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Ausblick auf 2011: Mobilfunk-Betreiber müssen wieder Kraft tanken

LTE-Kosten und Regulierung lassen kaum Platz für allgemeine Preissenkungen
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Netzausbau: Vodafone-Techniker montieren 5G-Antennen auf einer Mobilfunk-Station in Berlin. Bild: Vodafone Die Mobil­funk­tarife sind extrem unein­heit­lich: Einen Monat lang mit einer Handy-Internet-Flat zu surfen ist mit vielen Verträgen billiger, als zehn Minuten lang in die USA zu tele­fonieren. Dabei ist die Netz­last, die das Handy-Surfen produ­ziert, um den Faktor hundert höher! Das Kalkül der Netz­betreiber dahinter: Wenn der Nutzer unbe­dingt vom Handy in die USA anrufen muss, dann wird das schon einen wich­tigen Grund haben - der Kunde wird also auch die hohen Auslands-Minu­ten­preise irgendwie schlu­cken.

Poli­tiker und Regu­lierer machen es sich aber zuneh­mend zum Sport, die aller­schlimmsten Tarif­aus­wüchse per Gesetz zu verhin­dern: Gespräche, SMS und Daten im EU-Roaming, 0180x-Service­num­mern oder einge­hende Gespräche national: Alles ist irgendwie gede­ckelt.

Die Mobil­funk­branche reagiert auf die jewei­ligen Vorgaben meist damit, die Tarife auf den zuläs­sigen Höchst­betrag zu senken. Das miss­fällt der Politik, die sich in den genannten Berei­chen das Entstehen eigen­stän­digen Wett­bewerbs wünscht; mit noch deut­lich redu­zierten Preisen, die nur noch knapp über den notwen­digen Selbst­kosten liegen. Die Folge: Die Daumen­schrauben werden immer schneller ange­zogen. So wurde das Inter­con­nect-Entgelt für einge­hende Gespräche jüngst glatt halbiert; und auf EU-Ebene wird darüber disku­tiert, Roaming-Entgelte komplett abzu­schaffen.

Preis­stei­gerung bei den Stan­dard­pro­dukten!?

Netzausbau: Vodafone-Techniker montieren 5G-Antennen auf einer Mobilfunk-Station in Berlin. Bild: Vodafone Auch wenn die Politik folgendes nicht direkt äußert, es ist eigent­lich klar, dass sie es von den Mobil­fun­kern fordert: "Macht bei den Stan­dard­pro­dukten wie netz­internen Gesprä­chen oder Fest­netz-Flat­rates solche Preise, dass Ihr damit auch noch etwas verdient. Dann müsst Ihr bei den Sonder­diensten (Tele­fonate ins Ausland und zu Service­num­mern, Roaming, Daten­dienste ohne Daten­option etc. pp.) nicht mehr so deftig zulangen und kommt dennoch auf Euren Schnitt!"

Es scheint erste, verhal­tene Anzei­chen in diese Rich­tung zu geben: Sofort nach der jüngsten Inter­con­nect-Preis­sen­kung boten erste Call-by-Call-Anbieter Tele­fonate vom Fest­netz zum Handy für unter 5 Cent pro Minute an. Vergleichbar güns­tige Preise von Handy zu Handy gibt es hingegen weiterhin nur netz­intern. Die Netz­betreiber halten sich sicher mit Preis­sen­kungen bei den Stan­dard­tarifen auch deshalb zurück, um Platz zu haben für die abseh­baren weiteren erzwun­genden Preis­sen­kungen bei den Sonder­diensten.

Neue Kosten für neue Netze

Aber auch LTE kommt mit großen Schritten und damit auch neuen, großen Kosten: Letztes Jahr 4,4 Milli­arden Euro für die Lizenzen, dieses Jahr wahr­schein­lich noch einmal mindes­tens dieser Betrag für den Netz­aufbau. Geld, das derzeit fast ausschließ­lich mit Sprach­tele­fonie und schmal­ban­digen Daten­diensten (SMS) verdient wird, das aber in den Hoff­nungs­träger "Breit­band" inves­tiert wird, obwohl deren Erfolg, gemessen an den Kosten, weiterhin extrem frag­lich ist.

Die Folge des vorge­nannten: Die gesamte Branche steht unter Druck, ihre Umsätze zu stei­gern. Wir sollten uns also nicht zu sehr wundern, wenn die Preise eines Anbie­ters auch nach der nächsten Tarif­reform kaum anders aussehen als bisher. Und auch von den Discoun­tern ist nicht allzu viel Bewe­gung zu erwarten. Sobald aber die LTE-Auf- und Ausbau­welle wieder etwas abebbt, ist wieder Platz für Effi­zienz­stei­gerungen und damit sinkende Preise.

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