Verbindungsdaten zeigen sozialen Beziehungen einer Gesellschaft
Metadaten - Landkarte der sozialen Beziehungen
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"Niemand hört sich ihre Telefonate an", erklärte
US-Präsident Barack Obama zu Anfang des Spähskandals. Damit hatte er
teilweise Recht: Denn einige der Geheimdienstprogramme sammlen nach
Informationen von Edward Snowden nicht die Inhalte einer
Kommunikation, sondern die Verbindungsdaten. Diese werden auch
"Metadaten" genannt. Es sind die technischen Informationen, die bei
einer Nachricht anfallen.
Bei einer E-Mail handelt es sich dabei beispielsweise um die Informationen über den Absender und den Empfänger sowie den Zeitpunkt der Nachricht. Bei Handytelefonaten und SMS sehen die Geheimdienste auch, an welchem Ort sich die Beteiligten jeweils befunden haben, weil die Mobiltelefone in bestimmten Funkzellen eingeloggt waren. Auch Einträge auf sozialen Netzwerken hinterlassen eine Vielzahl an Daten, wie von welchem Programm eine Nachricht abgeschickt wurde.
Metadaten - Landkarte der sozialen Beziehungen
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In der Debatte um die Spähaffäre geht es deswegen auch darum, wie
aussagekräftig solche Metadaten sind. Einerseits umfassen sie nicht
die Inhalte der Kommunikation, also den Text der E-Mail oder die
Gespräche am Telefon. Doch massenhaft gesammelt ermöglichen sie eine
Analyse von Netzwerken: Wer kommuniziert viel mit wem, wer hat
besonders viele Kontakte, wie sind Menschen miteinander verbunden?
Landkarte sämtlicher sozialen Beziehungen einer Gesellschaft
Frank Schirrmacher, Mitherausgeber der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" bezeichnet die Metadaten als "Landkarte sämtlicher sozialen Beziehungen einer Gesellschaft". "Das heißt nicht nur wer mit wem, sondern auch: Wer ist im Zentrum? Von wo kommen Ideen? Wo ist ein Zentrum von Aktivität?"
Auf einer Webseite des amerikanischen Forschungsinstituts MIT kann man anhand der eigenen E-Mail-Kontakte eine solche Analyse vornehmen. In dem Projekt "Immersion" erkennt das System nicht nur, mit wem man besonders intensiv kommuniziert, sondern auch, wie die Beziehungen der Beteiligten untereinander sind. So kann das System zwischen Familienmitgliedern, Kollegen im Büro und Freunden aus einem Verein unterscheiden.
Wie viel die Metadaten verraten, zeigt auch ein Experiment des amerikanischen Soziologieprofessors Kieran Healy. Er untersuchte Mitgliedslisten verschiedener Organisationen aus dem Boston des 18. Jahrhundert. Als zentrale Figur stellt sich dabei ausgerechnet ein Mann heraus, der einige Jahre später die US-Kolonisten vor herannahenden Britischen Truppen warnen sollte.