dieser DSL-Port in einem so genannten Outdoor-DSLAM zu finden ist, also in einem Kasten zwischen Vermitt­lungs­stelle und Kunden. Auf die Leitungs­länge hat der Kunde keinen Einfluss. Es gilt aber die Faust­regel: Je länger die Leitung, desto geringer die maxi­male Band­breite. Doch auch der soge­nannte Leitungs­quer­schnitt hat aufgrund der damit verbun­denen Dämp­fung einen Einfluss auf die Band­breite. Aus tech­nischen Gründen ist es den Anbie­tern also nicht möglich, wirk­lich die Geschwin­digkeit zu schalten, die beworben wird. Das trifft insbe­sondere auf Anschlüsse mit "bis zu 16 MBit/s" zu.

Daten­rate kann aus verschie­denen Gründen unter­schied­lich sein

Wech­selt ein Kunde von einem Anbieter zum nächsten, so kann die Kapa­zität leicht schwanken. Das kann an anderen Leitungs­wegen inner­halb der Vermitt­lungs­stelle liegen, aber auch daran, dass eine andere Technik in der Vermitt­lungs­stelle verwendet wird.

Große Sprünge sind hier aber nicht zu erwarten. Das gilt auch für verän­derte DSL-Geschwin­digkeiten durch unter­schied­liche Einstu­fungen bei den Dämp­fungs­werten. So schal­tete beispiels­weise Voda­fone bei einer Leitungs­dämp­fung von 33 dB eine 6-MBit/s-Leitung, die Deut­sche Telekom aber nur eine 2-MBit/s-Leitung. Aller­dings haben die Anbieter unter­schied­liche Berech­nungs­methoden für die Werte, sodass sich die zunächst dras­tisch wirkenden Unter­schiede wieder rela­tivieren.

Nur wenn ein einzelner Anbieter mit einem Outdoor-DSLAM arbeiten sollte und ein anderer Anbieter nicht, dann sind Unter­schiede von mehreren Megabit pro Sekunde zu erwarten, da sich die Leitungs­länge dras­tisch verän­dert. Unter­schiede sind aber auch dann möglich, wenn ein Anbieter bei seinen DSLAMs eine raten­adap­tive Aushand­lung verwendet. Während beispiels­weise die Telekom eine fixe Daten­rate vorgibt (z.B. 6 MBit/s) mit der sich das Modem verbinden muss, wird bei der raten­adap­tiven Aushand­lung der theo­retisch maximal mögliche Wert vorge­geben. Das Modem versucht, sich mit diesen Werten zu verbinden. Gelingt das nicht, so wird versucht, mit dem nächst­besten Wert zu synchro­nisieren. Das kann am Ende zu höheren Daten­durch­sätzen führen als bei einer fixen Daten­rate - aller­dings ist die Leitung bei einer fixen Rate in der Regel stabiler.

Falsches Profil oder falscher Port kann Geschwin­digkeit beein­träch­tigen

In einigen Fällen kann es vorkommen, dass trotz einer kurzen Leitung und trotz eines gebuchten ADSL2+-Anschlusses mit bis zu 16 MBit/s im Down­stream nur 8 MBit/s aus der Leitung kommen. Hier liegt die Vermu­tung nahe, dass der DSL-Anbieter seinen Kunden auf einen alten ADSL-Port geschaltet hat. Diese bieten eine maxi­male Perfor­mance von 8 MBit/s. Hier hilft in aller Regel die Kontakt­aufnahme mit dem Provider. In der Folge sollte der Kunde auf den ihm zuste­henden DSL-Port mit den entspre­chenden Leis­tungen umge­schaltet werden. Vorkommen kann dieses unter anderem dann, wenn ein bestehender Kunde beispiels­weise von einem 6-MBit/s-Anschluss zu einem 16-MBit/s-Anschluss wech­selt. Hier wird zwar im Computer das Profil gewech­selt, doch kann es vorkommen, dass vom Anbieter der Wechsel des DSL-Ports vergessen wird. Auch der umge­kehrte Fall ist denkbar.

