Verlust

Microsoft macht Miese: Windows-Konzern unterschätzt Übernahme

Kaufpreis in Höhe von 6,3 Milliarden Dollar abgeschrieben
Von Marleen Frontzeck-Hornke mit Material von dpa

Microsoft macht Miese Microsoft macht Miese
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Ein gründlich daneben gegangener Internet-Zukauf beschert Microsoft den ersten Verlust als börsennotiertes Unternehmen. Das Minus im vierten Geschäftsquartal summierte sich auf 492 Millionen Dollar (400 Mio. Euro), wie der Software-Primus mitteilte. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres von April bis Juni hatte Microsoft noch einen Gewinn von 5,9 Milliarden Dollar eingefahren.

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Microsoft hat den Verlust durch die Übernahme der Firma Aquantive vor fünf Jahren herbeigeführt. Der Hintergedanke des Konzerns war, mit dem Kauf des Digital-Vermarkters dem Konkurrenten Google entgegenzutreten – dieser hatte zuvor sich die Firma DoubleClick einverleibt. Allerdings konnte Microsoft dadurch nur wenige Einnahmen verzeichnen, während es bei Google deutlich besser läuft. Demzufolge musste der Windows-Konzern nun den damaligen Aquantive-Kaufpreis in Höhe von 6,3 Milliarden Dollar abschreiben, wie das Unternehmen bereits am Anfang des Monats angekündigt und damit die Anleger vorgewarnt hat. Diese haben anlässlich dessen sogar mit einem noch größeren Verlust gerechnet, wodurch die Aktie nachbörslich um zwei Prozent anstieg.

Microsoft hat Milliarden versenkt

Das Online-Geschäft ist eine Dauerbaustelle, in der Microsoft über die Jahre viele Milliarden versenkt hat. In dem nun abgeschlossenen gesamten Geschäftsjahr addierte sich das operative Minus der Sparte zusammen mit der Abschreibung auf 8,1 Milliarden Dollar. Schon im Jahr davor hatte der Konzern hier 2,7 Milliarden Dollar verloren.

Flaggschiff der Internet-Sparte ist die Suchmaschine Bing, die trotz einer Kooperation mit Yahoo einen schweren Stand gegenüber dem Marktführer Google hat. Sein Geld verdient Microsoft wie eh und je vor allem mit seinem PC-Betriebssystem Windows und seinen Office-Büroprogrammen. Hinzu kommt Software für leistungsstarke Firmenrechner, sogenannte Server.

Vor allem dank eines gut laufenden Office- und Server-Geschäfts legte der Umsatz im Schlussquartal des Geschäftsjahres um vier Prozent auf 18,1 Milliarden Dollar zu. Das sei ein Rekordwert, betonte Konzernchef Steve Ballmer. Windows 7 dagegen verkaufte sich kurz vor der Ablösung durch das am 26. Oktober erscheinende Windows 8 merklich schlechter und warf auch weniger Gewinn ab.

Weltweite PC-Nachfrage stagnierte

Die weltweite PC-Nachfrage stagnierte zuletzt angesichts der weltweiten wirtschaftlichen Unsicherheiten sowie der Beliebtheit von Tablet-Computern und Smartphones. Deshalb wird das kommende Windows 8 in seinen diversen Varianten auch diese mobilen Geräte antreiben können. Microsoft erhofft sich durch Windows 8 überdies eine Belebung des PC-Markts.

Um den Absatz von Windows 7 in den verbleibenden Monaten zu stützen, verspricht Microsoft den Käufern einen Rabatt beim Upgrade auf die Nachfolgesoftware. Dafür plante der Konzern schon mal 540 Millionen Dollar ein.

Auch im Unterhaltungsbereich mit der Spielekonsole Xbox 360 gab es im Schlussquartal rote Zahlen. Microsoft versucht mit großem Aufwand, die Xbox zum Herzstück der Wohnzimmer-Unterhaltung zu machen. Dafür wurde das Angebot von Filmen und Sendungen für die Plattform stark ausgeweitet. Der Umsatz in der Sparte stieg.

Im gesamten Geschäftsjahr konnte Microsoft den Konzernumsatz um 5 Prozent auf den Bestwert von 73,7 Milliarden Dollar hochschrauben. Der Jahresgewinn fiel dagegen wegen der Abschreibung um gut ein Viertel auf 17 Milliarden Dollar.

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