So hat Ihre Hard­ware Einfluss auf die DSL-Geschwin­digkeit

Mit der Soft­ware auf Routern ist es wie mit Soft­ware auf dem klas­sischen PC: Es gibt Updates und das Einspielen kann sich lohnen. Die Hersteller fixen hier Fehler und opti­mieren die Soft­ware, sodass dies auch die Geschwin­digkeit des Internet-Zugangs betreffen kann - in posi­tiver Weise.

Eine weitere Ursache für vermeint­lich zu lang­same Leitungen könnte einfach die Verwen­dung der falschen Hard­ware durch den Kunden sein. Denn gerade ältere Modems unter­stützen ADSL2+ oder VDSL bezie­hungs­weise VDSL-Vecto­ring nicht. Hier ist der Kunde in der Pflicht, die Hard­ware an seinem Anschluss auszu­tauschen. Manchmal liefert der Provider seinen Kunden einen passenden Stan­dard-Router kostenlos bei Buchung eines Anschlusses.

WLAN kann die Inter­netver­bindung deut­lich verlang­samen

Eine weitere mögliche Speed-Bremse ist die Verwen­dung von WLAN. Nicht immer bringt die draht­lose Über­tragung der Daten vom Router zum Rechner die volle Geschwin­digkeit. Insbe­sondere dann, wenn noch ältere Endge­räte verwendet werden, stößt der Nutzer mit WLAN schnell an seine Grenzen. Der vor vielen Jahren gängige Stan­dard 802.11b hat einen Netto-Daten­durch­satz von 5 bis 6 MBit/s. Wer also eine 16-MBit/s-Leitung mit einem 802.11b/g-WLAN-Zugang nutzt, der verschenkt fast zwei Drittel der Kapa­zität seines Anschlusses. Abhilfe schaffen hier neuere WLAN-Stan­dards wie 802.11ac oder 802.11ax.

Dann ist auch noch die Standort-Wahl für den WLAN-Router entschei­dend: Es lohnt sich, verschie­dene Posi­tionen in der Wohnung auszu­probieren und im Zweifel auch die Anten­nenaus­rich­tung zu verän­dern.

Mehrere Nutzer und IPTV können Geschwin­digkeits-Einbußen hervor­rufen

Weitere Spee­dein­bußen können recht banal sein: Surfen mehrere Nutzer über die gleiche Leitung, beispiels­weise in einer WG oder weil das WLAN nicht verschlüs­selt ist (übri­gens sowieso nicht ratsam), so geht die Kapa­zität pro Nutzer zu Stoß­zeiten in die Knie. Auch kann es vorkommen, dass im DSL-Router entspre­chende Begren­zungen pro Nutzer vorge­sehen sind. Ferner bieten einige Router, die beispiels­weise bei IPTV verwendet werden, soge­nannte Quality-of-Service-(QoS)-Features. Sie reser­vieren beispiels­weise für den ange­schlos­senen Fern­seher eine gewisse Band­breite damit das TV-Signal problemlos ankommt. Je nach Anbieter wird diese Band­breite von mehreren Mega­bits pro Sekunde von der nominal geschal­teten Kapa­zität abge­zogen.

Fazit: Lang­sames DSL kann viele Ursa­chen haben - aber es gibt Lösungen

Es ist verständ­lich: Wer für "bis zu 16 MBit/s" zahlt, möchte diese auch gelie­fert bekommen. Tech­nisch sind die DSL-Anbieter jedoch oftmals nicht dazu in der Lage - vor allem dann, wenn die Anschlüsse nicht gerade in Ballungs­zentren liegen. Wie erwähnt, gibt es jedoch auch zahl­reiche Gründe, warum die DSL-Leitung nur augen­schein­lich zu langsam ist, der Kunde also den Fehler in den eigenen vier Wänden suchen muss.

Übri­gens: Zu DSL gibt es auch Alter­nativen: Even­tuell surfen Sie mit einem Kabel­anschluss, per Glas­faser oder einen LTE/5G-Zuhause-Tarif schneller.

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